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Helge Braun sieht trotz Curevac-Rückschlag keine Engpässe bei Impfungen

Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts.

Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts.

Berlin. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sieht trotz der Probleme bei der Markteinführung des Corona-Impfstoffs Curevac keine Engpässe auf Deutschland für das geplante Impfangebot zukommen. Es bleibe bei dem Versprechen eines Impfangebots an alle Bürger bis Ende September, und es sei auch viel Impfstoff für nötige Auffrischungen bestellt worden, sagte Braun dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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„Wir haben viel bestellt und fördern den Aufbau von Produktionskapazitäten für mRNA-Impfstoffe und -produkte in Milliardengrößenordnungen“, sagte der CDU-Politiker. Er betonte: „Wir müssen aber unsere Statistik verbessern und die Entwicklung genau beobachten, um frühzeitig zu erkennen, wann eine Auffrischung notwendig wird. Wir brauchen Erkenntnisse, bei wem die Impfwirkung gegebenenfalls nachlässt, ob eine neue Variante den Impferfolg infrage stellt und ob Menschen wieder Symptome bekommen und mit schweren Verläufen ins Krankenhaus müssen.“

Man könne Impfstoffe an Mutationen wie die Deltavariante anpassen. „Das dauert aber vier, fünf Monate. Es wird regelmäßig eine neue Impfstoffgeneration geben – jeweils angepasst an die Virusentwicklungen.“ Er rechne Anfang nächsten Jahres mit einer neuen Generation Impfstoff.

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24,5 Millionen Dosen sollten von Curevac kommen

Auch die Bundesregierung sagt, der Rückschlag bei Curevac bringe die Impfkampagne in Deutschland nicht durcheinander. „Eine Auswirkung auf das Tempo unserer Impfkampagne hat diese Mitteilung nicht“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Donnerstag in Berlin. Die Nachrichten über vorläufige Studienergebnisse könne das Ministerium nicht kommentieren.

Curevac hatte mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung erzielt habe. Damit habe er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Ursprünglich hatte das Tübinger Unternehmen den Impfstoff schon im Juni zugelassen spritzen wollen.

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich in der Impfkampagne eingeplant. Nach den damaligen Lieferprognosen erwartete das Gesundheitsressort im März für das gesamte Jahr 323,7 Millionen Impfdosen. Davon sollten 24,5 Millionen von Curevac kommen.

Fürs zweite Quartal war mit 1,4 Millionen Curevac-Dosen gerechnet worden. Zum Vergleich: 50 Millionen Dosen sollen allein von Biontech/Pfizer in dem Zeitraum kommen. Aktuell rechnet das Ministerium ausweislich seiner im Internet veröffentlichten Listen nicht mehr mit Lieferungen durch Curevac.

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Bund hält an Curevac-Beteiligung fest

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte im April eine deutsche Notfallzulassung gefordert und die Prüfungen als bürokratisch kritisiert.

Nach Angaben vom Mai schreibt Curevac aufgrund hoher Forschungskosten für den Corona-Impfstoff rote Zahlen. Damals hatte Curevac die Zulassung noch im Juni erwartet. Der Impfstoff sollte ab Anfang Juni in einer Studie in Großbritannien auf seine Sicherheit und Wirksamkeit als Booster-Impfung überprüft werden. Mit Booster-Impfungen soll ein Schutz einige Zeit nach einer abgeschlossenen Impfung aufgefrischt werden.

Der Bund hält auch nach dem Rückschlag an seiner Beteiligung an dem Unternehmen fest. „Mit der Beteiligung an Curevac verfolgte und verfolgt die Bundesregierung gesundheits- und industriepolitische Ziele“, erklärte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag.

EU-Kommission: Curevac-Rückschlag keine Bedrohung für Impfziel

Es gehe nicht nur darum, mehr Impfstoffproduktion in Deutschland und Europa anzusiedeln, sondern auch um Forschungsaktivitäten. Für die mRNA-Technologie, die auch bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna zum Einsatz kommt, gebe es vielfältige Anwendungsbereiche, etwa in der Krebsbekämpfung, betonte eine Sprecherin.

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Aus Sicht der EU-Kommission stellt der Rückschlag für den Corona-Impfstoff von Curevac keine Bedrohung für das Ziel dar, bis Ende Juli 70 Prozent der erwachsenen EU-Bevölkerung zu immunisieren. „Wir haben von Anfang an auf ein breites Portfolio an Impfstoffen gesetzt“, sagte ein Behördensprecher am Donnerstag in Brüssel. Das sei auch gemacht worden, um für den Fall vorbereitet zu sein, dass ein Impfstoff ausfalle.

Die Kommission gehe weiter davon aus, dass bis Ende kommenden Monats genügend Impfdosen geliefert werden könnten, um den EU-Staaten die Impfung von 70 Prozent ihrer erwachsenen Bevölkerung zu ermöglichen. Es sei nun abzuwarten, ob sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen, hieß es von der Kommission.

Mit dpa-Material

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