Ostdeutsche in Führungspositionen: bedingt vertreten
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Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD).
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Die Sache ist ziemlich verrückt: Fast 33 (!) Jahre nach der Vereinigung legt der Ostbeauftragte der Bundesregierung ein Konzept vor, wie sich der Anteil von Ostdeutschen in Führungspositionen der Bundesverwaltung steigern ließe. Nur ist das Verrückte in diesem Fall zugleich notwendig. Es besteht Handlungsbedarf, und das schon lange.
Dass Ostdeutsche in den Eliten unterrepräsentiert sind, ist seit Jahren bekannt – unterrepräsentiert sogar in Ostdeutschland selbst. Dies hat mit der Transformation der 1990er-Jahre zu tun, die eine Transformation nach westdeutschen Regeln war und an zentralen Stellen von Westdeutschen vollzogen wurde. Der Fairness halber muss man sagen, dass die Ostdeutschen dafür mitverantwortlich sind. Viele wollten, dass es schnell geht. Demonstrierende riefen: „Kommt die D‑Mark, bleiben wir. Kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr.“ Das hatte Folgen.
Das Problem besteht leider darin, dass die Dominanz der Westdeutschen anhält – und nicht wenige von ihnen sie als selbstverständlich betrachten. Ein westdeutsches Problembewusstsein existiert nicht. Das für die Demokratie problematische Repräsentationsgefälle hat sich nicht zuletzt deshalb verfestigt. Eine Ostquote würde dagegen nicht helfen. Sie würde den latenten Ost-West-Konflikt verschärfen, statt ihn abzuschwächen. Rechtlich wäre die Quote unmöglich. Letztlich würden Gerichte entscheiden müssen, wer noch als ostdeutsch gelten kann. Das ginge aus wie das Hornberger Schießen.
Die Vorschläge des Ostbeauftragten Carsten Schneider sind daher vor allem ein Appell. Sie laufen darauf hinaus, die Westdeutschen sensibler zu machen und die Ostdeutschen kämpferischer. Viel mehr ist nach 33 Jahren nicht drin.