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Inflation bekämpfen

Nur 0,25 Prozent? Größerer Zinssprung durch die EZB erhofft

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.

München. Um es mit dem Astronom Galileo Galilei zu sagen: Und sie bewegt sich doch – doch nicht die Erde ist gemeint, sondern die Europäische Zentralbank (EZB). Die will am Donnerstag, 21. Juli, erstmals seit elf Jahren die Leitzinsen anheben, jene von der Zentralbank nach makroökonomischen Bedürfnissen festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken Geld beschaffen können.

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Zinssprung wegen Inflation: Die Fed ist viel mutiger

Doch viel zurückhaltender als der große globale Mitspieler, die US-Notenbank Fed, deren Leitzins Ende Juli nochmals um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent geradezu emporschnellen, belässt es die EZB bei Taubenschritten: der derzeitige Zinssatz von 0 Prozent soll um 0,25 Prozentpunkte angehoben werden, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde angekündigt.

Dass das angesichts einer Verteuerung der Verbraucherpreise in der Eurozone zuletzt im Juni von 8,6 Prozent und einem schwächelnden Euro, der die Parität zum Dollar eben unterschritten hat, nicht reicht, ist allen klar. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch, wonach die EZB die Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte auch verdoppeln könnte, machte der Kurs des Euro einen Sprung auf 1,02 Dollar.

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Mit einem großen Zinsschritt würde die EZB spürbar zur Bekämpfung der Inflation beitragen.

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

„Mit einem großen Zinsschritt würde die EZB spürbar zur Bekämpfung der Inflation beitragen, die im Euroraum weiter gestiegen ist“, hieß es auch vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts.

Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts.

Auch der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hält die in Aussicht gestellte Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte für nicht ausreichend. Vielmehr müsse die EZB konsequenter gegen die Teuerung vorgehen, damit diese sich nicht festsetze. „Es geht jetzt vor allem darum, zu verhindern, dass private Haushalte und Unternehmen sich auf dauerhaft höhere Inflationsraten einstellen und Löhne sowie andere Preise entsprechend anheben“, sagte Fuest dem „Münchner Merkur“.

Anders als die US-Notenbank, deren Entscheidungen nur mit Blick auf die relativ rustikale US-Volkswirtschaft von Belangen sind, könnte eine zu starke Anhebung der Zinsen durch die EZB für die hoch verschuldeten Staaten in Südeuropas zur Belastung werden.

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Niedrige Zinsen stärken die Wirtschaft

Ganz grob umrissen gilt: Niedrige Zinsen stärken eine Volkswirtschaft, weil so Kredite günstig bleiben, was sich in Investitionen und einem höheren Konsum niederschlägt. Höhere Zinsen indes stärken eine Währung, sind zudem geeignet, die Inflation (Teuerung) zu bremsen. Eine Zentralbank als Währungshüter muss stets die richtige Balance finden – zwischen wirtschaftlicher Belebung und gemäßigter Teuerung.

RND/dpa/stu

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