Moskau dementiert

Bericht: 1,2 Millionen Russen von Mobilmachung betroffen – Kreml beklagt Hysterie

Russische Wehrpflichtige in Jakutsk steigen in einen Bus, der sie zu den Einheiten des östlichen Militärbezirks bringt.

Russische Wehrpflichtige in Jakutsk steigen in einen Bus, der sie zu den Einheiten des östlichen Militärbezirks bringt.

Moskau. Von der Mobilmachung in Russland könnten unbestätigten Angaben zufolge sogar 1,2 Millionen Menschen betroffen sein, nicht nur 300.000, wie der Kreml mitgeteilt hatte. Das berichtet das russische Exilmedium „Meduza“ am Freitag unter Berufung auf eine dem Verteidigungsministerium nahestehende Quelle.

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Am Vortag hatte bereits das Internetportal der in Russland inzwischen eingestellten Zeitung „Nowaja Gaseta“ berichtet, Präsident Wladimir Putin gebe dem Verteidigungsministerium freie Hand zur Mobilisierung von bis zu einer Million Mann. Dies stehe in Punkt sieben von Putins Erlass vom Mittwoch. Dieser Punkt fehlte in der Veröffentlichung und war als „Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft. Der Kreml dementierte den Bericht und sprach von einer Lüge.

+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Unterdessen beklagte die Führung in Moskau nach Putins Befehl zur Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine eine „Hysterie“ im Land. Kremlsprecher Dmitri Peskow forderte dazu auf, sich ausreichend zu informieren. „Es lässt sich irgendwie verstehen, dass es in den ersten Stunden nach der Bekanntgabe und auch noch am ersten Tag eine hysterische, äußerst emotionale Reaktion gegeben hat, weil es tatsächlich unzureichende Informationen gab“, sagte Peskow. Inzwischen aber gebe es auch Hotlines, um telefonisch Fragen zu klären.

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Bestimmte Berufsgruppen von Zwangsrekrutierung ausgeschlossen

Zugleich schloss das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag Reservisten mit bestimmten Berufen von der Zwangsrekrutierung aus. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass Beschäftigte im Hochtechnologiebereich, darunter IT-Spezialisten, nicht eingezogen werden sollten. Nicht in den Krieg müssen demnach auch die Mitarbeiter der staatlichen Propagandamedien, die zu den „systemerhaltenden“ Berufen gehören. Sie befeuern den Krieg und hatten von Putin einen stärkeren Einsatz in der Ukraine gefordert. Geschützt sind demnach Redakteure, Verleger, Mitarbeiter von Fernsehen, Radio und Zeitungen. Sie gehören zu Putins wichtigen Machtstützen.

Angesichts der Einberufung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine verließen Tausende Männer fluchtartig das Land. Der Exodus gilt als Gefahr auch für die russische Wirtschaft. Schon nach dem von Putin angeordneten Einmarsch in die Ukraine im Februar hatten Zehntausende Menschen das Land verlassen.

Der Chef des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament, Andrej Kartapolow, erklärte mit Blick auf die Flucht, dass zwar nach dem Gesetz zur Mobilmachung ein Ausreiseverbot für Reservisten bestehe. Weil es sich aber um eine Teilmobilmachung handelt, werde das Gesetz nicht angewendet. Reisen innerhalb Russlands und ins Ausland seien deshalb erlaubt. Er empfahl aber Reservisten, die unsicher sind, sich selbst an der Einberufungsstelle einzufinden, um zu klären, was erlaubt ist und was nicht.

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RND/dpa/seb

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