Immer mehr gefälschte Impfpässe: Apotheker fordern fälschungssicheres Impfdokument
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TULDUULCD5DSXKWSFO2VEK46XI.jpg)
Impfpässe mit WHO-Logo liegen auf einem Tisch. Mit den Lockerungen für Geimpfte steigt auch die Zahl der im Umlauf befindlichen gefälschten Impfpässe (Symbolfoto).
© Quelle: picture alliance / Geisler-Fotopress
Angesichts der schwierigen Echtheitsüberprüfung von Impfpässen durch fehlende Sicherheitsmerkmale fordert die Apothekerkammer Schleswig-Holstein von der Politik eine Überarbeitung der Ausweise hinsichtlich ihrer Fälschungssicherheit. Das berichten die „Kieler Nachrichten“.
„Ich glaube, die Politik muss sich dringend Gedanken machen, wie man diesen Impfpass durch ein anderes, fälschungssicheres Produkt ablöst“, sagte der Geschäftsführer der Kammer, Frank Jaschkowski der Zeitung. Es vergehe kein Tag, an dem die Kammer nicht von etlichen Apotheken wegen gefälschter Impfpässe angerufen werden würde, sagte Jaschkowski.
Allein im November fand das LKA 100 Fälschungen – Dunkelziffer wohl deutlich höher
Das Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein habe nur im Monat November 100 Fälle gefälschter Impfpässe verzeichnet. Allein die Hälfte aller bekannten Fälle seien seit der Einführung der 2G-Regel am 22. November bekannt geworden. „Im Dunkelfeld dieses Phänomenbereiches ist ebenfalls mit einer Zunahme zu rechnen“, vermutete LKA-Sprecherin Carola Jeschke gegenüber den KN. Eine Echtheitsprüfung eingetragener Impfungen erweise sich als schwierig, da Sicherheitsmerkmale fehlten und es möglich sei, Impfungen rein handschriftlich zu dokumentieren.
CDU-Gesundheitspolitiker Hans Hinrich Neve hingegen sehe keinen Grund zu einer Neuaufsetzung der Impfpässe: „Wegen einer kriminellen Minderheit den gesamten Prozess auf den Kopf zu stellen, ist nicht zielführend“, zitieren die KN den Politiker. Vielmehr sollten weiterhin Apothekerinnen und Apotheker die Plausibilität von Impfausweisen prüfen und im Verdachtsfall die Polizei verständigen.
Grüne, FDP und SPD sehen Handlungsbedarf
Grüne, FDP und SPD in Schleswig-Holstein pflichteten der Apothekerkammer bei: „Mit einem guten Fotoapparat, Schere, Kleber und bereits in der Szene herumgereichten falschen Stempeln lässt sich bei den Apotheken der Anschein einer erfolgten Impfung erwecken“, unterstrich etwa Burkhard Peters, Grünen-Innenpolitiker im Kieler Landtag. Deshalb sollte die Bundesdruckerei überprüfen, ob und wie die Klebeetikette technisch so gestaltet werden können, dass sie zum Beispiel in den Apotheken elektronisch bis zur impfenden Stelle nachverfolgt werden können.
Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag, Birte Pauls, betonte die Wichtigkeit von sicheren Impfpässen: Wenn Ungeimpfte so wie geimpfte Personen behandelt würden, gehe von ihnen eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit anderer aus. „Wir müssen dieses Risiko minimieren und für fälschungssichere Impfnachweise sorgen.“
FDP-Rechtspolitiker Jan Marcus Rossa war der Meinung, dass es Apothekerinnen und Apotheker „schlicht unmöglich“ sei, Impfpässe auf ihre Echtheit zu überprüfen – und auch nicht ihre Aufgabe. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hingegen sollte „seinen Schwerpunkt nicht nur auf das Zählen von Impfdosen setzen, sondern umgehend für fälschungssichere amtliche Dokumente sorgen“ – Durch das neue Infektionsschutzgesetz sei ihm das möglich.
Auch in anderen Bundesländern tauchen vermehrt gefälschte Impfpässe auf. Im hessischen Kassel haben Ermittler in der vergangenen Woche eine Werkstatt zur Herstellung gefälschter Impfausweise ausgehoben. Dabei wurden 800 Impfausweise, eine große Zahl von Corona-Impfstoffaufklebern und weitere Fälscherutensilien gefunden, wie die Polizei und die Staatsanwaltschaft in Kassel mitteilten.
RND/sic/dpa