Studie: Berlin vorbildlich bei Frauenquote in staatlichen Unternehmen –Bayern abgeschlagen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/VECQIZXUWTJGVVWMYMWQNKR3EQ.jpg)
“Die Unternehmen des öffentlichen Sektors müssen mit gutem Beispiel vorangehen”, sagt Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD). “Unser Ziel ist es, in den wichtigsten Bundesbeteiligungen bis Ende 2025 einen Frauenanteil von 50 Prozent in den Leitungspositionen zu erreichen. Dafür ist aber deutlich mehr Engagement notwendig.”
© Quelle: imago/Markus Heine
Berlin. Der Ehrgeiz, die Frauenquote in Führungspositionen zu erhöhen, hat in Unternehmen mit staatlicher Beteiligung spürbar nachgelassen: Der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien stieg demnach laut einer an diesem Mittwoch veröffentlichten Studie gegenüber dem Vorjahr nur um magere 1,4 Prozentpunkte auf 32,2 Prozent – und liegt damit weiterhin gleichauf mit der Privatwirtschaft.
Auffällig sind dabei die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern: Beim durchschnittlichen Frauenanteil in den Aufsichtsgremien liegen Berlin, Brandenburg und Hamburg vorn. Berlin als Spitzenreiter erreicht einen Durchschnitt von 55 Prozent. Schlusslichter sind Bayern, Saarland und Sachsen.
Das geht aus dem “Public Women-on-Board-Index” des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) hervor, für den Daten der 262 größten öffentlichen Firmen Deutschlands ausgewertet und aufbereitet wurden.
Bei 48 der 262 ausgewerteten Unternehmen (18,3 Prozent) liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien bei 50 Prozent oder höher. Der Frauenanteil unter den Beschäftigten liegt insgesamt bei 47,8 Prozent.
Führungsetage: 14 Unternehmen frauenfrei
Immerhin stieg der Frauenanteil in Top-Management-Organen zum Vorjahr um 4 Prozentpunkte auf 22 Prozent. Jedoch haben laut der Studie 14 Unternehmen (5,3 Prozent) eine komplett frauenfreie Führungsetage.
Auch die Transparenz, Zielgrößen für die Frauenquote festzulegen und zu veröffentlichen, bleibt aus Sicht der Index-Initiatoren unbefriedigend: 123 der 262 untersuchten öffentlichen Unternehmen unterliegen der Mitbestimmung oder sind börsennotiert und müssen Zielgrößen festlegen.
Nur 74 (60,1 Prozent) von ihnen haben mindestens eine Zielgröße festgelegt und benannt. 13 davon (33,3 Prozent) planen mit der Zielgröße null – mit keinerlei Frauen in den Führungsetagen also.
“Die Unternehmen des öffentlichen Sektors müssen mit gutem Beispiel vorangehen”, kommentiert Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) die Ergebnisse. “Unser Ziel ist es, in den wichtigsten Bundesbeteiligungen bis Ende 2025 einen Frauenanteil von 50 Prozent in den Leitungspositionen zu erreichen. Dafür ist aber deutlich mehr Engagement notwendig.”
Bund und Länder sollen handeln
Es ist nicht hinnehmbar, dass so viele öffentliche Unternehmen keine oder kaum ambitionierte Zielgrößen veröffentlichen, so Giffey. Sanktionen seien ein Baustein, mit dem man hier den Druck erhöhen werde. Das mittelfristige Ziel der Bundesregierung ist es nämlich, eine paritätische Zusammensetzung der Gremien zu erreichen. Doch das rücke immer weiter in die Ferne, so FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. “Bund und Länder müssen endlich handeln.”
Es sei ein Armutszeugnis, wenn Unternehmen mit staatlicher Beteiligung nicht mal in Aufsichtsgremien einen Frauenanteil von einem Drittel erreichen. “Die öffentliche Hand hat bei der Gleichberechtigung eine Vorbildfunktion, entsprechend liegt die Messlatte höher”, so Schulz-Strelow.
Der Public-Women-on-Board-Index von FidAR ist die bedeutendste repräsentative Studie zur Diversität im öffentlichen Sektor. Für die vorliegende siebte Studie wurden 262 Beteiligungen von Bund und Ländern untersucht. Von den 104 untersuchten Bundesbeteiligungen sind 54 so groß, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, ihre Pläne für die Erhöhung des Frauenanteils in sogenannten “Zielgrößen” zu veröffentlichen. Bei 46 entscheidet der Bund über mindestens drei Sitze im Aufsichtsgremium. Hier sollten nach dem Bundesgremienbesetzungsgesetz 50 Prozent der in die Aufsichtsgremien entsendeten Vertretenden Frauen sein. Der Public WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.