Ukrainischer Minister: Kiew will Kampfdrohnen entwickeln
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Ukrainische Soldaten verfolgen auf Monitoren die Übertragung von Drohnen in einer unterirdischen Kommandozentrale. Nach Angaben des für Technologie zuständigen ukrainischen Ministers hat das Land rund 1.400 Drohnen gekauft, die hauptsächlich der Aufklärung dienen, und entwickelt nun Luft-Luft-Kampfdrohnen.
© Quelle: Libkos/AP/dpa
Kiew. Die Ukraine will Kampfdrohnen zur Abwehr russischer Luftangriffe entwickeln. Zunächst habe sein Land etwa 1400 Drohnen gekauft, die größtenteils zur Aufklärung eingesetzt würden, sagte der Minister für digitale Transformation, Mychailo Fedorow, im Interview der Nachrichtenagentur AP. Der nächste Schritt seien jetzt Kampfdrohnen. „Das sind sowohl Drohnen mit Sprengladungen als auch Drohnen, die drei bis zehn Kilometer hoch fliegen und Ziele treffen“, sagte er.
Fedorow sagte, die Ukraine forsche und entwickle bereits Drohnen, die andere Drohnen bekämpfen und abschießen könnten. „Ich kann bereits sagen, dass sich die Situation, was Drohnen betrifft, im Februar und März drastisch ändern wird“, sagte er.
Russland setzt bei Angriffen auf die ukrainische Stromversorgung und Infrastruktur unter anderem Drohnen iranischer Bauart ein. Zugleich hat Russland in den vergangenen Wochen wiederholt von ukrainischen Drohnenangriffen auf seinem Gebiet berichtet. Erst am Montag meldete das russische Militär, es habe über dem Luftwaffenstützpunkt Engels, mehr als 600 Kilometer von der Grenze entfernt, eine ukrainische Drohne abgeschossen, wobei drei Soldaten durch Trümmer getötet worden seien.
„Der Fortschritt wartet nicht.“
Die Ukraine hat sich zu derartigen Angriffen nie offiziell geäußert. Fedorow kündigte jetzt jedoch „weitere Einsätze mit Kampfdrohnen“ an, ohne ins Detail zu gehen. „Wir sprechen hier über Drohnen, unbemannte Luftfahrzeuge. - Unbemannte Luftfahrzeuge, die wir in der Ukraine entwickeln“, sagte er. „Dies wird der nächste Schritt in der Technologieentwicklung sein.“ Sein Ministerium widme 70 Prozent seiner Arbeitszeit der Militärtechnik. „Wir müssen mehr tun als das, was von uns erwartet wird“, sagte er. „Der Fortschritt wartet nicht.“ Bei den Russen sehe er kein technologisches Potenzial.
Fedorow sagte, der Krieg Russlands in der Ukraine sei der erste große Krieg des Internet-Zeitalters. Drohnen und Internet-Satellitensysteme wie Starlink des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk hätten den Konflikt verändert. Mobile Kommunikation für zivile und militärische Zwecke sei im Verlauf des Krieges sehr wichtig geworden.
Am schwierigsten sei es gewesen, den Mobilfunk in den Regionen Donezk, Saporischschja, Odessa und Kiew aufrecht zu erhalten, sagte Fedorow. In der Hauptstadt Kiew sei zeitweise mehr als die Hälfte der Mobilfunkmasten ausgefallen, weil die russischen Angriffe deren Stromversorgung gestört hätten.
Derzeit wird in vielen ukrainischen Städten der Strom pro Tag für bis zu zehn Stunden abgeschaltet. Fedorow sagte, die Ukraine habe etwa 30.000 Mobilfunkmasten. Sie versuche, diese an Generatoren anzuschließen, damit sie auch bei Stromausfällen weiter arbeiten können. Präsident Wolodymyr Selenskyj habe zudem ein Dekret erlassen, das die Mobilfunkanbieter verpflichte, sicherzustellen, dass sie ihre Signale mindestens drei Tage auch ohne Strom senden können.
24.000 Starlink-Stationen in der Ukraine
Fedorow sagte, die einzige Alternative zum herkömmlichen Mobilfunk seien derzeit Satelliten-Systeme wie Starlink. Diese könnten im Fall weiterer Stromausfälle noch wichtiger werden. Mit Hilfe der EU sei sein Ministerium dabei, 10.000 weitere Starlink-Stationen in die Ukraine zu bringen. Diese sollten in Hunderten Stationen, sogenannten „Punkten der Unbesiegbarkeit“, für Internet-Zugang sorgen, wo es bei Stromausfällen auch Elektrizität, warme Getränke, beheizte Räume und Obdach gebe.
Russische Behörden melden mehrere Angriffe auf Luftwaffenstützpunkte
Erst am Montag waren zwei russische Militärflugplätze mit Drohnen angegriffen worden.
© Quelle: Reuters
Derzeit gibt es bereits etwa 24.000 Starlink-Stationen in der Ukraine. Musks Unternehmen SpaceX habe sie bereits seit den ersten Kriegstagen bereitgestellt, sagte Fedorow. Er habe damals per Tweet um Hilfe gebeten. „Ich habe sie auf den Knien angefleht, mit der Arbeit in der Ukraine zu beginnen, und versprochen, dass wir einen Weltrekord aufstellen werden“, sagte er.
Fedorow verglich die Starlink-Spende von SpaceX mit der Lieferung von Mehrfachraketenwerfern aus den USA. „Tausende Leben sind gerettet worden“, sagte er. Starlink habe nicht nur Zivilisten geholfen, sondern auch den Betreibern von Aufklärungsdrohnen an vorderster Front, Artillerieangriffe auf russische Posten und Stellungen zu führen.
RNDAP