Twitter sperrt Tausende Profile der QAnon-Bewegung
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David Reinert hält auf einer Wahlkmapfveranstaltung von Donald Trump ein Q hoch. Es steht für die QAnon-Verschwörungserzählung.
© Quelle: picture alliance/AP Photo
San Francisco. Anhänger der Verschwörungstheorie QAnon verbreiten im Internet rechtsextreme Hetze und Fake News. Nun geht der Kurznachrichtendienst Twitter gegen Anhänger der Bewegung vor. Mehr als 7000 Konten, die Inhalte rund um die Verschwörungstheorie geteilt haben, seien in den vergangenen Wochen bereits gesperrt worden, teilte Twitter mit. Die Plattform begründete die Maßnahme damit, dass die Inhalte gegen die eigenen Richtlinien verstießen und die Botschaften auch “offline Schäden anrichten” könnten. Insgesamt seien 150.000 Konten betroffen, die derzeit unter Beobachtung stehen und deren Sichtbarkeit eingeschränkt wurde.
Darüber hinaus will Twitter die QAnon-Beiträge künftig nicht mehr in den Trends und Empfehlungen anzeigen. Auch in der Suche und im Rahmen von Unterhaltungen soll die Sichtbarkeit von Themen rund um die Verschwörungstheorie verringert werden. Links zu externen Webseiten, die QAnon-Inhalte verbreiten, sollen zudem blockiert werden. Die Maßnahmen greifen ab sofort.
Facebook als Nährboden für QAnon-Anhänger
Bereits im Mai hatte Facebook mitgeteilt, einige Inhalte im Zusammenhang mit der rechten Ideologie entfernt zu haben. Dies betraf fünf Seiten, sechs Gruppen und 20 Profile. Nach wie vor ist das soziale Netzwerk einer der größten Kanäle, auf denen sich die wirren Thesen verbreitet. Wie eine Recherche des “Guardian” ergab, haben sich mehr als drei Millionen Nutzer verschiedenen Gruppen rund um die QAnon-Inhalte angeschlossen. “Ich glaube nicht, dass QAnon, wie wir es heute kennen, ohne die Vorteile von Facebook möglich gewesen wäre”, zitiert die Zeitung den Experten Brian Friedberg. Anders als bei Twitter, erscheinen die Seiten und Gruppen der Verschwörungstheoretiker prominent in den Suchergebnissen.
Die QAnon-Anhänger glauben unter anderem an einen sogenannten “Deep State”. Sie verbreiteten die Behauptungen, dass in den USA eine Art elitäre Schattenregierung herrscht, die sich gegen den US-Präsidenten verschworen hat. Trump kämpfe zudem gegen einen Kinderhändlerring, der von satanischen Pädophilen und Kannibalen betrieben werden. Außerdem behaupten die Anhänger, prominente Politiker der Demokratischen Partei und Millionäre ließen sich mit Hormonen, die aus dem Blut von Kindern gewonnen werden, behandeln um sich jung zu halten.
Pandemie befeuert Verschwörungstheorien
Die Theorien entstammen ursprünglich aus dem Internetforum “4chan” und später der Nachfolge-Plattform “8Chan”. In beiden Foren gibt es lediglich lasche Moderationsregeln, was dazu führt, dass zahlreiche Verschwörungstheorien, Gewaltaufrufe und Hetze verbreitet werden. Dort hatte sich ein Nutzer im Jahr 2017 erstmals ein anonymer Nutzer zu Wort gemeldet, der sich als hochrangiger Informant aus dem Umfeld des US-Präsidenten ausgab. Der Unbekannte nannte sich in dem Forum selbst “Q clearance patriot”, in Anlehnung an die “Q Clerance”, die höchste vom US-Energieministerium vergebene Sicherheitseinstufung. “Anon” ergibt sich aus dem Zusatz “Anonymous”.
Wie die “New York Times” berichtet, habe der Account in den vergangenen Jahren mehr als 3500 Beiträge zu unterschiedlichsten Theorien verfasst. Auch die Anhänger haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass sich QAnon zum Sammelsurium für allerhand zusammengewürfelte Ideologien entwickelt hat. Besonders im Zuge der weltweiten Corona-Krise hat QAnon einen Aufwind erlebt. Die Pandemie wird als Ablenkungsmanöver gedeutet, die Schutzmaßnahmen seien eingeführt worden, um eine bevorstehende Befreiung missbrauchter Kinder abzuwenden. Auch in Deutschland findet die Bewegung mit Xavier Naidoo, Sido und Attila Hildmann prominente Anhänger.
RND/mkr