Unmut in der russischen Armee

Trotz Munitionsmangels: Schwere Kämpfe in Bachmut und ukrainischer Hinterhalt

Ukrainische Soldaten feuern eine Panzerhaubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut.

Ukrainische Soldaten feuern eine Panzerhaubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut.

Moskau/Kiew/Berlin. Im Osten der Ukraine klagen nach monatelangen schweren Kämpfen inzwischen beide Kriegsparteien über fehlende Munition. In der Schlacht um die weitgehend zerstörte Stadt Bachmut rufen die russischen Angreifer um die Söldnertruppe Wagner ebenso nach Nachschub wie die Verteidiger.

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Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wandte sich mit der Bitte um Munition am Wochenende direkt an Deutschland. Allen Klagen zum Trotz gingen die Gefechte in unverminderter Härte weiter. Der Osten von Bachmut ist nach Einschätzung britischer Experten inzwischen größtenteils unter Kontrolle der Russen. Kiew will die Stadt aber nicht aufgeben.

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Der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj drängte in einem Telefonat mit US-Generalstabschef Mark Milley auf neue Munition und Technik. Zudem müsse die Flugabwehr seines Landes verstärkt werden, sagte er offiziellen Angaben zufolge.

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Deutschland könnte wirklich mehr bei der Munition helfen. Mit Artillerie-Munition.

Dmytro Kuleba,

Außenminister der Ukraine

Außenminister Kuleba sagte der „Bild am Sonntag“, die fehlende Munition sei das Problem „Nummer eins“ im Kampf gegen die russischen Besatzer. „Deutschland könnte wirklich mehr bei der Munition helfen. Mit Artillerie-Munition.“

Allerdings fehlt es auch der russischen Söldnertruppe Wagner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin an Artilleriegeschossen und Patronen. Für den Kampf um Bachmut brauche seine Truppe jeden Monat 10 000 Tonnen Munition, sagte Prigoschin in einem Video. Er forderte dringend Nachschub. Das Video zeigt ihn angeblich auf dem Dach eines Hauses in Bachmut. Zu sehen sind viele zerstörte Häuser und Straßenzüge. Von den einst 70 000 Einwohnern leben dort nur noch einige Tausend, die meisten in Ruinen. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen mehr als ein Jahr.

„Todeszone“ von 200 bis 800 Metern

Der Fluss Bachmutka, der in Nord-Süd-Richtung durchs Stadtzentrum fließt, sei nun die Frontlinie, hieß es in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die ukrainische Armee habe Brücken zerstört und beschieße vom Westteil der Stadt aus eine „Todeszone“ von 200 bis 800 Metern entlang des Flusses. Das mache es „sehr herausfordernd für die Wagner-Kräfte, ihren Frontalangriff nach Westen fortzusetzen“.

Moskau nennt solche Berichte Desinformation. Aber auch das Institut für Kriegsstudien (ISW) aus den USA berichtete, dass es den Wagner-Söldnern zunehmend schwer falle, im Stadtgebiet signifikante Fortschritte zu machen.

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Wolodymyr Selenskyj: Bachmut hat entscheidende strategische Bedeutung

Um Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Die auf russischer Seite dort agierende Söldnertruppe Wagner hat die Stadt von Osten, Norden und Süden eingekreist.

Bachmut ist seit dem Spätsommer umkämpft. Die Stadt ist Hauptteil der ukrainischen Verteidigungslinie im Donezker Gebiet. Bei einem Erfolg öffnete sich für die Russen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Die Ukraine wird nach den Worten ihres Außenministers deswegen Bachmut trotz schwerer Verluste weiter verteidigen. Je länger das möglich sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, „dass andere Städte nicht das gleiche Schicksal erleiden“.

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar vorigen Jahres angegriffen. Bei der international als Völkerrechtsbruch kritisierten Annexion besetzten seine Truppen die Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. In keiner Region haben sie aber die volle Kontrolle. Ziel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist es, alle Gebiete zu befreien, einschließlich der schon 2014 durch Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Unmut russischer Soldaten

Fast seit Beginn des Kriegs gibt es bei den russischen Truppen Klagen über mangelnde Ausbildung und Ausrüstung. In einem neuen Videoappell bitten Reservisten aus dem Kriegsgebiet Präsident Wladimir Putin um Hilfe. Ein Sprecher beklagte in der bei Telegram verbreiteten Botschaft vor rund ein Dutzend Uniformierten - alle vermummt - das Fehlen etwa von Nachtsichtgeräten. Die Befehlshaber schickten unvorbereitete Einheiten in den Sturm.

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Vom Kriegseinsatz schirmt die Moskauer Führung nach Ansicht der britischen Regierung die Bewohner ihrer Metropolen weitgehend ab. Moskau und St. Petersburg blieben verhältnismäßig verschont von den „extrem schweren Verlusten“ - in vielen östlichen Regionen sei die Zahl Gefallener wohl mehr als 30 Mal so hoch wie in der Hauptstadt. Besonders ethnische Minderheiten seien betroffen.

CNN beichtet unterdessen unter Berufung auf ein Video, welches auf der Website des ukrainischen Grenzschutzes veröffentlicht wurde, dass ukrainischen Scharfschützen Wagner-Söldner in einen Hinterhalt gelockt hätten. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie die ukrainischen Truppen auf die Wagner-Söldner stoßen.

Um die Offensive fortzusetzen, verschanzten sich die russischen Söldner in einer der Werkstätten und sammelten ihre Kräfte.

Mitteilung des ukrainischen Grenzschutzes

Wie der Grenzschutz mitteilte, hat die Grenzeinheit aus Luhansk einen Stellungskampf im Bereich eines Industrieunternehmens durchgeführt. Die Tage zuvor hatten die ukrainischen Verteidiger mehrere Angriffe der russischen Söldner abgewehrt und standgehalten. „Um die Offensive fortzusetzen, verschanzten sich die russischen Söldner in einer der Werkstätten und sammelten ihre Kräfte“, so der Grenzschutz, der daraufhin einen Gegenangriff startete.

Der ukrainischen Granateneinheit sei es dann gelungen, den feindlichen Maschinengewehr-Schützen auszuschalten, der den Eingang zum Gebäude bewachte. Daraufhin konnte eine Bodenaufklärungsgruppe der Grenzsoldaten eindringen und „die Wagneriten ausschalten“, so der Grenzschutz.

„Um die gegnerische Reserve zu zerstören, legten die Grenzschützer einen Hinterhalt. Mit Einbruch der Dunkelheit erlebten die Angreifer, die sich der Frontlinie näherten, eine Überraschung. Scharfschützen der Grenztruppen neutralisierten sechs Angreifer“, hieß es weiter.

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RND/dpa/stu

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