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Nie starben mehr US-Amerikaner in einem Jahr als in 2020

Canton in den USA: Die weiße Kreuze, die auf dem Rasen eines Pflegeheims der Gesellschaft guter Samariter stehen, erinnern an die Bewohner, die in den letzten Wochen an dem Coronavirus gestorben sind.

Canton in den USA: Die weiße Kreuze, die auf dem Rasen eines Pflegeheims der Gesellschaft guter Samariter stehen, erinnern an die Bewohner, die in den letzten Wochen an dem Coronavirus gestorben sind.

New York. 2020 wird mit mehr als drei Millionen Sterbefällen als das tödlichste Jahr in die US-Geschichte eingehen. Das ergeben Berechnungen vorläufiger Daten der Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC), die am Dienstag vorgelegt wurden. Die Corona-Pandemie mit mehr als 300.000 Toten ist der Hauptantreiber zu diesem Rekord, aber nicht allein: Insgesamt starben in diesem Jahr in den USA mindestens 400.000 Menschen mehr als 2019.

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Der vorläufigen Statistik zufolge wird es 2020 mehr als 3,2 Millionen Sterbefälle in den USA geben, was einen Anstieg von 15 Prozent bedeuten würde. Die Zahl der Toten steigt angesichts der Corona-Pandemie noch in den letzten Tagen des Jahres weiter.

Seit 1918 hat es seinen solchen prozentualen Anstieg nicht mehr gegeben. Damals fielen Zehntausende US-Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs und Hunderttausende starben an einer Pandemie: der Spanischen Grippe. Die Zahl der Toten stieg damals um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr 1917.

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Lebenserwartung sinkt um drei Jahre

An oder mit Covid-19 starben in diesem Jahr der Johns Hopkins University zufolge mehr als 319.000 Menschen in den USA – Stand 22. Dezember. Bevor die Pandemie kam, war der Trend in der Sterbestatistik in den USA ganz anders. Die Mortalität ging 2019 sogar etwas zurück, weniger Menschen starben an Herzkrankheiten und Krebs. Die Lebenserwartung stieg das zweite Jahr in Folge um mehrere Wochen. Doch 2020 dürfte statistisch zu einem Verlust von drei vollen Jahren Lebenserwartung führen, sagte CDC-Mitarbeiter Robert Anderson.

Die CDC zählten 2.854.838 Tote im Jahr 2019, fast 16.000 mehr als 2018. Angesichts der zunehmenden Zahl alter Menschen – die Lebenserwartung stieg 2019 um sechs Wochen auf 78,8 Jahre – galt eine Zunahme der Sterbefälle im Rahmen von 20.000 bis 50.000 als positive Entwicklung.

Epidemie des Tods durch Drogenüberdosen

Bei den Sterbefällen mit anderer Ursache als Covid-19 fiel Anfang des Jahres ein Anstieg von tödlichen Lungenentzündungen auf. Hier könnten zu Beginn der Pandemie nicht als Coronavirus-Infektionen erkannte Fälle darunter sein. Anderson zufolge starben zudem mehr Menschen an Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Demenz. Auch hier könnte dennoch das Coronavirus involviert sein, da es die kranken Menschen zusätzlich geschwächt haben könnte.

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Vor der Corona-Pandemie waren die USA inmitten einer Epidemie des Tods durch Drogenüberdosen. Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor, aber ein Bericht wies für den Zeitraum von Mai 2019 bis Mai 2020 mehr als 81.000 Todesfälle aus. Experten vermuten, dass ein Rückgang an Therapien und Einzelfallbetreuungen ein Faktor sein könnte.

Aber auch hier könnte das Coronavirus maßgeblich im Spiel sein: Die Pandemie stellte Dealer vor Nachschubprobleme. Sie hätten Drogen gestreckt, indem sie billiges Fentanyl in Heroin, Kokain und Methamphetamine gemischt hätten. „Ich vermute nicht, dass viele Menschen wegen Covid begannen, Drogen zu nehmen“, sagt die Forscherin Shannon Monnat von der Syracuse University. „Eher denke ich, das waren Menschen, die bereits Drogen nahmen, die (in diesem Jahr) mehr kontaminiert waren.“

RND/AP

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