Lambrecht-Hilfe für Polen: eine offene Flanke
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Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD).
© Quelle: Bernd Weißbrod/dpa
Dass Christine Lambrecht Polen bei der Luftverteidigung helfen will, ist nach dem jüngsten Vorfall im Nachbarland mit einer mutmaßlich aus der Ukraine stammenden Rakete und zwei Toten nur selbstverständlich. Und dass der Amtskollege aus Warschau das Angebot der Verteidigungsministerin in Berlin zu schätzen weiß, liegt auf der Hand. Dies ist umso erfreulicher, als beide Seiten zuletzt immer häufiger über Kreuz lagen. Auf den zweiten Blick ist Lambrechts Angebot aber auch beunruhigend.
Es ist ein Zeichen dafür, dass in dem besagten Vorfall womöglich doch mehr gesehen wird als ein Unfall, der „im Eifer des Gefechts“ geschah. Letzte Sicherheit gibt es über die Herkunft der Rakete jedenfalls nicht. Im Übrigen wäre ein russischer Angriff auf einen Nato-Partner politisch wie militärisch zwar Harakiri in einer Zeit, in der Waldimir Putins Armee sogar erst kürzlich erobertes ukrainisches Territorium wieder freigeben musste. Doch da der Krieg des Kremlherrschers von Anfang an irrational war, sind weitere Irrationalitäten nicht ausgeschlossen.
Deutschland ist nicht gut aufgestellt
Hinzu kommt, dass die Bundeswehr bei der Luftabwehr wenig abgeben kann, weil sie selbst wenig hat. Der Eindruck, Deutschland sei auf dem Feld gut aufgestellt, täuscht denn auch. Erst im März waren Mitglieder des Verteidigungsausschusses in Israel, um sich das einschlägige System Arrow 3 anzusehen. Das Patriot-System gilt nämlich als veraltet. Im August hieß es dann bereits, die Bundesregierung habe sich für Arrow 3 entschieden. Den Verantwortlichen scheint Eile geboten.
Nicht allein die Ukraine und Polen haben mithin Defizite. Deutschland hat sie ebenfalls. Lambrechts Geste macht diese Defizite, ohne es zu wollen, kenntlich.