In Rostock fahren Schüler bald kostenlos Bus und Bahn

Der elfjährige Johannes aus Gehlsdorf benutzt sein Schülerticket fast jeden Tag.

Der elfjährige Johannes aus Gehlsdorf benutzt sein Schülerticket fast jeden Tag.

Rostock. Rostocks Schüler dürfen ab 2020 kostenfrei mit Bus und Bahn in der Hansestadt fahren. Das hat am Mittwoch die Bürgerschaft einstimmig beschlossen. Voraussetzung für den Erhalt des Gratis-Tickets ist nur, dass der Hauptwohnsitz in Rostock liegt. „Die Bürgerschaft hat großen Mut bewiesen. Sich trotz der Kosten von 3,3 Millionen Euro pro Jahr so zu entscheiden, ist nicht selbstverständlich“, sagt Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke). Zurzeit würden rund 20.000 Kinder und Jugendliche an den allgemeinbildenden Schulen und an den Berufsschulen von der neuen Regelung profitieren.

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Freie Fahrt gibt es dabei nicht nur auf dem Weg zur Schule – sondern auch in der Freizeit. „Das ist der erste Schritt in Richtung eines komplett kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs“, sagt Eva-Maria Kröger (Linke). Das kostenfreie Ticket fördere Chancengleichheit und Bildung. „Es kostet auch sehr viel, aber das große Plus ist die Familienfreundlichkeit“, so Eva-Maria Kröger.

Die Grünen hoffen, dass sich die neue Regelung auch auf die sogenannten Eltern-Taxis auswirkt und der Autoverkehr zu den Schulen abnimmt. „Dabei ist uns wichtig, dass die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) bei einer höheren Nachfrage zu Spitzenzeiten auch zusätzliche Busse und Bahnen einsetzen kann“, sagt Grünen-Fraktionschef Uwe Flachsmeyer. Bislang haben etwa 7500 Jungen und Mädchen das von den Eltern finanzierte Schülerticket genutzt, das die Hansestadt seit diesem Schuljahr mit fünf Euro monatlich sponsert.

Diskussion über Finanzierung

Diskussionen gab es in der Bürgerschaft über die Finanzierung des Tickets. Das Wählerbündnis UFR forderte, die neue Regelung nur einzuführen, wenn sich auch die Landesregierung an den Kosten beteiligt. „Wir haben eine Verantwortung für unseren Haushalt. Da sollten wir das Land nicht von der Leine lassen“, sagte Malte Philipp (UFR). Senator Steffen Bockhahn versicherte, dass das auch nicht passieren wird. „Sie können davon ausgehen, dass wir alles unternehmen werden, die Mobilität zu fördern.“ Der Antrag der UFR wurde anschließend abgelehnt.

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Trotz der Kosten ist auch Finanzsenator Chris Müller-von Wrycz Rekowski (SPD) von dem Gratis-Ticket überzeugt. „Das ist so eine tolle Maßnahme für Kinder und Jugendliche, dass wir versuchen, dies in den Haushalten ab 2020 einzuordnen“, so der Vize-OB. Und dies werde natürlich um so leichter gelingen, je mehr Förderung die Stadt aus anderen Quellen bekäme, wie zum Beispiel vom Land. „Dafür werden wir mit Nachdruck werben“, betont Chris Müller-von Wrycz Rekowski.

Technisch gilt die Einführung des Tickets als unproblematisch. Die Verwaltung prüft nach Zuarbeit durch die Schulen im Einwohnermeldeamt die tatsächlich berechtigten Schüler und bestellt die Tickets im Block bei der RSAG. Zum Schuljahresbeginn erfolgt die Ausgabe dann über die Schulsekretariate. Die Straßenbahn AG schickt der Stadt anschließend die Rechnung.

Bonus auf für Hartz-IV-Empfänger

Die Bürgerschaft hat am Mittwoch zudem einstimmig beschlossen, den Sozialtarif für Bus und Bahn auszuweiten. Bisher können Hartz-IV-Empfänger nur ermäßigte Einzelfahrkarten oder Tagestickets erwerben – für Wochen- und Monatskarten hingegen ist der volle Preis zu zahlen. „Das ist für die meisten kaum finanzierbar. Wir wollen aber, dass Mobilität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht nur wenige Tage im Monat möglich ist“, sagt Uwe Flachsmeyer (Grüne). Es sei eine Gerechtigkeitslücke, die nun geschlossen werde.

Zum Februar 2019 wird das neue Sozialticket eingeführt. „Wer sehr wenig Geld hat, für den ist es schon ein Unterschied, ob die Monatskarte 55 oder 41 Euro kostet“, sagt Linken-Fraktionschefin Eva-Maria Kröger. Langzeitarbeitslose sollten bei der Arbeitssuche uneingeschränkt mobil sein. „Auch wichtige soziale Kontakte wie Freunde oder Familie, die Ausgabestellen der Tafeln oder kulturelle Veranstaltungen können oft nur per Bus und Bahn erreicht werden.“

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Von André Wornowski/RND

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