Russland will ukrainische Terrorgruppe gesprengt haben – alles nur eine peinliche Inszenierung?
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Wladimir Putin, Präsident von Russland, beschuldigt westliche Länder, hinter einem angeblich geplanten Terroranschlag zu stecken.
© Quelle: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa
Am Montag soll die Moskauer Generalstaatsanwaltschaft eine ukrainische Terrorgruppe gesprengt haben. Die Rede war von mehreren Verhaftungen angeblicher Attentäter. Experten bezweifeln jedoch die Echtheit der Razzia. Das berichtet am Mittwoch der „Spiegel“. In offiziell veröffentlichten Videos hätten Experten Indizien für eine Inszenierung entdeckt.
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Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti hatte am Montag ein Video bei Telegram veröffentlicht, bei der eine russische Sondereinheit die Wohnung der angeblichen Terroristen stürmte, sie verhaftete und anschließend eine Vielzahl von Gegenständen beschlagnahmte. Darunter ein Foto von Adolf Hitler, sechs gefälschte ukrainische Pässe, zahlreiche Molotowcocktails, eine Schrotflinte sowie ein Hakenkreuz-T-Shirt. Auch eine grüne Perücke und ein Minilabor zum Meth-Kochen sind im Video zu sehen. Auffällig sei jedoch ein Buch, in dem mit dem Namen „Unleserliche Signatur“ unterzeichnet worden sei. Auch drei Kopien des Videospiels „Die Sims 3″ verwirren Experten.
Der Osteuropa-Experte Sergej Sumlenny hält die Razzia für eine Inszenierung und verweist auf das gefundene Buch: „Einer der ‚Beweise‘ ist eine Neonazi-Inschrift in einem Buch. Unterzeichnet mit ‚unleserliche Signatur‘. Ja, der FSB erhielt den Auftrag, das Buch mit einer ‚unleserlichen Signatur‘ zu unterschreiben – und tat dies auch!“
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Aric Toler, Autor des internationalen Recherchenetzwerks Bellingcat, hält die Unterschrift mit „Unleserliche Signatur“ allerdings nicht für einen Fehler, sondern für ein Codewort. Dieses sei bereits in Telegramchats der angeblichen Terrorgruppe aufgetaucht. Allerdings sei die Razzia trotz dieser Unterschrift eine Inszenierung, so auch die Einschätzung von Toler.
Drei Mal „Die Sims“ statt drei SIM-Karten?
Weitere angebliche Beweise für einen vereitelten Terroranschlag seien demnach auch drei Kopien des Videospiels „Die Sims 3″ gewesen, die die russischen Ermittler sicherstellten. Der BBC-Journalist Francis Scarr kommentierte das scherzhaft mit den Worten: „Wer hätte gedacht, dass sie [die verhafteten Neonazis] sich für Sims 3 interessieren würden?“ Verschiedene Medienberichte vermuten ein weiteres Missverständnis bei einer Inszenierung durch den russischen Geheimdienst: Eine Anweisung könnte demnach gewesen sein, drei SIM-Karten für Handys als Beweismittel zu platzieren anstatt „Sims 3″-Spiele.
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Der russische Präsident Wladimir Putin hatte westliche Länder am Montag beschuldigt, hinter dem angeblichen Anschlag zu stecken. „Heute Morgen hat der föderale Sicherheitsdienst die Aktivitäten einer terroristischen Gruppe gestoppt, die einen berühmten russischen Fernsehjournalisten angreifen und töten wollte. Natürlich werden sie die Anschuldigungen bestreiten, aber die Fakten und Beweise sind unwiderlegbar“, sagte Putin in einer Rede vor den obersten Staatsanwälten Russlands.
Anstiftung zu Angriffen auf Journalisten? Putin wirft Westen die Zerstörung Russlands vor
In einer Rede vor den obersten Staatsanwälten Russlands beschuldigte Putin den Westen am Montag, zu Angriffen auf russische Journalisten anzustiften.
© Quelle: Reuters
Putin fügte hinzu, der Westen habe erkannt, dass die Ukraine Russland nicht im Krieg besiegen könne, und wolle Russland nun von innen heraus zerstören. „Das funktioniert nicht“, sagte er.
RND/hyd