Bargeldknappheit und Gewaltdelikte

Nigeria: Präsidentschaftswahl zieht sich ungeplant bis in den Sonntag

Wählerinnen und Wähler in Nigeria bei der Stimmabgabe für die Präsidentschaftswahlen in Lagos.

Wählerinnen und Wähler in Nigeria bei der Stimmabgabe für die Präsidentschaftswahlen in Lagos.

Abuja. Die Präsidentschaftswahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land Nigeria hat sich ungeplant um einen Tag verlängert. Wegen verschiedener Probleme hatte es am Samstag Verzögerungen gegeben. Einige Wählerinnen und Wähler standen über Nacht weiter an, um ihre Stimme abzugeben. Am Sonntag wurde noch in den Staaten Benue, Adamawa und Bayelsa gewählt. Das vorläufige Wahlergebnis könnte nach Angaben von Wahlbeobachtern noch am Sonntagabend vorliegen.

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Am Samstag standen auch Stunden nach der offiziellen Schließung der Wahllokale um 14.30 Uhr landesweit noch Tausende Wählerinnen und Wähler Schlange, um ihre Stimmen abzugeben. Nigerias Wahlbehörde INEC kündigte an, dass mehrere Wahllokale anders als geplant auch am Sonntagmorgen geöffnet würden. An anderen Orten liefen bereits Auszählungen. Erste Ergebnisse sollen schon am Sonntagmittag verkündet werden.

Vertreter der Wahlkommission machten dafür logistische Probleme verantwortlich, bereits am Samstagmorgen wurden Verzögerungen gemeldet. Einige Wahllokale machten später auf als geplant. Samson Itodo von der Wahlbeobachtergruppe YIAGA Africa sagte der Nachrichtenagentur AP, eine Stunde vor dem vorgesehenen Beginn der Abstimmung hätten sich an mehr als 70 Prozent der Orte keine Wahlbeauftragten befunden. Doch frustrierte Nigerianer berichteten auch, dass Wahlhelfer und Wähler nur beschwerlich zu den Wahllokalen gelangen konnten. Grund war, dass ihnen das Bargeld fehlte, weil neu ausgegebene Scheine der Nationalwährung Naira rar waren und die alten Scheine ihre Gültigkeit verloren hatten.

Mehr als 87 Millionen der rund 220 Millionen Einwohner waren für die Wahl angemeldet und hatten ihre Berechtigungskarten abgeholt - ein Rekord. Neben dem Präsidenten von Afrikas größter Volkswirtschaft werden auch mehr als 400 Sitze in zwei Parlamentskammern neu gewählt.

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Einzelne Gewaltdelikte in verschiedenen Teilen des Landes

Die Wochen vor der Wahl waren von Sorgen über die Sicherheit überschattet. Im Norden des Landes sind bewaffnete Milizen aktiv, darunter dschihadistische Terrorgruppen wie Boko Haram. Im Nordwesten und Zentrum des Landes sorgen kriminelle Banden und blutige Landkonflikte für Unsicherheit, im Südosten sind es gewalttätige Separatisten. Daneben machen die Bargeldknappheit sowie eine Treibstoffkrise den Menschen zu schaffen.

Wahlen in Nigeria: Afrikas stärkste Volkswirtschaft wählt Präsident und Parlament
25.02.2023, Nigeria, Lagos: Eine Frau gibt ihre Stimme in einem Wahllokal ab. Die mit Spannung erwartete Präsidentschaftswahl in Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstem Land, ist trotz einiger Zwischenfälle zunächst überwiegend ruhig verlaufen. Foto: Ben Curtis/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

In Nigeria hat die Wahl eines neuen Staatspräsidenten und eines neuen Parlaments begonnen.

Am Samstag wurde die Abstimmung von einzelnen Gewaltvorfällen in verschiedenen Teilen des Landes begleitet. Nach Angaben der Wahlbehörde griffen Bewaffnete in drei Bundesstaaten Wahllokale an, um Geräte zur biometrischen Wähleridentifizierung zu stehlen. In Teilen der Bundesstaaten Borno und Niger sei die Wahl nach Angriffen von Dschihadisten verschoben worden, räumte der Vorsitzende der Wahlbehörde ein. Bewaffnete griffen zudem mehrere Wahllokale der Wirtschaftsmetropole Lagos an und stahlen Wahlunterlagen, woraufhin das Militär eingesetzt wurde.

18 Präsidentschaftskandidaten stehen zur Wahl

Vor der Wahl rief der scheidende Präsident Muhammadu Buhari rief zur Ruhe auf. Er warnte vor einer Einschüchterung von Wählerinnen und Wählern. „Die Nigerianerinnen und Nigerianer sollten dafür sorgen, dass sie respektiert werden“, sagte Buhari. „Dass sie für den Kandidaten stimmen dürfen, den sie wählen wollen.“

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Buhari scheidet nach zwei Amtszeiten aus. Erstmals seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie 1999 hat neben den Kandidaten der zwei vorherrschenden Parteien auch ein Dritter gute Chancen. Eine große Rolle spielt in Nigeria die Herkunft und Religionszugehörigkeit der Kandidaten. Unter den insgesamt 18 Bewerbern sind die aussichtsreichsten Kandidaten der frühere Gouverneur von Lagos, Bola Tinubu (70) von der Regierungspartei APC, sowie der frühere Vizepräsident Atiku Abubakar (76) von Demokratischen Volkspartei (PDP), der bereits zum sechsten Mal antritt. Insbesondere in großen Städten und bei der Jugend beliebt ist zudem Peter Obi (61) von der Labour-Partei, der als jüngster Kandidat antritt. Damit scheint erstmals eine Stichwahl um das Präsidentenamt wahrscheinlich.

 Peter Obi, Kandidat der nigerianischen Arbeiterpartei, spricht zu Journalisten,  während der Präsidentschaftswahlen. Die wahlberechtigten Einwohner des westafrikanischen Landes wählen am Samstag einen Präsidenten sowie Abgeordnete für beide Parlamentskammern. Neben gewalttätigen Gruppen in verschiedenen Teilen des Landes machen eine schwere Bargeldknappheit und eine Treibstoffkrise Afrikas größter Volkswirtschaft zu schaffen.

Peter Obi, Kandidat der nigerianischen Arbeiterpartei, spricht zu Journalisten, während der Präsidentschaftswahlen. Die wahlberechtigten Einwohner des westafrikanischen Landes wählen am Samstag einen Präsidenten sowie Abgeordnete für beide Parlamentskammern. Neben gewalttätigen Gruppen in verschiedenen Teilen des Landes machen eine schwere Bargeldknappheit und eine Treibstoffkrise Afrikas größter Volkswirtschaft zu schaffen.

Um die Wahl für sich zu entscheiden, muss ein Kandidat die meisten Stimmen landesweit und zudem mindestens ein Viertel der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten holen. Erreicht keiner dieses Ziel, kommt es drei Wochen später zur Stichwahl.

Die Wahlergebnisse werden dieses Jahr erstmals elektronisch an die Zentrale in Abuja übermittelt. Das soll nach Angaben von Behördenvertretern die Wahrscheinlichkeit von Wahlbetrug verringern. Zudem waren Mobiltelefone in Wahlkabinen verboten, um dem Kauf von Stimmen entgegenzuwirken: Wenn eine Person dafür bezahlt wird, für einen bestimmten Kandidaten zu stimmen, werden normalerweise Bilder des Stimmzettels als Beweis abgegeben.

Nigeria verfügt über einen der größten Anteile an jungen Leuten weltweit

Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass Nigeria bis 2050 zusammen mit den USA auf dem dritten Platz der bevölkerungsreichsten Länder weltweit sein wird, nach Indien und China. Das Land verfügt über einen der größten Anteile an jungen Leuten weltweit. Rund 64 Millionen der 210 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind zwischen 18 und 35 Jahre alt.

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Der Mangel an Bargeld sei ein echtes Problem für viele im Land, sagte der 34-jährige Kingsley Emmanuel in der Stadt Yola. „Sie haben nicht das Bargeld, um für ein kommerzielles Fahrzeug zu zahlen und die meisten davon akzeptieren keinen (Geld-) Transfer.“ Daher könnten die Menschen nur schwer an den für sie vorgesehenen Ort für die Stimmabgabe gelangen, sagte er.

In der vergangenen Woche standen Menschen stundenlang vor Banken an, um an Geld zu kommen. Eine Polizistin sagte der Nachrichtenagentur AP vor einer Bank in Lagos am Donnerstag, sie habe ihren Einsatzort für die Wahl nicht aufsuchen können, weil sie kein Bargeld bekomme.

Im November war bekanntgegeben worden, dass die nigerianische Währung Naira umgestaltet werde. Danach wurden die neuen Bankscheine nur langsam in Umlauf gegeben. Ältere Banknoten wurden nicht mehr akzeptiert, wodurch es zu einem Mangel kam.

RND/AP

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