PCR-Tests für Geimpfte: Ärztevertreter unterstützen RKI-Vorschlag

Eine Mitarbeiterin eines Corona-Testzentrums führt einen Test durch (Archivbild).

Eine Mitarbeiterin eines Corona-Testzentrums führt einen Test durch (Archivbild).

Berlin. Immer mehr Menschen stecken sich trotz einer Impfung mit dem Coronavirus an. Die Zahl der sogenannten Impfdurchbrüche, die das Robert Koch-Institut (RKI) seit Beginn der Impfungen gegen Covid-19 dokumentiert hat, steigt von Woche zu Woche. Laut dem aktuellen Wochenbericht des RKI gab es bereits 10.827 erfasste Impfdurchbrüche in Deutschland.

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Ein Grund zur Sorge besteht deshalb für Carsten Watzl, den Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, noch nicht. „Impfdurchbrüche sind nichts Außergewöhnliches, weil die Impfung nicht 100 Prozent schützt. Das tut keine Impfung“, sagte er dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). Als Impfdurchbruch zählt, wenn trotz vollständiger Impfung nach mindestens zwei Wochen mittels eines PCR-Tests eine Sars-CoV-2-Infektion festgestellt wird.

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Impfdurch­brüche müssen immer in Relation zu den tatsächlichen Impfungen gesehen werden. „Wenn wir eine Impfquote von 100 Prozent hätten, würden wir nur noch Impfdurch­brüche sehen. Das heißt aber nicht, dass die Impfungen nicht wirken“, versicherte der Immunologe.

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RKI: Ungeimpfte stecken sich sechsmal häufiger an

Nach den RKI-Zahlen stecken sich Ungeimpfte sechsmal häufiger an als Geimpfte. Die Corona-Impfstoffe bieten zwar keinen hundert­prozentigen Schutz, aber sie weisen dennoch eine hohe Wirksamkeit auf. Das RKI schätzt die Impf­effektivität im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 8. August 2021 für die Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen und auch bei den über 60-Jährigen auf rund 87 Prozent.

„Nicht jede Person, die zweimal geimpft ist, ist auch wirklich immun“, gibt Watzl zu bedenken. „Es gibt voll geimpfte Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, die keine oder kaum Antikörper entwickeln. Die sind zwar geimpft, aber de facto gar nicht vor dem Virus geschützt.“ Gleichzeitig gebe es auch geimpfte Menschen, die ihren Impfschutz über die Zeit verloren hätten und sich deshalb auch wieder anstecken könnten, sagte er.

Watzl: Durchbruchs­infektionen sind bei Älteren häufiger

„Das ist vor allem bei den Älteren der Fall. Hier zeigen Erfahrungs­werte, dass die Impfungen bei dieser Gruppe nicht ganz so gut wirken. Die Durchbruchs­infektionen bei den geimpften Älteren sind deshalb häufiger als bei den geimpften Jüngeren“, so der Immunologe des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung der TU Dortmund.

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Auch die Wahrscheinlichkeit der schweren Verläufe nimmt in dieser Gruppe zu. Bei den über 60-Jährigen musste jeder vierte vom Impfdurchbruch Betroffene ins Krankenhaus, schreibt das RKI. Bei den unter 60-Jährigen mussten nur 2 Prozent der Betroffenen nach einem Impfdurchbruch im Krankenhaus behandelt werden.

Delta bringt laut Immunologe mehr Durchbruchs­infektionen

Hinzu kommt, dass die mittlerweile vorherrschende Delta-Variante die Wirksamkeit der Impfstoffe mindert und gleichzeitig ansteckender ist. „Deswegen sehen wir auch vermehrt durch Delta diese Durchbruchs­infektionen“, so Watzl. Auch die Diskussion über Auffrischungs­impfungen werde aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante schon viel früher geführt.

Bei der Bewertung der Impfdurch­brüche gibt es keinen Grenzwert, der aussagt, ab welcher Anzahl weitere Maßnahmen notwendig sind. „Aber sobald bei einer Gruppe der Schutz vor schwerer Erkrankung von beispielsweise 90 Prozent auf nur 60 Prozent absinkt, dann muss diese Gruppe definitiv noch einmal nachgeimpft werden. Das ist im Moment in Israel bei den über 60-Jährigen schon der Fall“, sagt Watzl.

Im Idealfall müsste man die Antikörper jeder Person bestimmen können, um die Zahl der Impfdurch­brüche zu verringern. „Dann könnte man individuell schauen, ob man noch nachimpft oder ob der Schutz noch ausreicht. Aber es gibt im Moment noch keinen messbaren Wert, an dem man die Immunität gegen Corona ablesen kann“, erklärt der Immunologe. Bei anderen Impfungen gebe es den sogenannten Impftiter schon, aber bei Corona sei man noch nicht so weit.

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Hausärzte­verband unterstützt RKI-Empfehlung

Unter anderem deshalb empfiehlt das RKI auch Geimpfte mit leichten Symptomen mithilfe eines PCR-Tests zu kontrollieren. Ulrich Weigeldt, der Chef des Hausärzte­verbands, unterstützt den Vorschlag. „Die Zahl der von Impfdurch­brüchen Betroffenen ist im Verhältnis zur Gesamtzahl der Geimpften gering, dennoch sollte bei entsprechenden Symptomen getestet werden“, sagte er dem RND. Tests für Menschen mit typischen Symptomen müssten auf jeden Fall kostenfrei angeboten werden.

Der Chef der Bundesärzte­kammer, Klaus Reinhardt, hält die PCR-Tests bei Geimpften ebenfalls für sinnvoll, um die Dunkelziffer etwas aufzuhellen. Gleichzeitig brauche man valide Informationen zu den Gründen für die Impfdurch­brüche. „Wo kommen Impfdurch­brüche vor, bei welchen Impfstoffen treten sie vor allem auf und durch welche Vorerkrankungen werden sie eventuell begünstigt? Antworten auf diese Fragen können helfen, die Wirksamkeit der Impfstoffe weiter zu steigern und sie an neue Virusvarianten anzupassen“, so Reinhardt.

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