Nach Pannenserie: Lambrecht will am Puma festhalten
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Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall, Ralf Ketzel, Vorstandsvorsitzender von Krauss-Maffei Wegmann, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn (von links) beim Puma-Gipfel.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, setzen weiter auf den umstrittenen Schützenpanzer Puma. Das teilten sie am Freitag nach einem Treffen mit den Chefs der beteiligten Rüstungsunternehmen Krauss-Maffai Wegmann, Ralf Ketzel, und Rheinmetall, Armin Papperger, mit. Dabei zeigte sich Zorn optimistisch, dass die Schützenpanzer im ersten Halbjahr 2023 auch noch bei der Nato-Eingreiftruppe „Very High Readiness Joint Task Force“ (kurz: VJTF) zum Einsatz kommen werden. Dort hat Deutschland seit dem 1. Januar die Führung inne.
Die Truppe mit 11.500 Soldatinnen und Soldaten insgesamt, von denen Deutschland 8.000 stellt, soll im Ernstfall binnen sieben Tagen einsatzbereit sein – mutmaßlich an der Nato-Ostflanke zur Eindämmung einer Eskalation des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine auf das Territorium des westlichen Bündnisses. Dazu wird eine verlässliche Ausrüstung zwingend benötigt.
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© Quelle: Reuters
18 Pumas ausgefallen
Im Dezember waren bei einer VJTF-Übung alle 18 Pumas ausgefallen. Dies hatte zu erheblichem Unmut nicht zuletzt bei Lambrecht geführt. Sie machte die Industrie für das Versagen verantwortlich und kündigte an, die Bestellung weiterer Schützenpanzer desselben Typs vorerst auszusetzen. Statt der Pumas kommt in der VJTF bis auf weiteres das Vorgängermodell Marder zum Einsatz, das als weniger leistungsfähig, dafür aber als robuster gilt.
Nach dem Puma-Gipfel im Verteidigungsministerium zeigten sich die Beteiligten versöhnlich. Lambrecht sagte, der Ausfall habe seinerzeit „für große Überraschung“ gesorgt. Denn es gelte, der Verantwortung in der Nato nachzukommen. Da sei es „gut, dass wir auf Marder zurückgreifen können“. Diese Möglichkeit sei ohnehin stets Teil der Planung gewesen.
Die Ministerin dankte den Industrievertretern überdies „sehr herzlich für den konstruktiven Austausch“. Die Unternehmen hätten die ausgefallenen Pumas schnell instandgesetzt. Jetzt gehe es um eine dauerhafte Behebung von Mängeln. Dabei resultierten die Probleme offenkundig nicht nur aus dem Material. „Auch unsere Leute in der Truppe müssen deutlich besser ausgebildet werden“, betonte die SPD-Politikerin und fügte hinzu, „es gibt viel zu tun.“
Die Bundeswehr wolle nämlich „weiter am Puma festhalten“, sodass alle Beteiligten ihre „Hausaufgaben machen müssen“. Anschließend werde vom Bundestag über eine weitere Bestellung entschieden.
Zorn erklärte: „Das Heer hat einen dringenden Bedarf am Puma.“ Dieser werde außer in der VJTF in der Bundeswehr auch weiter genutzt. Eine Aufgabe bestehe fortan darin, die Zusammenarbeit mit der Industrie enger zu verzahnen.
Rheinmetall-Chef Papperger sagte, der Puma sei „der beste Schützenpanzer der Welt“. Man wolle ihn stabiler machen. Gegenseitige Schuldzuweisungen brächten da nichts. Ketzel von Krauss-Maffai Wegmann unterstrich, der Puma bringe „bahnbrechende Neuerungen“. Man wolle die „Robustheit künftig auf ein Level bringen, das der VJTF angemessen ist“.
Leopard-Frage offen
Mit Blick auf zunehmende Forderungen nach der Lieferung von Leopard 2-Panzern an die Ukraine sagte die Verteidigungsministerin: „Da gibt es keine veränderte Position.“ Es gehe um „eine eigenständige Entscheidung, die in der Bundesregierung zu treffen ist“. Das sei noch nicht geschehen.
Kanzler Olaf Scholz hatte in der vorigen Woche die Lieferung von 40 Mardern an die Ukraine angekündigt, obwohl eine solche Lieferung unter anderem von Lambrecht lange ausgeschlossen worden war. Seitdem werden Forderungen nach Lieferung von Leopard-Panzern im In- und Ausland immer lauter.