UN: Wirtschaftskrise im Libanon führt zu mehr Misshandlung und Ausbeutung von Kindern
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QTZPGZEHCNHJNP5EMH2J4RPX4I.jpeg)
Jungen in Beirut suchen in Mülleimern nach Metalldosen, die weiterverkauft werden können. (Archivbild)
© Quelle: Marwan Naamani/dpa
Beirut. Inmitten der Wirtschaftskrise im Libanon nimmt die Misshandlung und Ausbeutung von Kindern nach UN-Angaben dramatisch zu. Die Zahl solcher Fälle, um die sich das UN-Kinderhilfswerk und dessen Partnerorganisationen in dem Land kümmerten, habe sich binnen eines Jahres nahezu verdoppelt, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. Wurden im Oktober 2020 noch 3913 Fälle von Ausbeutung und Kindesmisshandlung gemeldet, waren es im Oktober 2021 demnach 5621.
Das Land steckt in einer beispiellosen Wirtschafts- und Finanzkrise, die Inflations- und Arbeitslosenrate ist in die Höhe geschnellt, mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sind in die Armut abgerutscht.
Wegen der desolaten Lage fühlten sich Eltern gezwungen, ihre Kinder zum Arbeiten zu schicken und Töchter in jungem Alter in Zwangsehen zu drängen, teilte Unicef mit. Immer mehr Babys würden auf den Straßen ausgesetzt. Nach Unicef-Schätzungen lässt eine von acht Familien im Libanon ihre Kinder arbeiten, vier Prozent der libanesischen Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren werden laut Zahlen des Kinderhilfswerks und nationaler Behörden verheiratet.
Eines von fünf syrischen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren wird im Libanon zwangsverheiratet
Noch düsterer sei die Lage für Kinder syrischer Flüchtlinge. Die Zahl derer, die trotz ihres zarten Alters schuften müssten, habe sich zwischen 2019 und 2021 auf rund 28.000 verdoppelt. Betroffen seien vor allem Jungen, die unter harschen Arbeitsbedingungen misshandelt und ausgebeutet würden. Eines von fünf syrischen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren werde im Libanon zwangsverheiratet. Die tatsächlichen Zahlen seien vermutlich höher.
Najat Maala M'jid, die UN-Sondergesandte für Gewalt gegen Kinder, sprach von einem inakzeptablen und vermeidbaren Phänomen. Man könne auch nicht unter Verweis auf die politische und wirtschaftliche Krise eine solche Rechtsverletzung rechtfertigen, sagte sie bei einem Besuch im Libanon der Nachrichtenagentur AP. Sie forderte eine Reform von Gesetzen, um den Schutz von Minderjährigen zu gewährleisten. Dazu sollte ein Verbot von Kinderehen und eine Ausweitung der Sozialhilfe auf Kinder gehören.
RND/AP