Warum eine thailändische Milliardärsfamilie über die Mateschitz-Nachfolge entscheidet
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Dietrich Mateschitz, hier 2013 in Barcelona, ist im Alter von 78 Jahren verstorben. Wer seine Nachfolge bei Red Bull antritt, ist bisher offen.
© Quelle: imago/Laci Perenyi
Fuschl am See. Sein Name und sein Gesicht sind untrennbar mit dem Firmenimperium verbunden: Bis zu seinem Tod am Samstag führte Dietrich Mateschitz den österreichischen Mischkonzern Red Bull von Fuschl am See bei Salzburg aus als eine Art Alleinherrscher. Fußball, Rennsport, Eishockey, der Sender Servus TV und natürlich der Energydrink: Wie es mit dem Erbe des österreichischen Multimilliardärs nun weitergeht, entscheidet sich voraussichtlich in Bangkok. Denn der thailändischen Familie Yoovidhya gehört die Mehrheit an der Red Bull GmbH und damit auch an den zahlreichen Tochterunternehmen.
49 Prozent hielt der im Alter von 78 Jahren verstorbene Mateschitz an der Gesellschaft. Auch wenn sein 1992 geborener Sohn Mark, ein Einzelkind, diesen Anteil erbt, die herausragende Stellung als Geschäftsführer kann ihm sein Vater nicht vermachen. Weitere 49 Prozent hält die Familie Yoovidhya über ihre Holding TC Agro Agrotrading an Red Bull. Zusammen mit den 2 Prozent Unternehmensanteilen, die Familienoberhaupt Chalerm Yoovidhya gehören, entscheiden fortan die Mehrheitseigner über die Zukunft Red Bulls. Mateschitz gründete 1984 Red Bull gemeinsam mit dem 2012 verstorbenen Chaleo Yoovidhya, dem Vater von Chalerm. Zuvor hatte sich der Österreicher die Rechte an dem von Yoovidhya erfundenen Energydrink gesichert.
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Dietrich Mateschitz mit seinem Sohn Mark und Lebensgefährtin Marion Feichtner.
© Quelle: Franz Neumayr/APA/dpa
Sohn im Vorstand von Mateschitz-Stiftung
Über Mateschitz‘ Sohn ist wenig bekannt: Er wuchs unter dem Namen Mark Gerhardter auf und ist das Kind einer Beziehung zwischen Dietrich Mateschitz und Anita Gerhardter. Nach der Matura begann Mark Mateschitz laut dem österreichischen „Standard“ ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Salzburg.
Sein Vater beteiligte ihn in seinem Firmengeflecht, teils als Geschäftsführer von Unternehmenszweigen. Diese Funktion bekleidete er zeitweise auch beim Salzburger Getränkehersteller Thalheimer Heilwasser. Seit Beginn des Jahres sitzt er im Vorstand der von seinem Vater gründeten Stiftung Wings for Life, die Rückenmarksforschung unterstützt. Auch seine Mutter ist Teil des Vorstands. Aus dem operativen Geschäft des Red-Bull-Imperiums hielt sich der Sohn bisher heraus.
Dass Mateschitz‘ einziger Sohn die Nachfolge seines Vaters antritt, gilt als unwahrscheinlich. „Undenkbar“ sei es, dass die Yoovidhyas einen solch unerfahrenen Mann als Geschäftsführer akzeptieren. So urteilte das „Manager Magazin“ noch 2017 – das dürfte bis heute gelten.
Thailänder reden bei Erbe mit
Mit dem Ableben von Dietrich Mateschitz endet demnach auch dessen weitreichende Macht: Bisher konnte nur eine Zwei-Drittel-Mehrheit den Österreicher überstimmen – de facto hatten die thailändischen Mehrheitseigener keine Handhabe gegen ihn. Mateschitz‘ Nachfolger habe jedoch nur noch bei grundlegenden Entscheidungen, zum Beispiel Fusionen, eine Sperrminorität, berichtete das Magazin. Sogar der Übertragung der Firmenanteile müssten die Mehrheitseigner zustimmen. Beide Seiten hätten sich also auf einen Nachfolger einigen müssen. Inwieweit dies gelungen ist, ist bisher nicht bekannt.
So kommen nun Chalerm Yoovidhya und dessen Bruder Saravoot, Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens, entscheidende Rollen zu. Die Milliardärsfamilie ist dabei kein unbeschriebenes Blatt, denn in der Vergangenheit sorgten einzelne Mitglieder für skandalträchtige Schlagzeilen: Der Name Chalerm Yoovidhya tauchte im Zusammenhang mit den Panama Papers auf.
Dessen Sohn Vorayuth Yoovidhya ist seit 2012 auf der Flucht. Er soll in Bangkok unter Drogen- oder Alkoholeinfluss mit einem Luxusauto einen Polizisten tot gefahren haben. Seitdem entzieht er sich einem Gerichtsprozess. Weil die thailändischen Behörden vor zwei Jahren alle noch nicht verjährten Anklagepunkte gegen ihn fallen ließen, gab es dort sogar eine Boykottkampagne gegen Red Bull. Bis heute fahndet Interpol nach dem Erben, weil inzwischen erneut Anklage gegen ihn erhoben wurde. Als Nachfolger des Red-Bull-Imperiums dürfte auch Vorayuth Yoovidhya damit ausscheiden.