E-Paper
Zum Jahrestag des Angriffskriegs

Mahnmal gegen den Krieg: In Berlin steht jetzt ein Panzer vor der russischen Botschaft

Vor der russischen Botschaft steht seit heute ein Panzer.

Vor der russischen Botschaft steht seit heute ein Panzer.

Artikel anhören • 4 Minuten

Berlin. Lange hat es gedauert, aber jetzt steht er da, das Kanonenrohr direkt auf die Botschaft der Russischen Föderation gerichtet. Pünktlich zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die Berliner Museumsbetreiber Enno Lenze und Wieland Giebel einen russischen Kampfpanzer vom Model T-72 im Herzen Berlins aufgestellt. Von der Kanone des Panzers geht keine Gefahr mehr aus, das Kriegsgerät wurde demilitarisiert. Funktionsfähig war es schon vorher nicht mehr: Ende März 2022 wurde der Panzer am Rande des Dorfes Dmytriwka außerhalb von Kiew zerstört. Er sei auf eine ukrainische Mine gefahren, teilt Lenzes und Giebels Museum Berlin Story Bunker mit.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zur Verfügung gestellt wurde der Kampfpanzer vom Nationalen Militärhistorischen Museum der Ukraine. Der Aktion gingen laut Lenzes Angaben acht Monate Planung voraus – und ein Rechtsstreit mir dem Bezirksamt Berlin-Mitte. Das hatte im vergangenen Jahr die Genehmigung für das Aufstellen des zerstörten Panzers verweigert. Dabei argumentierte die Behörde zunächst, die geplante Aktion sei pietätlos und könne die außenpolitischen Interessen der Bundesrepublik berühren. Das Berliner Verwaltungsgericht gab jedoch im Oktober 2022 einer Eilklage der Museumsmacher statt und entschied: Das Recht auf Meinungsfreiheit übertrumpft die Bedenken der Behörde.

Der Panzer T-72 steht auf einem Hänger vor der Botschaft Russlands an der Straße Unter den Linden in Berlin.

Der Panzer T-72 steht auf einem Hänger vor der Botschaft Russlands an der Straße Unter den Linden in Berlin.

Eigentlich hätte der Panzer nun einige Meter entfernt und quer zur Straße stehen sollen – nicht mit dem Kanonenrohr auf die russische Botschaft gerichtet. Doch weil unter der Straße ein S-Bahn-Tunnel verläuft, habe der zum Abladen benötigte Kran dort nicht aufgestellt werden können. Stattdessen steht der zerstörte Koloss nun auf dem ukrainischen Tieflader, der ihn aus Kiew über Polen nach Deutschland geliefert hat.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Weil Tieflader in der Ukraine stets für den Transport von Hilfsgütern gebraucht würden, könne der Panzer nun auch nicht für zwei Wochen ausgestellt bleiben, wie ursprünglich geplant, erklärt Enno Lenze. Bereits am kommenden Montag ist wieder Schluss. Der Panzer werde dann in die Niederlande gebracht, wo er weiter ausgestellt werde.

Ukrainischer Botschafter: Friedensbewegungen sind wichtig

Am frühen Freitagnachmittag besucht auch der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew das temporäre Mahnmal. Die Ukraine sei dafür verantwortlich, dass solche Panzer nie mehr in Europa rollen, sagt der Diplomat vor dem russischen Panzerwrack. „Und wir werden alles dafür tun, dass die russischen Panzer zurück nach Russland verdrängt werden.“ Die Ukraine sei ein Verteidiger für ganz Europa. „Wir werden diesen Krieg gewinnen, mit einer tollen deutschen Hilfe.“

Oleksij Makejew, Botschafter der Ukraine in Deutschland, steht vor dem zerstörten russischen Panzer.

Oleksij Makejew, Botschafter der Ukraine in Deutschland, steht vor dem zerstörten russischen Panzer.

Vor wenigen Tagen habe er gemeinsam mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius die Ausbildung ukrainischer Soldaten an Leopard-2- und Marder-Panzern besichtigt. „Die deutschen Kolleginnen und Kollegen haben mir gesagt, wenn ein Leopard-Panzer auf so einen russischen T-72 trifft, gibt es in zwei Sekunden keinen T-72 mehr“, berichtet Makejew und fügt an: „Wir sind Deutschland dafür dankbar, dass unsere Jungs mit Waffen beliefert werden, damit sie uns, unsere Freiheit und auch den Frieden in Europa verteidigen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch an jene, die am Samstag nur wenige Hundert Meter entfernt am Brandenburger Tor mit Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer gegen Waffenlieferungen an die Ukraine demonstrieren wollen, hat der Diplomat eine Botschaft: „Friedensbewegungen sind sehr wichtig“, sagt er. Der richtige Adressat dafür sei jedoch Russland als einziges Land in Europa, das derzeit gegen Frieden sei.

„Man muss klar sagen, wer Aggressor ist und wer sich verteidigt“, sagt Makejew. „Wir in der Ukraine sind auch für Frieden. Aber Frieden fällt nicht vom Himmel. Frieden muss erkämpft werden.“

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken