Lauterbach: Welle derzeit unter Kontrolle, aber „haben den Zenit noch nicht überschritten“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wähnt Deutschland während der rollenden Omikron-Welle zwar auf einem guten Weg, warnt aber vor weiteren harten Wochen. „Ich denke, dass wir den Zenit der schweren Welle noch nicht überschritten haben“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Gleichzeitig betonte er: „Wir haben sie derzeit gut unter Kontrolle.“ Die Folgen könne man kontrollieren, und das sei das Ziel.

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Es gehe darum, mit „so wenigen schweren Verläufen und Todesfällen wie möglich“ durchzukommen. Und: „Wir wollen erreichen, dass in dieser Welle möglichst wenige ältere Menschen erkranken“, sagte Lauterbach. Bisher sei das gut gelungen, die Inzidenz in jener Risikogruppe liege zwischen 200 und 300. „Das ist unser Erfolg.“

Der Gesundheitsminister wies jedoch darauf hin, dass Deutschland wegen seiner im Schnitt sehr alten Bevölkerung und einem hohen Anteil an Ungeimpften in der besonders gefährdeten Gruppe der Menschen über 60 Jahre ein „Sonderproblem“ habe. Er wolle trotzdem in einigen Monaten zurückblicken und sagen können: „In Deutschland sind sehr wenige ältere Menschen in der schweren Omikron-Welle gestorben, weil man sie gut schützen konnte.“

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Ein wichtiges Instrument für die Bekämpfung des Virus sei die allgemeine Impfpflicht, über die der Bundestag in dieser Woche erstmals debattiert hat. Diese müsse zügig kommen, um die Impflücken zu schließen, sagte Lauterbach. „Wir wollen einen Rückfall im Herbst abwenden.“

Wieler: „Summe der Fallzahlen nicht mehr das Entscheidende“

Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts, betonte indes: „Die Summe der Fallzahlen ist nicht mehr das Entscheidende. Wir müssen auf die Krankheitslast und die Krankheitsschwere schauen.“ Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Freitagmorgen bei 1073,0 – am Vortag hatte der Wert noch 1017,4 betragen.

Bereits am Donnerstagabend hatte das RKI in seinem Wochenbericht erklärt, für die aktuelle Lagebewertung stehe „nicht die Erfassung aller Infektionen durch Sars-CoV-2, sondern die Entwicklung der Anzahl und Schwere der Erkrankungen im Vordergrund“. Auch wenn nicht mehr jeder Einzelfall im Meldesystem erfasst werde, ermöglichten ergänzend zur Rate gezogene Schätzwerte „eine zuverlässige Einschätzung der Gesamtentwicklung der epidemiologischen Situation“ in Deutschland, hieß es.

Die Zahlen stiegen trotz allem „bei Weitem nicht so heftig, wie es unter Omikron möglich wäre“, sagte Wieler. Das liege daran, dass sich ein Großteil der Bevölkerung an die geltenden Maßnahmen halte. Mit jedem Tag gewinne man Zeit, um Menschen zu impfen und schwere Krankheitsverläufe zu reduzieren. „Trotzdem muss man klar sagen, dass die Omikron-Welle auf ihren Höhepunkt zusteuert“, erläuterte der RKI-Chef.

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Auch er betonte, man müsse den Fokus der Infektionseindämmung auf die wichtigsten Bereiche, besonders die vulnerablen Gruppen, richten, und mahnte: „Wir dürfen uns von der Omikron-Welle nicht überwältigen lassen.“ Auch sie würde vorübergehen – und bis dahin gelte es, Kontakte zu reduzieren, große Menschen­ansammlungen zu meiden, Maske zu tragen und regelmäßig zu lüften.

Kommunikationsprobleme zwischen Lauterbach und dem RKI

Zu den mit Blick auf die Verkürzung des Genesenenstatus nach einer Corona-Infektion auf drei Monate jüngst von Lauterbach eingeräumten Kommunikationsproblemen mit dem RKI äußerten sich sowohl der SPD-Politiker als auch Wieler nur schmallippig. Es habe zu dieser Entscheidung „keinen Dissens“ gegeben, sagte Lauterbach.

„Dass der Genesenenstatus jenseits der Quarantäneregeln quasi über Nacht auf drei Monate verkürzt wurde – davon war ich nicht unterrichtet“, hatte er in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt.

Es stehe außer Frage, dass es Kommunikationsprobleme gegeben habe. „Aber das stellen wir jetzt ab.“ Im Übrigen stimme er der „fachlichen Einschätzung“ des RKI zu, da sich Menschen bereits fünf Monate nach einer Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus mit der derzeit dominierenden Omikron-Mutante erneut infizieren könnten.

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Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, warnte: „Wir sollten nicht vergessen, dass Covid keine reine Lungenerkrankung ist, sondern eine Systemerkrankung, die insbesondere auch die Gefäße betrifft.“ Man müsse in der nächsten Zeit sehr genau auf den Anteil jener Patienten in den Krankenhäusern achten, die keine Atemunterstützung brauchten.

Er forderte, sich in den Kliniken auf den kommenden Winter bestmöglich vorzubereiten. „Ich habe mehr Angst vor dem kommenden Winter als vor diesem.“ Er sei aber „guter Dinge“, dass dies mit Lauterbach und Wieler gelinge.

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