Mehr als 70 Sexualverbrecher entlassen

Nach unerwarteten Folgen: Spanien ändert umstrittenes „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz

Patxi Lopez (l.), Sprecher der PSOE im Abgeordnetenhaus, und Andrea Fernandez, Sekretärin für Gleichstellung im Bundesvorstand der PSOE, während einer Pressekonferenz zur Reform des Sexualstrafrechts im Februar diesen Jahres.

Patxi Lopez (l.), Sprecher der PSOE im Abgeordnetenhaus, und Andrea Fernandez, Sekretärin für Gleichstellung im Bundesvorstand der PSOE, während einer Pressekonferenz zur Reform des Sexualstrafrechts im Februar diesen Jahres.

Madrid. Wegen unerwünschter Auswirkungen wird das neue Sexualstrafrecht in Spanien nur rund fünf Monate nach seinem Inkrafttreten wieder geändert. Das Unterhaus des Parlaments in Madrid stimmte am Dienstagabend nach hitzigen Debatten einem Antrag der linken Regierung zur Einleitung des Reformprozesses zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das sogenannte „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz, das völlig unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung von bisher mehr als 70 Sexualverbrechern geführt hat, löste innerhalb der Koalition neun Monate vor den Parlamentswahlen eine heftige Krise aus. Nach Umfragen liegt die konservative Opposition deshalb inzwischen in der Wählergunst vorn.

Die Sozialistische Partei (PSOE) von Ministerpräsident Pedro Sánchez wurde bei ihrem Antrag im Parlament am Dienstag unter anderem von der konservativen Opposition unterstützt. Der Koalitions-Juniorpartner Unidas Podemos (UP) stimmte unterdessen geschlossen dagegen.

Wie Frauen durch Gender-Gaps benachteiligt werden

Auch im Jahr 2023 sind Gender-Gaps noch immer Realität: Die ungerechte Verteilung von Gehalt oder Verantwortung ist für Frauen deutlich spürbar.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Gesetz, das nicht nur höhere Höchststrafen, sondern teils auch niedrigere Mindeststrafen eingeführt hatte, hatte ebenso unerwartete wie unerwünschte Auswirkungen. Anwälte einsitzender Sexualverbrecher nutzten Lücken in dem im Oktober in Kraft getretenen Regelwerk aus und erreichten in mehr als 700 Fällen Reduzierungen der Haftstrafen.

„Wir wollen keine Rückkehr zu einem patriarchalischen System, in dem man als Opfer gefragt wurde, ob man die Beine richtig geschlossen hatte“

Gleichstellungsministerin Irene Montero (UP)

Die UP befürchtet, dass die PSOE bei den in den nächsten Monaten anstehenden Debatten über die erneute Reform des Gesetzes den Forderungen der konservativen Opposition nachgeben und eine Rückkehr zu alten Verhältnissen akzeptieren könnte: „Wir wollen keine Rückkehr zu einem patriarchalischen System, in dem man als Opfer gefragt wurde, ob man die Beine richtig geschlossen hatte“, sagte zum Beispiel die Gleichstellungsministerin Irene Montero von UP.

PSOE-Politiker wiesen derweil die Beschuldigungen von UP zurück und beteuerten, man werde vom Prinzip der Zustimmung aller Beteiligten bei sexuellen Handlungen nicht abrücken. Der Reformvorschlag von PSOE erhöht die meisten Strafmaße auf bis zu 15 Jahre Haft, setzt aber gleichzeitig den Fokus wieder stärker auf die Kriterien der Gewaltanwendung und der Einschüchterung, was UP missfällt.

Das umstrittene Gesetz hatte unter anderem auch „einschüchternde“ Komplimente sowie die Verbreitung von Sexvideos unter Strafe gestellt. Mit ihrem Vorstoß hatte die Regierung im vorigen Jahr auf mehrere Fälle von Gruppenvergewaltigungen reagiert, bei denen die Täter mit relativ milden Strafen davongekommen waren. Montero hatte gesagt, der „Vergewaltigungskultur“ werde damit ein Ende bereitet.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken