Russischer Ex-Diplomat: Er wollte nicht mehr und setzte ein Zeichen
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Demonstration für Frieden in der Ukraine vor dem UN-Hauptquartier in Genf (Archivbild).
© Quelle: IMAGO/NurPhoto
Der ehemalige russische UN-Diplomat Boris Bondarew hat seinen Rücktritt erneut gerechtfertigt und Russland scharf kritisiert. „Meine Entscheidung habe ich am 24. Februar getroffen, an dem Tag, an dem der Krieg in der Ukraine ausbrach“, erklärte der Russe im Interview mit der „Tribune de Genève“. Allerdings habe er drei Monate gebraucht, um seinen Rücktritt umzusetzen, „um die Sicherheit meiner Familie zu gewährleisten“.
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„Man hat mir Anweisungen erteilt, die ich nicht ausführen wollte“, erklärte Bondarew zu seinem Rücktritt. Seine Entscheidung habe sich allerdings „im Laufe der Jahre so entwickelt. Ohne den Krieg wäre ich vielleicht geblieben“, so der Diplomat gegenüber der Schweizer Tageszeitung. Bereits während seiner Amtszeit als UN-Vertreter habe Bondarew seine Tätigkeiten hinterfragt. „Wir arbeiten nicht für das nationale Interesse“, erklärte der Diplomat. „Unsere Positionen sind dazu da, der Hierarchie oder einigen ganz bestimmten Personen zu gefallen.“
Auch Russlands Präsidenten Wladimir Putin griff der UN-Diplomat an: „Man braucht sich nur die Forderungen anzusehen, die Putin vor dem Krieg in der Ukraine gestellt hat. Die Nato solle wieder auf den Stand von 1997 zurückkehren und versprechen, sich nie weiter auszudehnen. Und was hat er damit erreicht? Nichts. Stattdessen haben wir Krieg.“
Der russische Diplomat erklärte außerdem, dass viele Diplomaten aus Moskau vor einem ähnlichen Schritt stünden. „Weil sie keine Positionen mehr vertreten können, mit denen sie nicht einverstanden sind“, erläuterte Bondarew. Auch deshalb sei der UN-Vertreter zurückgetreten: „Um all den Russen, die glauben, dass man nichts tun kann, zu zeigen, dass man sich wirklich erheben und seine Meinung sagen kann. Und dass denjenigen auch geholfen wird.“
Bondarew war am Montag überraschend von seinem Amt als UN-Vertreter Russlands zurückgetreten. International sorgte seine Entscheidung für Aufsehen. Der Ex-Diplomat hält sich mit seiner Familie vorerst in der Schweiz auf.
RND/hyd
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