Wer kämpft für Russland?

Putins Showdown: Warum der Ukraine in zwei Wochen eine neue Angriffswelle droht

Bilder der ukrainischen Armee zeigen Angriffe auf eine Panzerkolonne Russlands.

Bilder der ukrainischen Armee zeigen Angriffe auf eine Panzerkolonne Russlands.

Nach fast einem Monat Krieg in der Ukraine haben russische Truppen nur wenige Gebiete erobern können. Tausende Soldaten aus der Armee sind bereits im Kampf ums Leben gekommen. Laut der Ukraine sollen bereits mehr als 15.000 russische Soldaten gestorben sein, Experten wie Gustav Gressel vom „European Council on Foreign Relations“ halten mindestens 10.000 Tote auf russischer Seite für realistisch.

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„Die russische Armee ist ermattet und braucht dringend neue Kräfte“, sagte Gressel im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er gehe davon aus, dass Russland im April noch einmal eine neue Offensive starten werde. „Dann werden Tausende Wehrpflichtige aus der Armee entlassen und überredet, bestochen oder gezwungen, als Zeitsoldat für Russland in der Ukraine zu kämpfen.“

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Am 1. April beginnt die nächste Einberufungswelle in Russland. Zweimal im Jahr werden zwischen 120.000 und 150.000 Russen eingezogen. An Auslandseinsätzen, wie dem in der Ukraine, dürfen offiziell nur ausgebildete Soldaten mit einem Vertrag eingesetzt werden. Doch viele russische Wehrpflichtige sollen noch vor Abschluss der einjährigen Grundausbildung gezwungen worden sein, einen Vertrag als Zeitsoldat zu unterschreiben. Wie viele genau in der Ukraine kämpfen, ist nicht bekannt. Der Kreml hat aber inzwischen zugegeben, dass auch Wehrpflichtige eingesetzt werden und sprach von Einzelfällen.

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Für Gressel ist klar: Dem Westen läuft die Zeit davon – er habe „jetzt zwei bis drei Wochen Zeit“, um die Ukraine militärisch so weit aufzurüsten, dass sie dem nächsten Ansturm auch standhalten werde. „Wir haben also nicht viel Zeit, um die Ukraine mit Waffen auszustatten.“ Das würden gerade viele Politikerinnen und Politiker in Berlin unterschätzen, die noch an einen schnellen Frieden glauben. „Es ist aber falsch, jetzt von Frieden zu sprechen, denn wir sind mitten im Krieg“, stellte der Militärexperte klar.

Er betonte, dass die Ukraine dringend Flugabwehrraketen, Panzer und andere Waffen brauche. Schon jetzt habe die ukrainische Armee ein Materialproblem bei gepanzerten Fahrzeugen und setze sehr altes Material ein. „Um der neuen Welle russischer Angriffe im April etwas entgegensetzen zu können, brauchen sie jetzt Kampfpanzer, Schützenpanzer, Artillerie und Munition.“ Mitte April könnte auch Kiew vollständig von russischen Soldaten eingekesselt werden. Derzeit sei dies noch nicht möglich. „Denn zurzeit reichen die russischen Streitkräfte nicht aus und die Russen haben auch nicht genug Reserven.“

Selenskyj fordert ein direktes Treffen mit Putin
HANDOUT - 21.03.2022, Ukraine, Kiew: Dieses vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, in Kiew. Selenskyj hat Ultimaten aus Russland eine grundsätzliche Absage erteilt. Foto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Bald beginnt die vierte Woche der russischen Invasion der Ukraine. Bislang haben die Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland zu keinem Ergebnis geführt.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter glaubt jedoch nicht an eine große Angriffswelle. „Ich rechne nicht damit, dass sich im April viele der jetzt noch wehrpflichtigen russischen Soldaten für den Kampf in der Ukraine melden werden“, sagte er im Gespräch mit dem RND. „Es könnten vielleicht 10.000 oder 20.000 Soldaten sein, die Russland ab April zusätzlich zur Verfügung hat.“ Diese Soldaten würden aber nicht sehr motiviert sein, in der Ukraine zu kämpfen, glaubt der CDU-Politiker.

Viele hätten von ihren Kameraden gehört, dass sie unter dem Vorwand einer Übung letztlich in die Ukraine geschickt wurden. „Sie wissen auch, dass viele Kameraden verwundet oder gestorben sind.“ Die geringe Moral könne sogar den Zusammenhalt in der russischen Armee weiter schwächen.

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Der Russland-Experte und Politikwissenschaftler der Universität Innsbruck, Gerhard Mangott, gibt aber zu bedenken: „Russland müsste gar nicht die jetzt wehrpflichtigen Soldaten überreden, nach ihrem Wehrdienst Zeitverträge zu unterschreiben, um sie in der Ukraine länger kämpfen zu lassen.“ Er sieht eine viel einfachere Lösung: „Ich halte es für möglich, dass Russland die Wehrpflicht seiner Soldaten auf dem Gesetzesweg verlängert.“ Das bedeute, die Wehrpflichtigen werden nicht überredet oder bestochen, sondern durch die Verlängerung ihrer Wehrdienstzeit gezwungen, weiter zu kämpfen.

Fraglich sei jedoch, wie sehr dies den Krieg beeinflussen werde. „Die Stärkung der Truppenanzahl wird für Russland erst dann wirklich relevant, wenn man die Ukraine besetzen möchte“, so Experte Mangott. Für die Kämpfe sei eine deutliche Stärkung der Soldatenanzahl seines Erachtens nicht erforderlich. „Ich erwarte eher, dass Russland deutlich mehr militärisches Gerät in diesem Konflikt einsetzen wird.“

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