Marx nach Rücktrittsgesuch: „Der Papst wollte, dass dieser Brief veröffentlicht wird“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2XZXDBETMVGQHOWZCTHF5YC6LM.jpeg)
Hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten: Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
Berlin/München. Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, hat die Hintergründe seines am Freitag bekanntgewordenen Rücktrittsgesuchs erläutert. „Der Papst wollte, dass dieser Brief veröffentlicht wird“, sagte er. Marx hatte dem Heiligen Vater schon am 21. Mai in einem Schreiben seinen Amtsverzicht angeboten.
Diese Bitte sei „eine ganz persönliche Entscheidung“ gewesen, ergänzte Marx. Nun warte er auf eine Antwort aus Rom. Seine beiden Texte – der Brief sowie eine Stellungnahme – habe er zu „95 Prozent an Ostern“ verfasst. „Mir war klar: Ich kann das nicht selber veröffentlichen, sondern muss vorher mit dem Papst sprechen.“
In einem persönlichen Gespräch habe Marx dem Oberhaupt der katholischen Kirche den Brief vorgelesen. Der Papst habe daraufhin um Bedenkzeit gebeten. „Er hat mir in der vergangenen Woche eine Mail geschickt und mitgeteilt, dass der Brief veröffentlich werden kann“, berichtete Marx. „Dann haben wir miteinander telefoniert und vereinbart, dass ich das heute tue.“
Wie es nun weitergeht, bis Papst Franziskus eine Entscheidung getroffen hat, erklärte der Erzbischof von München und Freising ebenfalls: „Solange ich keine andere Antwort erhalte, werde ich meinen Dienst fortführen.“
Kein Druck auf andere Amtsträger
Mit seinem angekündigten Rücktritt will Marx nach eigener Aussage jedoch keinen Druck auf andere Amtsträger ausüben, etwa auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. „Jeder muss seine Verantwortung wahrnehmen in der Art und Weise, wie er es tut. Und da kann ich keinem Vorschriften machen und möchte es auch nicht“, betonte er.
Marx hatte dem Papst geschrieben: „Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten.“ Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler gab, eben auch institutionelles oder ‚systemisches‘ Versagen“. Die Kirche sei „an einem gewissen ‚toten Punkt‘“ angelangt, der könne „aber auch, das ist meine österliche Hoffnung, zu einem ‚Wendepunkt‘ werden“.
Marx hatte bis zum vergangenen Jahr den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) inne und sich in der Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland als reformfreudig hervorgetan.