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Weitere vier Regionen beantragen Notstand

Römischer Wald in Flammen: Dürre und Waldbrände halten Italien in Atem

News Bilder des Tages July 4, 2022, Rome, Italy: The great fire that developed in the north of Rome involving the area of Pineta Sacchetti and Monte Mario, Rome, Italy, 04 June 2022. The flames affect the park of Pineto where it would have developed the first outbreak then propagated thanks to the hot wind. ANSA / Massimo Percossi Rome Italy - ZUMAa110 20220704_zaf_a110_019 Copyright: xAnsa/MassimoxPercossix

News Bilder des Tages July 4, 2022, Rome, Italy: The great fire that developed in the north of Rome involving the area of Pineta Sacchetti and Monte Mario, Rome, Italy, 04 June 2022. The flames affect the park of Pineto where it would have developed the first outbreak then propagated thanks to the hot wind. ANSA / Massimo Percossi Rome Italy - ZUMAa110 20220704_zaf_a110_019 Copyright: xAnsa/MassimoxPercossix

Rom. Für viele Italienerinnen und Italiener hat die Häufung der Naturkatastrophen der letzten Tage und Wochen die Dimension biblischer Plagen angenommen: Der fast ausgetrocknete Po, die Milliardenschäden in der Landwirtschaft, der von der ungewöhnlichen Hitze begünstigte Gletschersturz in den Dolomiten mit wahrscheinlich 20 Toten (neben sieben geborgenen Opfern werden weitere 13 Alpinisten immer noch vermisst) – und jetzt auch noch Wald- und Buschbrände. Allein in den Grünflächen und Parks von Rom wurden am Montag hundert Brände registriert.

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Fast alle Brände sind absichtlich gelegt worden.

Roberto Gualtieri,

Bürgermeister von Rom

Am schlimmsten wüteten die Flammen im Pinienwald Pineta Sacchetti in der Nähe des Vatikans. Der Himmel über der Kuppel von St. Peter war in dicke Rauchwolken gehüllt, Wohnhäuser mussten evakuiert werden, rund 50 Hektar Wald wurden zerstört. Laut dem Römer Bürgermeister Roberto Gualtieri waren fast alle Brände absichtlich gelegt worden. Dasselbe gilt für die Waldbrände in Kalabrien und Sizilien, die bereits wieder Hunderte von Hektar Wald vernichtet haben. Die Brandstiftungen sind eine Plage, die die italienischen Behörden trotz vieler Anstrengungen und Gesetze bis heute nicht in den Griff bekommen haben.

Größte Sorge der Regierung bleibt die Trockenheit

Im vergangenen Jahr, das weniger trocken war als dieses, wurden landesweit 150.000 Hektar Wald zerstört – das Dreifache des Vorjahres. Betroffen waren vor allem Sardinien, Sizilien und Kalabrien. Die größte aktuelle Sorge der Regierung bleibt indessen die anhaltende Trockenheit, die auch durch vereinzelte lokale Gewitter – etwa am Montag am Unglücksberg Marmolada in den Dolomiten – kein bisschen gemildert worden ist.

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Der Po, der längste Fluss des Landes, führt inzwischen weniger als 20 Prozent der in dieser Jahreszeit üblichen Wassermenge; der Lago Maggiore ist noch zu 34 Prozent gefüllt, der Comer See sogar nur noch zu 7 Prozent. Etwas besser ist die Situation beim größten Wasserreservoir Norditaliens, beim Gardasee: Er ist noch zu rund 50 Prozent gefüllt – aber sein Pegel sinkt ebenfalls jeden Tag um mehr als einen Zentimeter.

Angesichts der Wasserkrise hat die Regierung von Mario Draghi nun über die fünf am stärksten betroffenen Regionen Piemont, Lombardei, Venetien, Friaul und Emilia-Romagna den Notstand verhängt. Die Regionen Umbrien, Latium, Toskana und Ligurien, wo die Situation nicht wesentlich besser ist, haben diese Maßnahme ebenfalls beantragt und dürften in Kürze folgen.

Die Verhängung des Notstands tönt in Italien dramatischer, als sie es in der Praxis ist: In erster Linie erlaubt sie es der Zentralregierung, den betroffenen Regionen unbürokratisch finanzielle Hilfen zukommen zu lassen. Mit den insgesamt 36,5 Millionen Euro, die die Regierung den fünf Regionen nun zur Verfügung stellt, können unter anderem außerordentliche Kosten für Wassertransporte mit Zisternen-Lkw abgedeckt werden.

Rationierung von Wasser: Piemont unterbricht bereits die Wasserversorgung

Mit der Verhängung des Notstands hat die Regierung auch die Notfallpläne der fünf Regionen bewilligt, die unter anderem die Rationierung von Wasser vorsehen. Zahlreiche Gemeinden vor allem im Piemont haben bereits damit begonnen, die Wasserversorgung stundenweise oder auch während der ganzen Nacht zu unterbrechen. Vereinzelt wurden in den Dürregebieten auch schon Restriktionen für private Pools, für das Autowaschen und das Bewässern der Gärten erlassen.

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Auch dies ist in Italien undramatisch: Es sind Maßnahmen, die vor allem im Süden und im Zentrum Italiens praktisch jedes Jahr ergriffen werden müssen und an die man sich gewöhnt hat. Und sie ändern natürlich nichts am Austrocknen der Flüsse und Seen und den daraus entstehenden Problemen für die Landwirtschaft und die Stromproduktion.

Draghi setzt auf langfristige Maßnahmen wie die Erneuerung der Wasserleitungen, neue Staubecken und Reservoirs

Das Einzige, was die Situation im Moment wirklich entschärfen würde, wären lang anhaltende Regenfälle – und solche sind in Italien im Juli und August sehr unwahrscheinlich. Regierungschef Mario Draghi setzt deshalb in erster Linie auf mittel- bis langfristige Maßnahmen, die zum Teil auch mit den Milliarden aus dem EU-Wiederaufbau finanziert werden sollen. Insbesondere sollen die löchrigen Wasserversorgungen erneuert werden, in denen landesweit rund 40 Prozent des Wassers verloren gehen – im Süden des Landes bis zu 80 Prozent.

Daneben sollen Hunderte von neuen Staubecken und Reservoirs angelegt werden, mit denen das Regenwasser in Zukunft zurückgehalten werden kann. Zur Koordinierung dieser Projekte hat die Regierung die Einsetzung eines Sonderkommissars beschlossen. Die Wahl wird voraussichtlich auf den nationalen Zivilschutzchef Fabrizio Curcio fallen.

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