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Neue Corona-Variante B.1.1.529: Experten in Sorge – WHO beruft Krisensitzung ein

Ein Labormitarbeiter hält einen Corona-Test in der Hand.

Ein Labormitarbeiter hält einen Corona-Test in der Hand.

In Südafrika ist eine neue Corona-Variante aufgetaucht, die Experten Anlass zur Sorge gibt. Die Variante trägt die Bezeichnung B.1.1.529 und sei praktisch in allen Provinzen zu finden, sagte der Virologe Tulio de Oliveira auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Er ist Direktor des Centre for Epidemic Response and Innovation an der Universität Stellenbosch in Südafrika. „B.1.1.529 weist eine sehr hohe Anzahl von Mutationen auf“ und gebe in dem Land „Anlass zur Sorge“, so der Virologe.

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Südafrikas Gesundheitsminister Joe Phaahla bezeichnete die Variante als „ernsthaft besorgniserregend“. Sie sei die Ursache für den exponentiellen Anstieg der Corona-Fälle in Südafrika. Auch der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verweist darauf, dass Spezialisten aus Großbritannien die neue Variante „als sehr gefährlich eingestuft“ haben.

Südafrika-Variante B.1.1.529 verbreitet sich rasend schnell

Zu diesen Spezialisten zählt auch die deutsch-britische Professorin Christina Pagel vom University College London. Sie erklärt, dass der Anteil positiver Corona-Tests in der betroffenen Provinz Südafrikas von ein Prozent auf 30 Prozent angestiegen sei. Erste Daten weisen zudem darauf hin, dass B.1.1.529 die Delta-Variante gerade sehr schnell ablöst, betont sie.

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Die Daten von Pagel zeigen, dass B.1.1.529 in Südafrika bereits in vielen Provinzen weit verbreitet ist – ein „vertikaler Anstieg“ der Infiziertenkurve. Allein schon der enorme Anstieg sei „sehr besorgniserregend“. Er deute darauf hin, dass B.1.1.529 erhebliche Vorteile gegenüber der Delta-Variante habe.

Bekannt ist bereits, dass die neue Variante mehr Mutationen aufweist, nämlich 32 Mutationen im Spike-Protein. Aus diesem Grund gehen Experten davon aus, dass B.1.1.529 leichter übertragbar ist und möglicherweise Teile des Immunsystems umgehen kann. Die genauen Untersuchungen laufen noch. Von großer Bedeutung sei vor allem, herauszufinden, wie infektiös die Variante genau ist, so Pagel.

Die Wissenschaftlerin rät zu sofortigen Reisebeschränkungen, angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich die Variante verbreitet. „B.1.1.529 scheint sich schneller auszubreiten als Delta“, warnt sie. Auch Lauterbach erklärte, „Reisebeschränkungen könnten schnell notwendig werden“.

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Wirken Impfstoffe gegen B.1.1.529?

Laut dem südafrikanischen Virologen de Oliveira soll die neue Variante mit den bereits vorhandenen PCR-Tests nachweisbar sein. Unklar ist, ob und wenn ja wie gut Impfstoffe gegen die neue Variante wirken. „Südafrika und Afrika benötigen Unterstützung (finanziell, für das Gesundheitswesen, wissenschaftlich), um die Variante zu kontrollieren, damit sie sich nicht in der Welt ausbreitet“, so sein Hilferuf. Er geht davon aus, dass die neue Variante schon sehr bald Delta und andere Varianten verdrängt haben wird. Innerhalb von zwei Wochen mache sie bereits 75 Prozent aller nachgewiesenen Infektionen aus.

Die Impfkampagne in Südafrika geht nur sehr schleppend voran. Etwa 35 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Südafrika ist mit rund 2,95 Millionen Corona-Fällen und mehr als 89.600 Toten das am schwersten betroffene Land in Afrika.

Für diesen Freitag hat die WHO ein Meeting mit internationalen Experten angesetzt, um über die neue Variante zu beraten. Dann könnte sie auch einen griechischen Namen erhalten und somit auch von der WHO als besorgniserregend eingestuft werden.

London schränkt Flugverkehr aus südlichem Afrika ein

Die Regierung in Großbritannien hat aufgrund der neuen variante den Flugverkehr aus Südafrika eingeschränkt. Es gilt zudem eine strenge Quarantänepflicht für Einreisende aus Südafrika, Namibia, Lesotho, Botsuana, Eswatini und Zimbabwe.

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