Newsletter „Hauptstadt-Radar“

Wenn es funkt unter Kollegen: Wer liebt wen im Regierungsviertel?

Wolfgang Stefinger (links, CSU) und Sepp Müller (CDU) haben ihre Liebe zueinander öffentlich gemacht.

Wolfgang Stefinger (links, CSU) und Sepp Müller (CDU) haben ihre Liebe zueinander öffentlich gemacht.

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Liebe ist immer ein interessantes Thema, vor allem, wenn es um die Liebe fremder Leute geht. Das hat auch damit zu tun, dass man den Schmerzen, die mit der Liebe gelegentlich verbunden sind, selbst nicht ausgesetzt ist. Da lässt es sich entspannter reden – und schreiben.

Mit der Liebe im Regierungsviertel hat es noch mal eine besondere Bewandtnis. Da soll es einerseits erotisch aufgeladene Bekanntschaften geben, die entstehen, weil Abgeordnete längere Zeit fern der Heimat und allein sind. An der Stelle fällt einem unwillkürlich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki von der FDP ein, der seinen zeitweiligen Rückzug aus dem Hohen Haus 2010 in einem Interview mit der „Zeit“ so begründete: „Ich würde in Berlin zum Trinker werden, vielleicht auch zum Hurenbock.“ Andererseits entstehen im Parlament echte Gefühle, die in stabile Beziehungen münden.

Hauptstadt-Radar

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Ein Beleg dafür ist ein Tweet, den der CDU-Bundestagsabgeordnete Sepp Müller und der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger kürzlich veröffentlichten. Darin heißt es: „11 Prozent aller Paare lernen sich am Arbeitsplatz kennen und lieben. Manchmal werden Kollegen zu Freunden. Aus Freundschaft wurde bei uns Liebe. Wir sind glücklich.“ Der Text war mit dem Hashtag #loveislove versehen sowie einem Foto, auf dem beide lächelnd in die Kamera blicken.

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Ein schwules Paar, und dann auch noch in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – das ist eine kleine Revolution und die sehr sympathisch anmutende Veröffentlichung entsprechend mutig. Immerhin hat Fraktionschef Friedrich Merz über die Homoehe mal gesagt, er habe nichts dagegen – „solange ich da nicht mitmachen muss“. Heterosexuelle Partnerschaften gab es hingegen eine ganze Menge, sowohl in Bonn als auch in Berlin.

In der Unionsfraktion gingen Kristina und Ole Schröder den Bund der Ehe ein. Kristina Schröder hieß einst Köhler und war zwischenzeitlich Bundesfamilienministerin, während Ole Schröder Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium war. Beide haben den Bundestag inzwischen verlassen. Klatschgeschichten sind nicht überliefert.

Das war beim langjährigen Kanzler Helmut Kohl anders. Er war nur einmal verheiratet, nämlich mit Hannelore Kohl. Im Regierungsviertel galt jedoch als offenes Geheimnis, dass die Chefsekretärin des Christdemokraten namens Juliane Weber ihm oft näherlag. Darüber gab es reichlich Klatsch.

Beziehungen innerhalb der gleichen Partei und Fraktion unterhielten Christine Lambrecht und Hans-Joachim Hacker in der SPD sowie Gerda Hasselfeldt und Wolfgang Zeitlmann in der CSU. Leider haben sie nicht überdauert. Da sieht es – soweit man weiß – bei Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine besser aus. Das linke Paar gleicht sich zudem politisch mittlerweile bis aufs Haar. Er ist darauf spezialisiert, sich mit der eigenen Partei anzulegen und sie im Zweifel zu verlassen. Sie tut es ihm gern gleich. Wagenknecht und Lafontaine verbindet überdies, was es weltweit nirgendwo sonst gibt: Sie haben immer recht.

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Dass Menschen, die länger zusammen sind, einander ähnlich werden, soll ja häufiger vorkommen. Meistens ist es aber umgekehrt: Sie sind zusammengekommen, weil sie sich ähneln.

Ungewöhnlich bleibt bis heute, was sich in der rot-grünen Koalition entspann, die bekanntlich 2005 endete. Hier sorgten Ditmar Staffelt von der SPD und Grietje Bettin von den Grünen für Aufsehen. Sie bildeten ein Zwei-Personen-Bündnis über Parteigrenzen hinweg – mit der Folge, dass Bettin irgendwann ebenfalls Staffelt hieß. Den üblichen Doppelnamen schenkte sie sich.

Kurios war schließlich, was 2019 in den Zeitungen stand: dass der brandenburgische SPD-Spitzenkandidat bei der Europawahl, Simon Vaut, eine Frau als seine Freundin ausgab, die gar nicht seine Freundin war. Das Gegenteil dürfte in der Politik wie im übrigen Leben der Normalfall sein: dass Freundinnen oder Freunde zwar existieren, aber vor der Öffentlichkeit verborgen werden, solange es noch Ehepartner gibt. Wäre es umgekehrt, würde dieser Newsletter vermutlich kein Ende finden.

 

Bittere Wahrheit

„Seine Ansichten von gestern führen in die Probleme von morgen. Er ist nicht mehr in der Lage, sein Weltbild der Realität anzupassen.“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann,

Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag und Mitglied der FDP, über den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich

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Vorsitzende des Verteidigungsausschuss des Bundestag Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags.

Wer sich intensiver mit bundespolitischen Debatten beschäftigt, der merkt schnell, dass da nicht alles für bare Münze zu nehmen ist. Vieles ist für die Galerie. Bei der Debatte über Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine ist es dafür umso ernster. Da begegnen einander tiefsitzende Überzeugungen angesichts eines Krieges, der täglich Menschenleben kostet.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich sagte deshalb: „Frau Strack-Zimmermann und andere reden uns in eine militärische Auseinandersetzung hinein. Dieselben, die heute Alleingänge mit schweren Kampfpanzern fordern, werden morgen nach Flugzeugen oder Truppen schreien.“ Die besagte Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag von der FDP erwiderte bei Twitter, Mützenich sei „das Sinnbild aller zentralen Verfehlungen deutscher Außenpolitik“. Freunde werden die beiden nicht mehr.

 

Wie das Ausland auf die Lage schaut

Die spanische Zeitung „La Vanguardia“ kommentiert den Widerstand Deutschlands gegen die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine:

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„Die Lieferung deutscher Leopard-Panzer in die Ukraine stieß auch bei dem Treffen der Nato-Kontaktgruppe in Ramstein auf den Widerstand von Bundeskanzler Olaf Scholz. Dies könnte zu einem Riss zwischen den Verbündeten führen. Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius rechtfertigte die deutsche Position mit Uneinigkeit unter den Partnern, kündigte aber immerhin an, dass Berlin seine Panzerbestände sichten werde, um sie bei einem Konsens schnell liefern zu können.

In der Berliner Koalition bremsen die Sozialdemokraten aus Angst vor einer möglichen Eskalation des Krieges. Wie zu erwarten war, hat Russland bereits gewarnt, eine mögliche Entsendung von Leopard 2 in der Ukraine wäre ‚extrem gefährlich‘. Tatsächlich aber ist es so, dass der Westen bereits zu viel in seine Unterstützung der Ukraine investiert hat, um jetzt noch einen Rückzieher machen zu können. Deutschland fährt in diesem Spannungsverhältnis wegen der möglichen Folgen einer direkten alliierten Beteiligung am Konflikt mit angezogener Handbremse.“

Zur Ukraine-Geberkonferenz auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein schreibt die liberale Zeitung „Hospodarske noviny“ aus Tschechien:

„Der Frühling wird wahrscheinlich eine entscheidende Phase für die weitere Entwicklung des Ukraine-Kriegs sein, der nach Ansicht der meisten Experten noch lange andauern wird. Es zeigt sich, dass der Westen langsam seine Lagervorräte an Waffen, Munition und weiterem Kriegsmaterial aufbraucht. Er hat während des zurückliegenden Jahres Zeit mit Diskussionen vergeudet, statt die Rüstungsproduktion auf volle Touren zu bringen. Zudem orientieren sich Umfang und Schnelligkeit der Hilfe für die Ukraine nicht an den Bedürfnissen der ukrainischen Armee. Sie hängen vielmehr von innenpolitischen Erwägungen in den Geberländern ab. Was wir brauchen, ist eine grundlegende Übereinstimmung unter allen europäischen Verbündeten, dass wir uns auf eine Kriegsproduktion von Rüstungsgütern ausrichten. Das muss rasch in der Praxis umgesetzt werden. Gestern war es schon zu spät.“

 

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Das Autorenteam dieses Newsletters meldet sich am Donnerstag wieder. Dann berichtet meine Kollegin Eva Quadbeck. Bis dahin!

Herzlich

Ihr Markus Decker

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