Chinesische Drohnen im Millionenwert für Putin: Wie Peking Russlands Krieg unterstützt
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Ukrainische Soldaten lassen eine Drohne aufsteigen. Auch die ukrainische Armee setzt auf Drohnen zur Aufklärung.
© Quelle: picture alliance / AA | Wolfgang Schwan
Die chinesische Führung bekräftigt seit Monaten, in Russlands Krieg gegen die Ukraine eine neutrale Position einzunehmen. Doch inzwischen zeichnet sich immer mehr ab, dass China nicht nur die Haltung Russlands übernommen hat, sondern das Regime in Moskau auch aktiv bei der Kriegsführung hilft. Diese Schlussfolgerung wird durch einen neuen Bericht der „New York Times“ gestützt, wonach China Drohnen und Bauteile für unbemannte Flugobjekte im Wert von mehr als 12 Millionen US-Dollar nach Russland gebracht haben soll. Dies geht aus offiziellen russischen Zolldaten hervor, die die US-Zeitung einsehen konnte.
Schon länger beobachten Expertinnen und Experten, wie Hightech-Komponenten über Umwege nach Russland importiert werden. Asien wird zunehmend zur Drehscheibe für russische Rüstungskomponenten. China, Südkorea und Hongkong, aber auch die Türkei, Belarus, Kasachstan und Pakistan sind zuverlässige Lieferanten Moskaus. „Das Ergebnis ist eine stetige Versorgung Russlands mit neuen Drohnen, die ihren Weg an die Front des Krieges mit der Ukraine finden“, berichtet die „New York Times“.
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© Quelle: Reuters
Die meisten Drohnen sollen laut den Zolldaten von dem chinesischen Unternehmen DJI stammen. Nach offiziellen Angaben hatte der Konzern den Verkauf seiner Drohnen an Russland und die Ukraine bereits im April 2022 gestoppt, doch offenbar gelangen sie trotzdem nach Russland. Sie sollen beinahe die Hälfte der chinesischen Drohnen ausmachen, von denen die US-Zeitung berichtet. Einige sollen direkt von iFlight Technology verkauft worden sein, einer Tochterfirma von DJI. Die Drohnen stehen schon länger in der Kritik, weil Sicherheitslücken öffentlich geworden sind und auch deutsche Sicherheitsbehörden die Drohnen nutzen. Zuletzt hieß es, dass sich der Standort des Drohnenpiloten auslesen und die Drohne aus der Ferne ausschalten lassen könne.
Quadcopter-Drohnen, wie die Modelle von DJI, verschaffen russischen und ukrainischen Truppen an der Front einen großen Vorteil: Sie werden von beiden Seiten zur Aufklärung an der Front eingesetzt. Da die Drohnen immer wieder abgeschossen werden, benötigten die Streitkräfte immer wieder Nachschub. Die Ukraine erhält von Organisationen und Einzelpersonen Drohnen gespendet. Fotos von der Front zeigten in der Vergangenheit auch immer wieder DJI-Drohnen in den Beständen der ukrainischen Armee. Hinzu kommt noch eine Vielzahl an Drohnen aus ukrainischer Produktion. Beobachterinnen und Beobachter gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der Drohnenbestände der ukrainischen Truppen aus ausländischen Drohnen wie DJI-Modellen besteht, die andere Hälfte aus ukrainischen Drohnen.
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DJI ist mit Abstand der größte Hersteller ziviler Drohnen weltweit. Gut zehn Jahre nach seiner Gründung erzielte das chinesische Unternehmen bereits einen Umsatz von rund 2,8 Milliarden US‑Dollar und kommt auf einen Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent. Laut dem Zollbericht hat Russland Drohnen von etwa 70 verschiedenen Exporteuren erhalten. Dabei handelt es sich um 26 verschiedene chinesische Marken. Die zweitgrößte verkaufte Marke war Autel, ein chinesischer Drohnenhersteller mit Niederlassungen in den Vereinigten Staaten, Deutschland und Italien. Die letzte Charge Drohnen soll erst im Februar 2023 nach Russland geliefert worden sein. Das Unternehmen erklärte, es seien keine Verkäufe an Russland bekannt, und es kündigte eine interne Untersuchung an.
In den Vereinigten Staaten wird mit Technologie aus China seit vielen Jahren deutlich kritischer umgegangen als in Deutschland. Bereits Ende 2019 ist angekündigt worden, die Drohnen des chinesischen Herstellers aus Angst vor Spionage nicht mehr einsetzen zu wollen. Seit 2020 steht DJI zudem auf der schwarzen Liste von Unternehmen, mit denen kaum Technologieaustausch stattfindet. US‑Firmen dürfen den betroffenen Unternehmen beispielsweise Mikrochips und Software nur noch mit Sondererlaubnis verkaufen.