Newsletter „Klima-Check“

Deutschland und der Solarausbau: Die Sonne scheint im Norden

Modul neben Modul: Standorte an Autobahnen sind für Solarparks gut geeignet, weil dort ohnehin niemand wohnt – und weil Abgase und Reifenabrieb für die Landwirtschaft nicht sonderlich attraktiv sind.

Modul neben Modul: Standorte an Autobahnen sind für Solarparks gut geeignet, weil dort ohnehin niemand wohnt.

Liebe Leserinnen und Leser,

die hiesigen Solaranlagen haben am vergangenen Mittwoch gut 13 Prozent des Strombedarfs gedeckt. Das ist eine beachtliche Zahl. Schließlich befinden wir uns noch immer in der dunkleren Hälfte des Jahres. Doch der Anteil soll noch viel größer werden. Auf etwa 30 Prozent soll er steigen. Was es dafür braucht und wo Defizite liegen, zeigt der aktuelle RND-Energiewendemonitor zum Thema Solarausbau. Vor allem haben sich die Kollegen die regionalen Unterschiede angeschaut. Mit vielen Grafiken können Sie hier auch für Ihren Landkreis herausfinden, wie weit der Solarausbau vor Ort schon gekommen ist. Und das bringt Erstaunliches zutage: dass zum Beispiel ausgerechnet Landkreise in Brandenburg in der Kategorie Freiflächen weit vorne liegen. Unter den Top Ten befinden sich fünf Kreise im Nordosten der Republik.

Ausgerechnet die beiden Südländer Hessen und Baden-Württemberg hinken deutlich hinterher. Auffallend sind die teils krassen Unterschiede zum Nachbarland Bayern. Dabei gehört insbesondere der Südwesten von Baden-Württemberg zu den Regionen mit den günstigsten Bedingungen für Solaranlagen – wegen einer für Deutschland überdurchschnittlichen Sonneneinstrahlung. Ein maßgeblicher Grund für die Zurückhaltung dürfte ein eingeschränktes Flächenangebot sein.

Ein Solarpark unter wolkigem Himmel.

Ein Solarpark unter wolkigem Himmel.

Areale, wo die Sonne richtig knallt, beispielsweise am Bodensee, werden insbesondere für Obstanbau genutzt. Ähnlich sieht es in Niedersachsen aus – das Bundesland ist relativ dünn besiedelt, es gibt also eigentlich genug Platz für Solarparks. Aber auf den Flächen wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Kurios dabei ist, dass häufig Energiepflanzen wie Mais angebaut werden, mit denen dann auch wieder Strom hergestellt wird. Würden die Äcker aber in Solarparks umgewandelt, könnte die Energieausbeute um mehr als das 40-Fache gesteigert werden.

Bei Fotovoltaikanlagen auf Dächern wird der Eindruck bestätigt, den viele Touristen haben, die es nach Bayern zieht: Besonders auf Ställen und Scheunen wurden Module montiert, die Licht in elektrische Energie umwandeln. Eher enttäuschend ist das Bild, das die großen Städte abgeben: Solaranlagen sind durch die Bank Fehlanzeige, obwohl es Tausende Flachdächer gibt, die bestens geeignet wären, um dort sauberen Strom zu erzeugen und auf kurzem Weg in Wohnungen und Büros zu transportieren. Hier scheitert vieles an zu komplizierten Regelungen.

Fotovoltaik auf den Dächern von Privathäusern oder Firmengebäuden ist eine Möglichkeit unter vielen, zur Energiewende beizutragen.

Fotovoltaik auf den Dächern von Privathäusern oder Firmengebäuden ist eine Möglichkeit unter vielen, zur Energiewende beizutragen.

Unterm Strich wird überdeutlich, dass Deutschland weit hinter den Zielen zurückbleibt, die gesetzlich vorgegeben wurden. Das bedeutet: Der Ausbau muss in Zukunft umso heftiger beschleunigt werden. Immerhin wurde ein bremsender Faktor inzwischen beseitigt: Die Bundesnetzagentur hat für die Ausschreibungen von Freiflächenprojekten die viel zu niedrig angesetzten Maximalentgelte für die Einspeisung ins Netz deutlich erhöht. Das hatte im vorigen Jahr viele Investoren abgeschreckt. Die Solarenergie hat eine weitere Dimension, die beim Blick über den Tellerrand erkennbar wird: Hier entsteht eine neue Schlüsselindustrie – denn das Nutzen der Sonne ist mit weitem Abstand die günstigste Art und Weise, Energie zu erzeugen. Deshalb wird die Fotovoltaik massiv an Bedeutung gewinnen, vor allem um grünen Wasserstoff zu erzeugen, der fossile Brenn- und Treibstoffe ersetzen soll. Doch hier ist Deutschland in eine gefährliche Abhängigkeit von China geraten.

Fast 90 Prozent der Hardware kommt derzeit aus der Volksrepublik. Andreas Bett, Chef des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme, spricht von einem „Damoklesschwert für die gesamte europäische Solarindustrie“ – was auch den Ausbau hierzulande massiv bremsen könnte. Deshalb fordert er massive staatliche Subventionen, um ein wettbewerbsfähige Fotovoltaikindustrie aufzubauen.

Ihr Frank-Thomas Wenzel

Klima-Check

Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

 

Was kann ich tun?

Am Freitag hat der Bundestag eine Plastikabgabe beschlossen. Damit sollen Hersteller von Einwegplastik mehr Verantwortung übernehmen. Künftig müssen sie in einen sogenannten Einwegkunststofffonds einzahlen. Das Geld sollen Kommunen helfen, die Kosten der Müllentsorgung zu stemmen. Im Vorfeld hat meine Kollegin Alisha Mendgen aufgeschrieben, was das eigentlich bedeutet und wie das Gesetz umgesetzt werden wird.

Aber auch ohne die neue Regelung können wir schon jetzt im Alltag mit einfachen Tricks dazu beitragen, Plastikmüll zu vermeiden. Versuchen Sie doch einmal einen Mehrwegbecher für den Kaffee to go beim Bäcker zu nutzen oder bringen Sie einen Stoffbeutel für Ihr Obst aus dem Supermarkt mit.

Einweggeschirr aus Plastik und Papier sorgt für haufenweise Müll. In Zukunft sollen die Hersteller eine Abgabe zahlen.

Einweggeschirr aus Plastik und Papier sorgt für haufenweise Müll. In Zukunft sollen die Hersteller eine Abgabe zahlen.

 

Das macht Hoffnung

In der Diskussion um Umwelt- und Klimaschutz steht immer wieder die Frage nach dem persönlichen Verzicht im Raum. Weniger fliegen, weniger heizen und am besten nur Lebensmittel aus der Region verbrauchen. Aber was tun, wenn man doch einmal Lust auf ein Stück Schokolade bekommt? Bei Kakao sind wir schließlich auf den Import angewiesen.

Wie es um die Nachhaltigkeit der kostbaren Bohne bestellt ist, hat sich unser Autor Tim Szent-Ivanyi vor Ort angeschaut. Gemeinsam mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil war er in der Elfenbeinküste. Das Land produziert 45 Prozent der weltweiten Kakaoexporte. In seinem Artikel erklären die westafrikanischen Bauern, wie sie unter fairen Arbeitsbedingungen und ohne Schaden für den lokalen Regenwald produzieren wollen.

Bauern in der Elfenbeinküste sortieren Kakaobohnen.

Bauern in der Elfenbeinküste sortieren Kakaobohnen.

 

Was diese Woche wichtig war

 

Abonnieren Sie auch

Der Tag: Das Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. Jeden Morgen um 7 Uhr.

Unbezahlbar: Wertvolle Tipps und Hintergründe rund ums Geld – immer mittwochs.

Hauptstadt-Radar: Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Das Leben und wir: Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie – jeden zweiten Donnerstag.

What's up, America? Der USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur - jeden zweiten Dienstag.

Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken