„Mehr als zehnfache Belegung“: Modellierer erklärt die Auswirkung von Omikron auf Kliniken
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Eine Krankenschwester läuft mit medizinischem Gerät auf einer Corona-„Normalstation“ in einem Krankenhaus in Gera (Symbolbild).
© Quelle: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dp
Hannover. Die Omikron-Welle des Coronavirus könnte dem Modellierer Andreas Schuppert zufolge schon bald zu einer erheblichen Belastung der Normalstationen von Krankenhäusern führen. „Die Zahlen sind unsicher, aber man kann von einer mehr als zehnfachen Belegung im Vergleich zu Intensivstationen ausgehen“, sagte der Mathematiker und Physiker an der RWTH Aachen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das ist deutlich mehr als bei Delta.“
Noch ist die Hospitalisierungsinzidenz gemäß den Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit rückläufig und liegt momentan bei 3,17. Dasselbe gilt für die Lage auf den Intensivstationen: Am Montag waren 3,3 Intensivbetten je 100.000 Einwohner von Corona-Patienten belegt.
Wie hoch die Zahl der täglichen Neuinfektionen noch steigen wird, vermag Schuppert nicht zu prognostizieren. „In vergleichbaren Nachbarländern sind die Inzidenzen sehr schnell auf Werte sehr deutlich über 1000 – in Dänemark zum Beispiel auf über 2000 – gestiegen, um dann offenbar rasch wieder zu fallen“, betonte er. „In Deutschland sehen wir nur in Omikron-Hotspots einen vergleichbar schnellen Anstieg, andere Landesteile scheinen noch wenig betroffen.“
Welche Erklärung es für diese Tatsache gibt, ist im Moment noch unklar. Eine Vermutung sei, „dass Omikron einen besonderen Vorteil vor Delta bei der Ausbreitung in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen hat, besonders wenn dort keine Masken getragen werden“, sagte Schuppert. „Das erklärt, dass besonders große Städte einen schnellen Anstieg zeigen.“ So belief sich die Inzidenz etwa in Bremen am Dienstag auf 1375,1, in Frankfurt am Main auf 1220 und in Berlin auf 962,8. Allerdings könne sich Omikron auch in ländlichen Regionen schnell verbreiten, wenn sich viele Menschen zum Beispiel in Clubs träfen.
„Angaben zu Omikron-Häufigkeit in Krankenhäusern noch nicht ausreichend“
Deshalb forderte der Modellierer, „wenn möglich eine sehr schnelle Infektionsausbreitung über Hotspots“ zu unterbinden. Damit könne die Wachstumsgeschwindigkeit der Omikron-Welle gebremst werden.
Nachdem die Zahlen um die Weihnachtstage herum und in der ersten Januar-Woche aufgrund von Melderückständen einige Unschärfen aufgewiesen hatten, ist die Basis der Lageeinschätzung laut Schuppert wieder zuverlässig. „Die Inzidenzen und die Zahlen im DIVI-Intensivregister sind inzwischen wieder vernünftig und passen zueinander“, sagte er.
Der Wissenschaftler kritisierte dennoch: „Leider sind die Angaben zur Omikron-Häufigkeit sowie zur Infektionslage mit Omikron oder Delta in den Krankenhäusern und Intensivstationen noch nicht ausreichend für eine zuverlässige Einschätzung. Hierfür müssen wir immer noch auf ausländische Studien zurückgreifen, die nur bedingt übertragbar sind.“