Russlands Kirchenoberhaupt ruft zu Waffenruhe in der Ukraine während orthodoxer Weihnacht auf
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Patriarch Kirill.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
Moskau. Das einflussreiche Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche Patriarch Kirill hat zu einer Waffenruhe in der Ukraine während der orthodoxen Weihnacht aufgerufen. „Ich, Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland, rufe alle Seiten, die an dem internen Konflikt beteiligt sind, dazu auf, das Feuer einzustellen und eine Weihnachtswaffenruhe vom 6. Januar um 12 Uhr bis 7. Januar um 24 Uhr herzustellen, damit die Gläubigen die Messen an Heiligabend und am Tag von Christi Geburt besuchen können“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf Kirills. Die Ostkirchen feiern Weihnachten nach dem julianischen Kalender am 7. Januar.
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Kiew hat den Aufruf Kirills abgelehnt. „Es ist eine zynische Falle und ein Element der Propaganda“, schrieb der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Die russisch-orthodoxe Kirche sei auch keine Autorität in der weltweiten Orthodoxie und trete lediglich als „Kriegspropagandist“ auf. Podoljak unterstellte dem Moskauer Patriarchat Aufrufe zum Genozid an den Ukrainern.
Patriarch Kirill: Tod in diesem Krieg eine Art Opfergang
Seit Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es der erste Aufruf Kirills zur zumindest befristeten Einstellung von Kampfhandlungen. Kirill gilt als enger Vertrauter Putins und hat den Krieg als Feldzug gegen das Böse gerechtfertigt.
Nach der Mobilmachung im Herbst versprach er russischen Soldaten die Absolution. Der Tod in diesem Krieg sei eine Art Opfergang, mit der die Person „alle Sünden abwäscht“, sagte er damals. Zuletzt saß er bei einer erweiterten Sitzung des russischen Verteidigungsministeriums mit Generälen in einem Saal.
In Kiew gilt Kirill deswegen als Kriegstreiber. Wegen der engen Verquickung der russisch-orthodoxen Kirche mit dem Kreml ist in der Ukraine auch die lange dem Moskauer Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche unter Druck geraten. Zum Jahresende wurde der Kirche das Pachtrecht für das weltberühmte Höhlenkloster in Kiew entzogen. Die Weihnachtsmesse dort wird 2023 die Konstantinopel unterstehende Orthodoxe Kirche der Ukraine veranstalten. Die quasi neue Staatskirche in der Ukraine wurde 2018 mit Hilfe des damaligen Präsidenten Petro Poroschenko gegründet und hat zunehmend an Einfluss gewonnen.
RND/dpa