Ramelow kündigt Ende der Impfpriorisierung in Thüringen an - Ärzte warnen
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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow.
© Quelle: imago images/Jacob Schröter
Berlin. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat die Aufhebung der Impfpriorisierung in seinem Bundesland angekündigt.
„In dem Moment, wo in den Hausarztpraxen ausreichend Impfmaterial da ist, kann der Hausarzt das entscheiden“, sagte der Linken-Politiker am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Schon jetzt gebe es Hausärzte, die in der Entscheidung freier sind. Die Impfpriorität der Ständigen Impfkommission diene aber als Orientierung.
„In Impfzentren, die wir auch dauerhaft aufrechterhalten für die nächsten Monate, wird entlang der Impfpriorisierung weitergeimpft, bis genügend Impfstoff da ist“, sagte Ramelow weiter. Außerdem würden auch die Impfungen in Betrieben vorbereitet.
Hessen öffnet im Juni Impf-Registrierung für alle
So soll in der hessischen Impfkampagne von Juni an die Registrierung für alle Bürger geöffnet werden - unabhängig von der Priorisierungsgruppe. Das kündigte die Landesregierung am Montag in Wiesbaden an.
Bei der Terminvergabe würden allerdings zunächst noch solche Menschen bevorzugt, die einer der priorisierten Gruppen 1 bis 3 angehören. Solange Impfstoff noch knapp sei, verteile das Land die Dosen so zügig und gerecht wie möglich, erläuterte Innenminister Peter Beuth (CDU).
Hessen möchte außerdem noch vor den Sommerferien damit beginnen, Schülerinnen und Schülern ab dem 12. Lebensjahr ein Impfangebot zu unterbreiten, damit diese im Idealfall bis zum Start des neuen Schuljahres mindestens einmal geimpft sind. Diese Gruppe umfasst nach Angaben der Landesregierung an den allgemeinbildenden sowie den beruflichen Schulen rund 500 000 Jugendliche.
Ärzteverband warnt
Die Chefin des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna, hat vor der Aufhebung der Impfpriorisierung in Arztpraxen gewarnt. Dadurch gebe es nicht mehr Impfstoff, „sondern einfach noch mehr Menschen, die um ein knappes Gut konkurrieren“, sagte Johna am Montag im Deutschlandfunk. Wer besonders drängele komme dadurch möglicherweise früher zum Zug, als Menschen, die besonders geschützt werden müssen.
Schon jetzt fühlten sich viele niedergelassene Ärzte „wie die letzte Mauer“ bei der Impfstoffvergabe. In mehreren Bundesländern endet in dieser Woche die Priorisierung bei den Corona-Impfungen in Arztpraxen.
Die Impfpriorisierung habe nicht nur die Menschen vorgezogen, die ein Risiko hatten schwer zu erkranken - sondern habe auch Menschen mit einem geringeren Risiko eine Vorstellung davon gegeben, wann sie drankommen, sagte Johna.
„Wenn ich jetzt gleichzeitig allen Menschen die Vorstellung gebe, sie könnten drankommen, gleichzeitig aber das Gut so knapp ist, dass das gar nicht möglich ist, führt das doch zu Frustration.“
Mit Blick auf möglicherweise verkürzte Impfabstände, um etwa früher in den Urlaub zu kommen, sagte Johna: „Das ist einfach medizinisch nicht sinnvoll und so dürfen wir mit dem knappen Gut nicht umgehen.“
RND/dpa