Junge Frauen besonders oft von Hass im Netz betroffen

Besonders viele Nutzerinnen und Nutzer von Facebook in Deutschland geben an, dort digitalen Hass erfahren zu haben.

Besonders viele Nutzerinnen und Nutzer von Facebook in Deutschland geben an, dort digitalen Hass erfahren zu haben.

Berlin. Jede dritte Frau zwischen 18 und 34 Jahren in Deutschland wurde in den sozialen Medien bereits sexuell belästigt.

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Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Pollytix im Auftrag der Denkfabrik „Reset. Internet for Democracy“, die dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt.

Unter digitaler sexueller Belästigung werden etwa das ungefragte Zuschicken von Penisbildern oder sexualisierte Ansprachen und Beleidigungen verstanden.

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38 Prozent der befragten wahlberechtigten Internetnutzerinnen und -nutzer gaben an, bislang von mindestens einer Form von Hass in den sozialen Medien betroffen gewesen zu sein. Besonders betroffen von Beleidigungen, Bedrohungen, Falschbehauptungen, Belästigung, Stalking oder der Veröffentlichung privater Daten sind demnach Jüngere, Menschen mit Migrationshintergrund und Homo- und Bisexuelle.

Von den 18- bis 24-Jährigen gaben 70 Prozent an, mindestens einmal von Hass betroffen gewesen zu sein. Von den homo- und bisexuellen Befragten und den Muslimen, Jüdinnen und Juden und Angehörigen anderer nicht-christlicher Religions­gemeinschaften waren es fast 60 Prozent.

Bedrohung im Wahljahr

„Digitaler Hass, tausendfach verstärkt durch die Algorithmen von Facebook oder Youtube, ist die größte Bedrohung für die Demokratie im Superwahljahr“, sagte Felix Kartte, Senior Advisor bei der Denkfabrik Reset dem RND. „Die Techkonzerne schützen gerade junge Frauen nicht vor Angriffen auf ihre Menschenwürde“, beklagte er. Die bestehenden Gesetze böten dafür offenbar nicht genügend Anreiz.

Die am häufigsten wahrgenommenen Gründe für erlebten Hass sind der Befragung zufolge die eigenen politischen Ansichten (14 Prozent) und das Geschlecht (13 Prozent). Allerdings werden deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sichtbar: So gaben 41 Prozent der jungen Frauen zwischen 18 und 34 an, Hass aufgrund ihres Geschlechts erlebt zu haben, 29 Prozent der Angehörigen religiöser Minderheiten erlebten Hass aufgrund ihrer Religion.

Am weitesten verbreitet sind der Umfrage zufolge Beleidigungen in den sozialen Medien. 28 Prozent der Befragten und sogar 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gaben an, ihnen sei das bereits passiert.

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Große Mehrheit sieht Hasskommentare als Problem

Eine große Mehrheit erkennt in Hasskommentaren im Netz ein Problem. 85 Prozent der Befragten werteten sie als eher großes oder sehr großes Problem für die Gesellschaft, nur zwei Prozent sahen überhaupt kein Problem. Die höchste Problemwahrnehmung gibt es bei jungen Frauen, die auch am häufigsten selbst betroffen sind: 93 Prozent von ihnen gaben an, ein eher oder sehr großes Problem zu sehen, am niedrigsten ist der Wert bei Wählerinnen und Wählern der AfD (62 Prozent).

Drei Viertel der Befragten haben Hasskommentare in den sozialen Medien schon persönlich wahrgenommen, 45 Prozent sogar sehr häufig. Ebenfalls drei Viertel beklagten, die Social-Media-Plattformen unternähmen zu wenig gegen Hass und Hetze und auch die Politik tue zu wenig dagegen.

Hass vor allem auf Facebook erlebt

Am häufigsten wurden die Befragten auf Facebook Opfer von digitalem Hass: 37 Prozent der befragten Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer haben dort bereits Hasserfahrungen gemacht, bei den Instagram-Nutzerinnen sind es 18 Prozent, bei Twitter 13 und bei Youtube sechs.

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Digitaler Hass lässt Menschen verstummen

Hass und Hetze haben gravierende Auswirkungen auf Menschen, die selbst von ihnen betroffen sind, oder sie in den sozialen Medien wahrnehmen. 38 Prozent gaben an, sie seien deswegen vorsichtiger bei Meinungsäußerungen im Netz geworden, 11 Prozent erklärten, sie äußerten ihre Meinung nur noch anonym. Mehr Frauen als Männer halten sich als Reaktion auf Hasskommentare mit Meinungsäußerungen zurück.

42 Prozent der befragten Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer gaben an, „politische Korrektheit“ lasse sie zögern, dort eigene Meinung in den sozialen Medien zu sagen. Besonders Menschen, die sich selbst politisch rechts verorten, fühlen sich durch „politische Korrektheit“ häufiger gehemmt.

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Die Hälfte der Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer gab an, es sei nicht gut für ihr psychisches Wohlbefinden, viel Zeit in den Sozialen Medien zu verbringen.

Internet wichtigste Informationsquelle für Jüngere

Die repräsentative Befragung untersuchte auch, wie wichtig das Internet für die Informationsbeschaffung über politische Themen wie die Bundestagswahl ist. 47 Prozent der gesamten Befragten gab an, sich vor allem online zu informieren, 53 Prozent eher offline durch Medien wie Fernsehen, Zeitung oder Radio. Dabei wird jedoch ein enormer Altersunterschied deutlich. Während sich 78 Prozent der über 65-Jährigen eher in den klassischen Medien informieren, sind es bei den 18- bis 24-Jährigen nur noch 21 Prozent.

Für die repräsentative Umfrage wurden vom 22. bis 29. Juni 2021 bundesweit 3009 wahlberechtigte Internetnutzerinnen und -nutzer befragt. Die Umfrage wurde online durchgeführt und die Daten gewichtet, um die Repräsentativität der Ergebnisse zu gewährleisten. Das Umfrageunternehmen Pollytix gibt eine maximale Fehlertoleranz von +/-1,8 Prozent bei einem Konfidenzintervall von 95 Prozent an.

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