„Dürfte der AfD erheblich schaden“

Umfrage: 19 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, eine Wagenknecht-Partei zu wählen

Sahra Wagenknecht (Die Linke).

Sahra Wagenknecht (Die Linke).

Hamburg/Hannover. Öffentlich hält sich Sahra Wagenknecht zu ihren Zukunftsplänen bedeckt. Wenn die langjährige Fraktionsvorsitzende der Linke tatsächlich eine eigene Partei gründen würde, dann hätte das Projekt durchaus Erfolgschancen. 19 Prozent der Deutschen können sich zumindest vorstellen, bei einer der kommenden Wahlen einer solchen Partei die Stimme zu geben. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ mit 1001 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Überdurchschnittlich hoch ist das Potenzial mit 28 Prozent in Ostdeutschland und mit 24 Prozent bei Männern. Auffällig ist, dass Wagenknecht nicht nur 55 Prozent der Linken-Anhänger, sondern auch 74 Prozent der AfD-Anhänger anspricht.

Dass eine Stimmabgabe „vorstellbar“ ist, bedeutet nicht, dass am Ende eine Partei tatsächlich gewählt wird. Bei einer konkreten Entscheidung würde die Zustimmung nach Einschätzung des Forsa-Instituts deutlich niedriger ausfallen. „Sollte Sahra Wagenknecht aber tatsächlich eine neue Partei gründen, dürfte das nicht nur das Ende der ohnehin dahinsiechenden Linken bedeuten, sondern auch der AfD in erheblichem Maße schaden“, sagt Manfred Güllner, Chef des Forsa-Instituts, gegenüber dem „Stern“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Erfolgsaussichten einer Wagenknecht-Partei scheinen günstig zu sein

Das Verhältnis zwischen Wagenknecht und der Linken ist nicht mehr zu kitten. Es gilt deshalb als sehr wahrscheinlich, dass sie eine neue Partei gründet. Dieser Schritt, mit dem zur Europawahl 2024 gerechnet wird, ist gleichwohl mit allerlei Risiken behaftet. Zunächst würde die Bundestagsfraktion der Linken kaputtgehen. Dann müsste ein Parteiapparat entstehen. Und schließlich müssten Wagenknecht, die zuallererst im Dagegen-Sein glänzt, und die neue Partei miteinander harmonieren.

Das ist alles andere als selbstverständlich, zumal die Galionsfigur Gremienarbeit ebenso scheut wie die Integration von Menschen mit anderen Meinungen. Nachdem die Nochlinke vor ein paar Jahren die sogenannte Sammlungsbewegung Aufstehen gegründet hatte, zeigten sich deshalb bald Risse. Auch wollten in der Gesellschaft nicht so viele Menschen aufstehen, wie Wagenknecht offenkundig dachte.

Allerdings gibt es mittlerweile wohl keinen Weg mehr zurück. Noch dazu scheinen die Erfolgsaussichten einer Wagenknecht-Partei im Prinzip sehr günstig zu sein. Klaus-Peter Schöppner vom Meinungsforschungsinstitut Mentefactum sieht derzeit „sehr viel Bewegung in der Parteienlandschaft; insofern ist da alles möglich“. Lediglich ein Drittel der Wahlbevölkerung sei noch zu den Stammwählerinnen und -wählern zu rechnen, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Da baut sich etwas Neues auf“

Im Übrigen hätten „noch nie so viele Dinge den Deutschen Kummer bereitet“ wie heute. „Wir sind an einem Kipppunkt angelangt“, glaubt Schöppner. „Da baut sich etwas Neues auf. Und das führt dazu, dass neue Parteien durchaus eine Chance haben könnten.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Unter optimalen Voraussetzungen könnte eine neue linke Partei bundesweit 12 Prozent holen“, sagt er – mit der Folge, dass die alte Linke zumindest im Westen vorübergehend am Ende sei. Freilich müssten dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die Wagenknecht-Partei dürfe nicht auf eine Person beschränkt bleiben, es müsse ein Team gebildet werden. Auch müssten ein Thema und ein inhaltliches Ziel her. Ferner müsse eine funktionierende Struktur zustandekommen. Und schließlich müsse die Unruhe in der Bevölkerung anhalten. Mit anderen Worten: Ein Selbstläufer würde auch eine Wagenknecht-Partei in diesen wilden Zeiten nicht.

RND/tdi/mdc

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken