„Brauchen mehr Rüstungsindustrie in Deutschland“

Verteidigungsminister Pistorius will Waffenlücken bei Bundeswehr schnell schließen

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, nimmt im Bundestag an der aktuellen Stunde mit dem ThemaLeopard-Blockade der Bundesregierung, teil.

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, nimmt im Bundestag an der aktuellen Stunde mit dem ThemaLeopard-Blockade der Bundesregierung, teil.

Berlin. Die Bundesregierung will die durch Waffenlieferungen an die Ukraine entstehenden Lücken bei der Bundeswehr möglichst rasch schließen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte dazu am Mittwochabend Gespräche mit der Rüstungsindustrie an, die womöglich schon kommende Woche stattfinden sollen. Aus SPD und Union kommen zugleich Forderungen, die Rüstungsproduktion in Europa besser zu koordinieren.

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Die Bundesregierung hatte am Mittwoch die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine bekanntgegeben, auch andere Länder wollen solche Panzer aus deutscher Produktion nun liefern. Zu den bisherigen deutschen Lieferungen gehören das Flugabwehrsystem Patriot, Gepard-Panzer zur Flugabwehr und das Luftabwehrsystem Iris-T.

Verteidigungsminister Pistorius begrüßt Panzerlieferungen
BERLIN, GERMANY - JANUARY 25: Defense Minister Boris Pistorius chats with Interior and Homeland Minister Nancy Faeser
upon their arrival for the weekly government cabinet meeting on January 25, 2023 in Berlin, Germany. Germany has reportedly agreed to send Leopard main battle tanks to Ukraine. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Für den SPD-Politiker war nach eigenen Worten dabei zentral, dass die US-Amerikaner ihrerseits Kampfpanzer vom Typ Abrams schicken wollen.

Pistorius hatte vergangene Woche Lieferungen von Waffen und Ausrüstung an die Ukraine im Wert von einer Milliarde Euro im Frühjahr angekündigt. Damit steige der Gesamtumfang der deutschen Militärhilfe seit Beginn des Kriegs auf 3,3 Milliarden Euro.

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Pistorius: „Wir tun jetzt alles, damit schnell wiederbeschafft wird“

Pistorius sagte am Mittwochabend in den ARD-„Tagesthemen“, die Lücken durch Abgabe von Waffen an die Ukraine kämen zu den Wiederbeschaffungsdefiziten hinzu, die in den vergangenen Jahren „ordentlich aufgehäuft“ worden seien. „Wir tun jetzt alles, damit schnell wiederbeschafft wird“, betonte der Minister. Er wolle mit der Rüstungsindustrie dazu sehr bald Gespräche führen, wahrscheinlich schon in der nächsten Woche. Pistorius fügte hinzu: „Wir brauchen mehr Rüstungsindustrie in Deutschland, aber, wie ich finde, auch konzertiert in Europa.“

December 13, 2022, Ljubljana, Slovenia: German Rheinmetall MAN tactical military transport vehicles are parked in the Edvard Peperko military barracks. Slovenian military received 40 of Rheinmetall trucks as part of a so-called chain-swap deal with Germany used to supply arms to Ukraine, in which Slovenia sent 28 M55s tanks to Ukraine and 38 Oshkosh vehicles after purchasing them from the USA. (Credit Image: © Luka Dakskobler/SOPA Images via ZUMA Press Wire

Wohin geht es mit der „stärksten Rüstungsindustrie in Europa“?

Kaputte Panzer, fehlende Munition – genug Geld für die Ausrüstung der Bundeswehr ist da, doch die deutschen Waffenhersteller kommen nicht hinterher. Das liegt auch an der komplizierten Beziehung zwischen Politik, Industrie und Streitkräften.

Der SPD-Verteidigungsexperte Wolfgang Hellmich bestärkte Pistorius in seinem Vorgehen. „Wir müssen uns sehr schnell mit der Rüstungsindustrie zusammensetzen, um bei dem Ersatz für die Leopard-Panzer in die Produktion zu gehen“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wir müssen da durch Anschubfinanzierung und langfristige Abnahmegarantien zusammenkommen, weil es die Sicherheit unseres Landes erfordert.“

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Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn, nannte es „fundamental wichtig für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, umgehend Leopard-Panzer, Munition und alles weitere nachzubeschaffen, was die Bundeswehr abgeben musste“. Der CSU-Politiker forderte in der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag) eine langfristige Unterstützungsstrategie, auf die sich auch die Hersteller einstellen könnten.

Boris Pistorius kündigt Gespräche mit Rüstungsindustrie an
Boris Pistorius M, SPD, Bundesminister der Verteidigung, aufgenommen bei einem Besuch des Gefechtsschiessens der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 122 mit Schuetzenpanzern Puma auf dem Truppenuebungsplatz in Altengrabow, 26.01.2023. Pistorius besucht zum ersten Mal seit seinem Antritt des Amtes des Verteidigungsministers vor einer Woche die Bundeswehr. Altengrabow Deutschland *** Boris Pistorius M, SPD , Federal Minister of Defense, photographed during a visit to the combat firing of the 2 Company of the Panzergrenadier Battalion 122 with Schuetzenpanzern Puma at the military training area in Altengrabow, 26 01 2023 Pistorius visits the Bundeswehr Altengrabow Germany for the first time since he took office as Minister of Defense Copyright: xFlorianxGaertner/photothek.dex

Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister, besuchte am Donnerstag einen Truppenübungsplatz in Altengrabow.

Bundeskanzler Scholz: „Sowas sollte uns in der Zukunft nicht passieren“

Bundeskanzler Olaf Scholz kritisierte in diesem Zusammenhang frühere Verteidigungsminister der Union für Fehler. „In vielen Fällen müssen die Produktionen neu etabliert werden“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Was nun, Herr Scholz“. So gebe es für viele Waffen nicht genügend Ersatzteile oder Munition. Es gebe im Zusammenspiel mit der Industrie keine konstante Produktion. „Sowas sollte uns in der Zukunft nicht passieren“. Nun müsse man die Bundeswehr in den nächsten Jahren so ausrüsten, dass sie zur Landesverteidigung fähig sei.

Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, forderte eine Neuaufstellung der europäischen Rüstungsproduktion. „Die europäischen Staaten sind derzeit nicht in der Lage, die notwendigen Rüstungsgüter schnell genug bereitzustellen, weder für unsere eigene Verteidigung noch für die Ukraine“, beklagte der CSU-Vize in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Notwendig sei „eine Art Kriegswirtschaft in der EU, um Stabilität und Sicherheit gewährleisten zu können“. Weber rief die EU-Kommission auf, „gemeinsame Standards für Produktion und Export von Waffen und Munition zu entwickeln“.

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RND/dpa

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