Krieg in der Ukraine

Folterkeller und tote Zivilisten: Hinweise auf russische Kriegsverbrechen in befreiten Gebieten

Russische Munition liegt verstreut in einer verlassenen Fabrikhalle in der Region Charkiw.

Russische Munition liegt verstreut in einer verlassenen Fabrikhalle in der Region Charkiw.

Kiew/Isjum. Nach dem Fund von Leichen mit Folterspuren in vormals von Russland besetzten Gebieten in der Region Charkiw haben Staatsanwälte die Einrichtung von Ermittlungsteams angekündigt. Demnach wurden sechs Leichen mit Anzeichen von Folter in während der ukrainischen Gegenoffensive zurückeroberten Dörfern entdeckt.

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„Wir haben ein schreckliches Bild von dem, was die Besatzer getan haben, insbesondere in der Region Charkiw“, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin. „Städte wie Balaklija, Isjum stehen in einer Reihe mit Butscha, Borodjanka, Irpin.“

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Staatsanwaltschaft: Anwohner von russischen Soldaten getötet

Der Leiter der Charkiwer Staatsanwaltschaft, Oleksandr Filtschakow, sagte, Leichen seien in den Dörfern Hrakowe und Salisnytschne gefunden worden, etwa 60 Kilometer südöstlich der Stadt Charkiw. Von vier Leichen mit Folterspuren in Salisnytschne hatte die Staatsanwaltschaft von Charkiw bereits am Dienstag berichtet.

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Filtschakow sagte, Ermittler hätten auch davon erfahren, dass Anwohnerinnen und Anwohner in der zurückeroberten Stadt Balaklija von russischen Soldaten getötet und vergraben worden seien.

Offenbar Folterkeller in örtlichem Polizeirevier entdeckt

Der ranghohe ukrainische Polizist Serhij Bolwinow aus der Stadt Balaklija sagte, dass die Invasoren im örtlichen Polizeirevier ein Foltergefängnis unterhalten hätten. Im Keller seien während der mehrere Monate dauernden Besatzung durchgehend etwa 40 Menschen eingesperrt gewesen.

„Die Besatzer nahmen diejenigen mit, die beim Militär dienten oder dort Verwandte hatten, und suchten auch nach denen, die der Armee halfen“, schrieb der Leiter der Ermittlungsabteilung bei der Polizei Charkiw am Dienstag auf Facebook.

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Nach Zeugenaussagen seien Gefangene mit Stromschlägen gefoltert worden. Reporter der BBC und anderer ausländische Medien bestätigten die Angaben. Aus anderen Orten der Region gibt es noch nicht verifizierte Berichte über den Fund von Ermordeten.

Schockierender Anblick überrascht Selenskyj nicht

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte die Stadt Isjum am Mittwoch, aus der die russischen Truppen kürzlich vertrieben wurden. Selenskyj begrüßte die ukrainischen Soldaten und dankte ihnen für ihren Einsatz bei der Rückeroberung des Gebiets, während die ukrainische Flagge vor dem ausgebrannten Gebäude des Rathauses gehisst wurde.

Der Anblick der Zerstörung sei schockierend, überrasche ihn aber nicht, sagte der Präsident. Die gleichen Bilder habe man aus Butscha und anderen Gebieten gesehen, aus denen die russischen Soldaten abzogen. „Die gleichen zerstörten Gebäude, getöteten Menschen.“

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In den zurückeroberten Gebieten versuche die Ukraine nun, das Leben wieder zu normalisieren. „Es ist sehr wichtig, dass mit unseren Truppen, mit unserer Flagge auch das normale Leben in die nicht mehr besetzten Gebiete zurückkehrt“, sagte Selenskyj bereits in einer Videoansprache am Dienstagabend.

Kriegsverbrechen: 40 Verdachtsfälle in der Region Charkiw

Schon nach dem Abzug russischer Truppen aus der Umgebung von Kiew im Frühjahr waren dort Hunderte tote Zivilisten entdeckt worden. Sie wiesen teilweise auch Folterspuren auf. Moskau stritt trotz erdrückender Beweise ab, dass die Tötungen auf das Konto russischer Soldaten gingen, und sprach von einer ukrainischen Inszenierung. Die Ukraine sammelt mit internationaler Hilfe Beweise für mutmaßliche Kriegsverbrechen der russischen Armee.

Vize-Innenminister Jenin sprach von bislang 40 Verdachtsfällen in der Region Charkiw. „Die Besatzer waren lange Zeit in diesem Gebiet und haben natürlich alles gemacht, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verdecken“, sagte er nach Ministeriumsangaben. Es müsse alles getan werden, um Beweise zu sichern.

RND/nis mit dpa und AP

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