Cyberkrieg gegen Moskau

Ukrainische Hacker locken russische Soldaten mit weiblichen Fake-Profilen in Todesfalle

Ukrainische Hacker geben an, mit Fake-Profilen den Standort russischer Soldaten herausgefunden zu haben. (Symbolfoto)

Ukrainische Hacker geben an, mit Fake-Profilen den Standort russischer Soldaten herausgefunden zu haben. (Symbolfoto)

Im Krieg Russlands gegen die Ukraine spielt auch moderne Technik eine wichtige Rolle. Die britische „Financial Times“ (FT) berichtet nun von einem besonders perfiden Trick, den ukrainische Hacker angewendet haben sollen, um den Standort russischer Einsatzkräfte heraus­zu­bekommen. Sie sollen sich mithilfe gefälschter Konten als attraktive Frauen ausgegeben haben, um so gezielt mit den russischen Soldaten in Kontakt zu treten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Nikita Knysch, ein 30-jähriger IT-Experte aus Charkiw, sagte der „FT“, dass er nach Beginn der russischen Invasion im Februar seine Hacking­fähigkeiten einsetzen wollte, um seinem Land zu helfen. Er rekrutierte demnach andere Hacker und gründete eine Gruppe mit dem Spitznamen „Hack Your Mom“, die mittlerweile aus 30 Hackern bestehen soll.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Laut Knysch soll den Hackern dann im vergangenen Monat der größte Coup gelungen sein. Demnach sei ihnen eine Gruppe russischer Soldaten auf den Leim gegangen, die in der besetzten ukrainischen Stadt Melitopol, gelegen zwischen Cherson und Mariupol, stationiert war.

Die Ukrainer sollen nach Knyschs Angaben mehrere Konten auf Social-Media-Plattformen, einschließlich Telegram, erstellt und in den Fake-Profilen vorgegeben haben, attraktive Frauen zu sein. Tatsächlich lernten die Hacker auf diesem Weg offenbar die umworbenen russischen Soldaten kennen. Schließlich konnten sie diese dazu bewegen, den Hackern Fotos von sich an der Front zu schicken, sagte Knysch. So war es möglich, den Standort der Truppen auf einer abgelegenen russischen Militärbasis in der Nähe der besetzten Stadt Melitopol in der Südukraine zu identifizieren, berichtet die „FT“.

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Tage später wurde die Basis angegriffen

Die Hacker übermittelten die Informationen an das ukrainische Militär, einige Tage später wurde die Basis auch tatsächlich angegriffen, so Knysch. „Mein erster Gedanke war – ich bin effektiv, ich kann meinem Land helfen“, sagte ein anderes Teammitglied von „Hack Your Mom“, das nur als Maxim identifiziert wurde. „Dann wurde mir klar, dass ich mehr davon will – ich möchte immer wieder solche Basen ausfindig machen.“

Tatsächlich berichtete die ukrainische Online­nachrichten­seite „Ukrainska Prawda“ vergangenen Monat, dass es auf einem großen russischen Militär­stützpunkt in Melitopol eine Explosion gegeben habe, und berief sich dabei auf den Bürger­meister Iwan Fjodorow.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Allerdings ließ sich die Behauptung des Hackers, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein, nicht unabhängig überprüfen. Auf Nachfrage der „FT“ reagierten die Streitkräfte der Ukraine nicht.

Ukraine will Cherson zurück: strategisch wichtige Brücke der russisch besetzten Stadt beschossen
 NOVAYA KAKHOVKA, KHERSON REGION, UKRAINE  JULY 12, 2022: A man is seen near a building damaged in shelling by the Ukrainian Armed Forces. Late on July 11, the Ukrainian military attacked Novaya Kakhovka killing and injuring people, according to local authorities. The Russian Armed Forces are carrying out a special military operation in Ukraine in response to requests from the leaders of the Donetsk People s Republic and Lugansk People s Republic for help. Sergei Bobylev/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS139F1B

In der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden der Ukraine ist die einzige Brücke über den Dnepr für Zivilisten geschlossen worden.

„Digitale Talente“ für die „IT-Armee“ der Ukraine

Zu Beginn der Invasion hatte der ukrainische Digital­minister Zivilisten und Zivilistinnen aufgefordert, sich mit „digitalen Talenten“ der „IT-Armee“ des Landes anzuschließen. Während der russischen Militär­feierlichkeiten zum Tag des Sieges im Mai wurden große russische Fernsehsender gehackt, um Anti­kriegs­botschaften zu zeigen.

Knysch sagte der „FT“, sein Team habe auch an anderen Aktionen teilgenommen – darunter das Eindringen in Datenbanken russischer Militär­unternehmen und die Manipulation russischer Fernsehsender, um so in Nachrichten­clips über zivile Opfer in der Ukraine zu informieren. „Für mich fühlte sich das wie ein Kampf an“, sagte Knysch der „FT“. „Ohne Geld, ohne brillante Software und sogar ohne brillante Hacks – allein mit Tricks können sie im Dunkel des Internets Ihrem Feind schaden.“

RND/stu

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken