Schneestürme im Nordwesten Syriens: Welthungerhilfe zieht verheerende Bilanz
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29. Januar, Marj, Syrien: Ein syrischer Flüchtling schaufelt Schnee vor dem Eingang seines Zeltes in einem Flüchtlingslager.
© Quelle: Marwan Naamani/dpa
Berlin. Nach starken Schneefällen im Nordwesten Syriens hat die Welthungerhilfe eine verheerende erste Bilanz zur humanitären Lage vor Ort gezogen. „278 Flüchtlingscamps und provisorische Siedlungen wurden von den extremen Witterungsbedingungen stark in Mitleidenschaft gezogen, wobei mindestens 8318 Zelte durch den starken Wind und die heftigen Schneefälle beschädigt wurden“, sagte die Landesdirektorin der Welthungerhilfe für Syrien, Else Kirk, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „In jedem Zelt ist mindestens eine Familie untergebracht.“
Zudem seien mehrere Menschen ums Leben gekommen. „Berichten zufolge sind in den letzten Tagen zwei Babys in der Provinz Idlib erfroren“, so Kirk.
In diesem Winter ist die Situation in Syrien laut der Hilfsorganisation besonders schlimm. Kirk erklärte: „Am 18. Januar kam es zu einem noch nie dagewesenen Schneesturm. In den darauffolgenden Wochen fiel immer wieder Schnee, und die Temperaturen liegen nachts dauerhaft unter dem Gefrierpunkt.“
Das grundsätzliche Problem seien aber nicht die Schneestürme, sondern die Zustände in den Flüchtlingslagern. „1,7 Millionen Menschen leben in den Camps, über 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Die Betroffenen brauchen dauerhafte statt provisorische Unterkünfte und eine Arbeit, damit sie nicht mehr so stark von Hilfsorganisationen abhängig sind“, sagte Kirk. Aber: Eine politische Lösung sei nicht in Sicht, „daher ist eine angemessene Lösung der humanitären Krise dringend erforderlich“.
UN: Rund 2,8 Millionen Flüchtlinge im Nordwesten Syriens
Der Landesdirektorin zufolge reichen die Hilfsgelder nicht aus, um allen Geflüchteten zu helfen. Den Hilfsorganisationen in der Region fehlten in diesem Winter 15,2 Millionen Dollar, „um Zelte gegen die Kälte zu isolieren, genügend Heizmaterial und warme Kleidung bereitzustellen“, kritisierte Kirk und forderte: „Wir dürfen die Menschen in dieser humanitären Katastrophe nicht im Stich lassen.“
Die Region im Nordwesten des Bürgerkriegslandes ist das letzte große Gebiet unter Kontrolle von Rebellen. Dort leben nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,8 Millionen Flüchtlinge, die meisten von ihnen in Lagern.
Der Syrien-Konflikt begann im März 2011 mit einem Volksaustand gegen die Regierung. Dagegen gingen die Sicherheitskräfte von Machthaber Baschar al-Assad mit Gewalt vor. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Teile Syriens. Mit der Hilfe Russlands und des Irans gewann das Assad-Regime die meisten Gebiete zurück. Assads Anhänger kontrollieren mittlerweile wieder rund zwei Drittel Syriens.