Jacinda Ardern heuert bei renommierter Harvard University an
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Die ehemalige neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern.
© Quelle: Rick Rycroft/AP/dpa
Cambridge. Im Januar trat Neuseelands Politstar Jacinda Ardern inmitten ihrer zweiten Amtszeit als Regierungschefin überraschend zurück. Sie habe nicht mehr ausreichend „Energie“ für den Job der Premierministerin, sagte sie.
Nun scheint sich Ardern ausreichend ausgeruht zu haben: Am Mittwochmorgen verkündete sie in einem Facebook-Post, dass sie gleich mehrere Rollen an der renommierten Harvard University in den USA angenommen habe. Unter anderem wird sie sich auf das Studium des Onlineextremismus konzentrieren und an der Kennedy School den Aufbau von Führungs- und Governance-Expertise leiten. Am Berkman Klein Center wird sie unter anderem an den neuen Herausforderungen durch künstliche Intelligenz arbeiten.
Ardern fängt im Herbst an der Ivy-League-Universität an, die international als eine der besten Hochschulen der Welt gilt. Damit wird sie für die Zeit der neuseeländischen Wahlen im Oktober im Ausland sein. Ardern selbst schrieb in ihrem Post dazu: „Obwohl ich für ein Semester weg sein werde (hilfreicherweise dasjenige, in das die neuseeländischen Parlamentswahlen fallen!), werde ich am Ende der Stipendien zurückkommen. Schließlich ist Neuseeland mein Zuhause!“
Engagement gegen Extremismus
Ardern hatte bereits im vergangenen Jahr eine Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaften von Harvard verliehen bekommen. Als sie in einer Rede an der Universität über Waffenkontrolle und Demokratie sprach, erhielt sie vom Publikum stehende Ovationen.
Trotz der neuen Rollen, die sie zumindest vorübergehend aus ihrer Heimat wegführen, wird sie weiterhin als Sondergesandte für den sogenannten Christchurch Call tätig sein. Mit der internationalen Initiative sollen terroristische und extremistische Inhalte im Internet bekämpft werden. Ardern hatte die Vereinbarung 2019 ins Leben gerufen, nachdem ein Attentäter bei einem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch 51 Menschen ermordet hatte.
Auch Prinz William kooperiert mit Ardern
Zudem hatte Ardern bereits Anfang April zugesagt, Prinz William bei seinem Umweltprojekt, der Vergabe des sogenannten Earthshot Prize, zu unterstützen. Die Wohltätigkeitsorganisation des britischen Prinzen unterstützt jedes Jahr fünf Gewinner der Preisausschreibung mit je einer Million Pfund, umgerechnet rund 1,13 Millionen Euro. Mit den Geldern soll die Entwicklung neuer Umweltlösungen gefördert werden.
Ardern war im Januar während ihrer zweiten Amtszeit als neuseeländische Premierministerin zurückgetreten. Sie erklärte den Schritt damit, dass sie nicht mehr ausreichend „Energie“ für den Job habe. Es sei jetzt „die richtige Zeit“ für sie zurückzutreten, sagte sie. Sie freue sich, für ihre Tochter Neve da zu sein, wenn diese die Schule beginne, und wolle endlich ihren Partner Clarke heiraten.
Auf die „Jacindamania“ folgten Hass und Drohungen
In den Tagen nach ihrem Rücktritt spekulierten lokale Medien, dass ihre Entscheidung auch etwas mit dem extremen Hass und den Drohungen zu tun haben könnte, die Ardern in den Monaten zuvor erdulden musste. Sie selbst hat dies jedoch zu keiner Zeit bestätigt. Rein strategisch kam ihr Rücktritt für ihre Labour-Partei gerade zur rechten Zeit. Denn die Chancen auf eine dritte Amtszeit waren für Ardern deutlich gesunken. Ihrem Nachfolger Chris Hipkins scheint die Wählerschaft dagegen wieder wohlgesonnener: Umfragen zeigen, dass die Sozialdemokraten durch den Wechsel nun doch wieder Aussichten auf einen weiteren Wahlsieg haben.
Dass Jacinda Arderns Stern Anfang des Jahres in ihrer Heimat weitgehend verglüht war, hatte unterschiedliche Gründe: Zum einen waren viele Neuseeländerinnen und Neuseeländer über die strikte Handhabe und die vielen Lockdowns während der Pandemie erbost, zum anderen befeuerten extrem hohe Lebenshaltungskosten die Unzufriedenheit im Land. Der zeitweise Hype um Arderns Person, den die Medien „Jacindamania“ getauft hatten, war fast vollständig verpufft.
Im Ausland dagegen wird die Politikerin nach wie vor sehr geschätzt, wie sich jetzt auch wieder angesichts ihrer neuen Aufgaben an der Harvard University zeigt. Schließlich hatte Ardern nach ihrem Amtsantritt 2017 gleich mehrere Krisen bewältigt und dabei exzellente Kommunikationsfähigkeiten und Empathie gezeigt: die erwähnte Terrorattacke in Christchurch, einen Vulkanausbruch sowie den Ausbruch der Corona-Pandemie.