Planungsbeschleunigung im Verkehr: Union übt Kritik an Scheitern der Ampelgespräche
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6HWSVZIOVJCPROREYBLNKC6HCI.jpeg)
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident von Hessen.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Berlin. Das Scheitern der jüngsten Koalitionsgespräche über eine mögliche Beschleunigung von Planungsverfahren im Verkehr ist bei der Union auf Kritik gestoßen. Die Vorsitzenden der Ampelparteien und ‑fraktionen SPD, Grüne und FDP konnten sich am Donnerstagabend nach mehr als dreistündigen Beratungen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) nicht einigen.
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Auch das jüngste Treffen innerhalb der Bundesregierung hat keine Lösung gebracht. Das ist bedauerlich. Die Frage, wie sich die Planungszeit für wichtige Bauprojekte verkürzen lässt, ist zu wichtig für internen Ampelstreit in Berlin.“ Schließlich gehe es darum, Brücken, Schienenprojekte und Wasserwege, aber auch Pipelines und Leitungen schneller zu bauen – sowie um den raschen Ausbau von Autobahnen, die für die Wirtschaft essenziell seien.
Wir brauchen jetzt Tempo statt Trägheit.
Boris Rhein (CDU),
Ministerpräsident von Hessen
Rhein fügte hinzu: „Ich hoffe, dass die Koalitionäre in Berlin möglichst bald zueinander finden.“ Die Länder hätten dazu schon konkrete Vorschläge gemacht. Doch die habe der Bund leider bei der Ministerpräsidentenkonferenz im vergangenen Dezember kurzfristig von der Tagesordnung genommen. Der CDU-Politiker betonte: „Wir brauchen jetzt Tempo statt Trägheit.“
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will Straßen und Brücken schneller bauen lassen. Die Grünen lehnen die Beschleunigung von Autobahnneubauten hingegen kategorisch ab. Seit Monaten ringen SPD, Grüne und FDP überdies erfolglos um ein im Koalitionsvertrag angekündigtes Klimaschutzsofortprogramm. Auch hier ist der Verkehrsbereich das Hauptproblem. Die Grünen wollen unter anderem umweltschädliche Subventionen wie das sogenannte Dienstwagenprivileg kippen und ein Tempolimit auf Autobahnen. Beides will die FDP nicht – ebenso wenig wie die Pläne von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne), bis 2030 schrittweise auf Biokraftstoffe zu verzichten.
Nach dem Treffen am Donnerstagabend war von konstruktiven Gesprächen die Rede. Allerdings markierten beide Seiten erneut ihre Positionen. Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagte im Deutschlandfunk, es gebe ein Klimaschutzgesetz, „das wir einhalten müssen. Und das schaffen wir noch nicht, insbesondere im Verkehrsbereich.“
Dabei seien die Grünen nicht grundsätzlich gegen den Neubau von Straßen, fuhr sie fort. Es gehe darum, ob dem Straßenbau ein „überragendes öffentliches Interesse“ eingeräumt werde, mit dem beispielsweise Naturschutzprüfungen nicht mehr vorgenommen werden müssten. Die Parteichefin forderte stattdessen eine Priorisierung, die danach erfolgen solle, welche Infrastruktur zur Transformation und zum Klimaschutz beitrage. Zugleich sprach sie sich für eine Planungsbeschleunigung beim Ausbau von Bahnschienen und der erneuerbaren Energien aus. „Denn das brauchen wir in diesem Land.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3NOYFYVVVBAQ7AB3DPE6VMH6PQ.jpg)
Klima-Check
Erhalten Sie die wichtigsten News und Hintergründe rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Vonseiten der FDP verlautete, Straßenbauprojekte seien notwendig, da sonst der Industriestandort Deutschland gefährdet werde. So laufe ein Großteil des Güterverkehrs über die Straße – mit zunehmender Tendenz –, während über die Schiene lediglich 17 Prozent des Güterverkehrs abgewickelt würden. Dabei sehen die Liberalen den Kanzler auf ihrer Seite, was die Grünen bestätigen. Umweltverbände hätten ferner ein großes Interesse daran, Straßenausbau zu verhindern, dadurch Engpässe zu produzieren und so einen Umstieg zu erzwingen, hieß es.
Auch weisen FDP-Kreise die Behauptung zurück, Wissing sei bei der Reduktion des CO₂-Ausstoßes im Verkehrssektor zu passiv. Nur sei Klimaneutralität bei Bau und Verkehr eben besonders schwer, weil es so viele Altbauten und Altfahrzeuge gebe. Die wolle niemand verbieten, auch nicht die Grünen. Ohnehin sei es „nicht dienlich, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt“. Die von der Ökopartei geforderte Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen war dem Vernehmen nach kein Thema.
Nach Angaben beider Seiten ist das Scheitern der Gespräche am Donnerstagabend nicht das letzte Wort. Es soll weiterverhandelt werden.