Gewalt gegen Frauen geht meistens vom Partner aus
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Die Silhouette zeigt einen Mann, der einer Frau mit der Faust droht (Symbolfoto). Wenn Frauen durch Gewalt umkommen, dann ist meistens ihr Mann oder Freund der Urheber.
© Quelle: Jan-Philipp Strobel/dpa
Berlin. 2019 starben in Deutschland 285 Frauen durch Gewalt wie vorsätzliche Tötung, Körperverletzung, Raub, Sexualdelikte, Brandstiftung sowie Abgabe von Betäubungsmitteln durch andere. Das ergibt sich aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Aus der Anfrage ergibt sich ferner, dass von den 125 weiblichen Mordopfern 78 mit dem Täter partnerschaftlich verbunden waren und von den 120 weiblichen Opfern eines vollendeten Totschlags sogar 94.
„Die bisherigen Erfassungskriterien“ sind der Antwort zufolge „für statistische Zwecke ausreichend“. So weigert sich das Bundesinnenministerium, den Begriff Femizid zu verwenden, weil dieser „nicht klar konturiert“ sei und „verschiedene Interpretationsmöglichkeiten“ eröffne. Femizid ist die Tötung von Frauen oder Mädchen allein aufgrund ihres Geschlechts.
Thema Trennungen nachgehen
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, kritisiert diese Weigerung. „Mord und Totschlag gegen Frauen wird in der überwiegenden Mehrheit der Fälle durch Personen aus dem familiären und partnerschaftlichen Umfeld begangen“, sagte sie dem RND. „Damit bleibt der gefährlichste Ort für Frauen weiterhin das eigene Zuhause.“
Mit ihrer „Verweigerungshaltung“, bei dem Thema Gewalt gegen Frauen „endlich eine bessere Datengrundlage zu schaffen“, signalisiere die Bundesregierung, Gewalt gegen Frauen als Thema der inneren Sicherheit weiterhin nicht ernst zu nehmen.
Mihalic betonte: „Wir müssen zum Beispiel endlich erfassen, ob vor den Taten eine Trennung vollzogen wurde – auch um die Präventionsarbeit zu verbessern. Noch immer wissen wir viel zu wenig über schwere und schwerste Straftaten innerhalb der Familie und Partnerschaft.“
Begriff Femizid abgelehnt
Auf eine einschlägige Frage heißt es in der Antwort: „Es gibt keine diesbezüglichen Planungen der Bundesregierung.“ Auch die in der Statistik neu eingeführte Kategorie „sexuelle Identität/Geschlecht“ werde vermutlich nicht weiterführen, so die Grünen-Politikerin. Denn es sei „fragwürdig, ob Ermittlungsbehörden bei dem bestehenden Analysedefizit erkennen, ob eine Frau aufgrund von Frauenhass Opfer geworden ist und die Straftat dementsprechend einordnen“.
Die Grünen verweisen in dem Zusammenhang auf eine entsprechende Antwort des Bundesinnenministeriums aus dem vorigen Jahr. Seither habe es keine nennenswerten Fortschritte bei der Erfassung von Straftaten gegen Frauen und der Aufklärung ihrer Hintergründe gegeben.