Fragen und Antworten

Feuerwerk, Unfälle, Verbotsdiskussion: Was von der Silvesternacht übrig bleibt

Zahlreiche Städte und Gemeinden hatten an Silvester in bestimmten Zonen ein Böllerverbot ausgesprochen, wie hier in der Altstadt in Düsseldorf.

Zahlreiche Städte und Gemeinden hatten an Silvester in bestimmten Zonen ein Böllerverbot ausgesprochen, wie hier in der Altstadt in Düsseldorf.

Millionen Menschen in Deutschland haben in der Nacht zu Sonntag den Jahreswechsel gefeiert. Zwei Tage später herrscht vor allem Kater- statt Partystimmung. Denn der Start ins neue Jahr wurde von schweren Unfällen, Straftaten und vor allem gezielten Angriffen auf Einsatzkräfte der Polizei und Rettungsdienste über­schattet. Die Vorfälle sorgen für Fassungslosigkeit und Entsetzen in Politik und Gesellschaft – und heizen einmal mehr die öffentliche Diskussion um ein allgemeines Böllerverbot an Silvester an.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gibt einen Überblick über die Geschehnisse der Silvesternacht und die anschließenden Reaktionen.

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Wie ist die Unfallbilanz?

Nach dem coronabedingten Verkaufsverbot für Feuerwerk in den vergangenen zwei Jahren haben in ganz Deutschland wieder viele Menschen den Jahreswechsel mit Raketen und Böllern gefeiert. Polizei und Feuerwehr mussten auch deshalb in jener Nacht wieder deutlich häufiger zu Einsätzen ausrücken. In Leipzig etwa wurde ein 17-Jähriger nach dem Einsatz von Pyrotechnik so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus starb. Auch andernorts kam es zu teils schweren Unfällen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) berichtete in diesem Zuge von vollen Notaufnahmen. „Die Meldungen von Feuerwehr und Rettungsdiensten und die schlimmen Nachrichten über Todesfälle und schlimmste Verletzungen durch Feuerwerkskörper lassen vermuten, dass wir bei diesem Silvester deutlich mehr Unfälle hatten als in den vergangenen beiden Jahren“, sagte Verbandschef Gerald Gaß dem RND. „Was uns die größten Sorgen bereitet, sind die Übergriffe auf die Rettungskräfte, das sind unhaltbare Zustände und die machen auch unseren Notaufnahme Angst und Sorge.“

Ein Mann wirft mit einer Flasche in Richtung von Polizisten. In der Nacht zu Neujahr ist es im Leipziger Stadtteil Connewitz zu Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen.

Ein Mann wirft mit einer Flasche in Richtung von Polizisten. In der Nacht zu Neujahr ist es im Leipziger Stadtteil Connewitz zu Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen.

Was ist sonst passiert?

Für Entsetzen sorgten Berichte aus mehreren Großstädten, vor allem aus Berlin. Dort wurden Einsatzkräfte etwa beim Löschen eines brennenden Autos „massiv mit Böllern angegriffen“, wie die Polizei in der Nacht twitterte. An anderer Stelle seien Kollegen „sprichwörtlich unter Beschuss genommen“ worden, hieß es in einem weiteren Twitter-Beitrag. Am Ende zählten Feuerwehr und Polizei in Berlin insgesamt 33 verletzte Einsatzkräfte. Auch in anderen Städten wurden Polizei- und Rettungskräfte bei ihrer Arbeit behindert und mit Böllern und Raketen beschossen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie reagieren Feuerwehr und Polizei auf die Einsatznacht?

„Es ist unvorstellbar, was unsere Einsatzkräfte in dieser Silvesternacht erleben mussten“, sagte der Berliner Landesvorsitzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, Lars Wieg. Um Angriffe künftig besser doku­mentieren zu können, forderte er, Einsatzfahrzeuge mit sogenannten Dashcams auszustatten. Dem schloss sich später auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, an.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ging in ihren Forderungen deutlich weiter. Der Vorsitzende Jochen Kopelke sprach sich am Montag für ein bundesweit einheitliches Böllerverbot aus. „Über ein Verbot lässt sich mindestens die Verfügbarkeit von legalem Feuerwerk einschränken und reduzieren und auch nur noch bestimmte Klassen in den Umlauf bringen, die weniger gefährlich bis gar nicht gefährlich sind“, sagte er im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix.

Was sagt die Deutsche Umwelthilfe?

Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, zeigte sich nach den Ereignissen in der Silvesternacht schockiert. „Unsere Befürchtungen wurden von der Realität noch übertroffen“, sagte er am Sonntag laut Mitteilung. Laut Umweltbundesamt (UBA) wurde in der Nacht von Samstag zu Sonntag der Feinstaubgrenzwert an 38 Messstationen überschritten. Resch sieht die Verantwortung bei der Politik – auch für viele Verletzungen. „Bundesinnenministerin Faeser hat trotz unserer Warnungen und trotz einer klaren Mehrheit der Menschen für ein absolutes Böllerverbot die schrecklichen Folgen dieser Nacht zu verant­worten“, so Resch.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
ARCHIV - 12.07.2022, Portugal, Leiria: Ein Freiwilliger versucht mit einem Ast zu verhindern, dass ein Waldbrand auf Häuser in dem Dorf Casal da Quinta außerhalb von Leiria übergreift. Das im Sommer von Waldbränden bislang weitgehend verschonte Portugal wird nun von einer Hitzewelle und Dutzenden von Feuern heimgesucht. Foto: Joao Henriques/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Fünf Klimalügen, die wir 2023 nicht mehr glauben sollten

In der Corona-Krise gab es die Hoffnung, die Pandemie könnte den entscheidenden Impuls für den Klimaschutz geben. Dann marschierte Russland in die Ukraine ein. Ein Rückblick auf das Klimajahr 2022 – und was 2023 dringend anders werden muss.

Wie steht das Innenministerium zu einem Böllerverbot?

Faeser selbst äußerte sich am Montag und sprach von einer Verrohung der Gesellschaft. Sie kündigte eine konsequente Strafverfolgung an. „Polizistinnen und Polizisten, Rettungssanitäter und Feuerwehrleute brutal zu attackieren muss mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.“

Ob nun ein Verbot von Böllern und Silvesterraketen erwogen werde, verwies eine Sprecherin des Bundes­innenministeriums auf bereits existierende Verbotsregeln, wie etwa in der Nähe von Krankenhäusern und Altenheimen. Länder und Kommunen hätten zudem die Möglichkeit, sogenannte Böllerverbotszonen einzurichten.

Forderungen nach allgemeinem Böllerverbot werden lauter

Es wird schon lange gefordert – ein allgemeines Böllerverbot. Jetzt erhält diese Forderung neue Argumente.

Wie viel Feuerwerk wurde verkauft?

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnete im Vorfeld des Jahreswechsels mit einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro durch den Verkauf von Feuerwerksprodukten. Auch wenn die finalen Zahlen erst in mehreren Wochen vorlägen, berichtete Geschäftsführer Klaus Gotzen dem RND, dass der Abverkauf „sehr, sehr gut gelaufen und der Andrang in den Verkaufsläden sehr groß gewesen“ sei. „Insofern dürfte unsere Schätzung erreicht, eventuell sogar übertroffen worden sein.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Von einem Feuerwerksverbot für Privatpersonen hält Gotzen nichts. Dies würde „das Problem, dass jetzt in einigen Großstädten zu beobachten war, auch nicht beheben“, so der VPI‑Chef. Dabei habe es sich um „kriminelles Handeln“ von nur wenigen Personen gehandelt. Viele Angriffe seien zudem mit illegalen oder selbst gebastelten Feuerwerkskörpern getätigt worden. „Ich bezweifle deshalb, dass es mit einem Verbot nicht trotzdem weiter zu solchen Vorfällen mit illegalem Feuerwerk kommen würde.“

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken