Gerhard Schröders Weggefährten in Sorge: „Man erreicht ihn nicht mehr“
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Gerhard Schröder.
© Quelle: Fotos: Imago Images (3), RND-Montage: blr
Langjährige Vertraute von Gerhard Schröder machen sich Sorgen um den früheren Bundeskanzler. Das hat das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) in Gesprächen mit Freunden und Weggefährten des 78-Jährigen erfahren.
Das wahre Drama, zitiert das RND diese Kreise, sei inzwischen weniger ein politisches als ein menschliches: „Gerd braucht eigentlich Hilfe, aber er nimmt sie nicht an.“
Die Vertrauten äußerten sich unter der Bedingung, dass ihre Namen nicht genannt werden. Übereinstimmend berichten sie, Schröder reagiere nicht auf den gut gemeinten Rat, seine Jobs in Russland aufzugeben, kürzerzutreten und den Rest seines Lebens zu genießen. Ein Besucher beschreibt eine Begegnung mit Schröder so: „Er streichelt einem zum Abschied ein bisschen über den Rücken. Aber man spürt ganz genau: Man erreicht ihn nicht mehr.“
Der Altkanzler sei isoliert wie noch nie, sagen die Vertrauten, er zeige aber auch keine Anstrengung, daran etwas zu ändern. „Er hat sich verrannt, aber er bleibt starrsinnig und meint, er müsse das alles allein durchstehen.“
Mit Befremden blickt der Freundeskreis auf die jüngsten Äußerungen Schröders in einem Interview mit der „New York Times“. Darin verteidigte Schröder den russischen Staatschef Wladimir Putin gegen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Massaker an ukrainischen Zivilisten in Butscha.
Ex-Kanzler in der Kritik: Politiker fordern Sanktionen gegen Schröder
Schröder steht massiv in der Kritik, da er sich trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht von seinen Posten bei russischen Energieunternehmen trennt.
© Quelle: dpa
Als schlechtes Zeichen werten es die Schröder-Vertrauten, dass der Altkanzler während des Interviews laut „New York Times“ reichlich Weißwein („copious amounts of white wine“) zu sich genommen hat. Schröder habe niemanden mehr, der einen solchen Interviewtermin inhaltlich professionell vorbereite und begleite.
Niedersachsens früherer Justizminister Christian Pfeiffer sieht in Schröders Äußerungen Hinweise auf eine Persönlichkeitsveränderung, die ihm Sorgen mache: „Der Mann, den wir da jetzt erleben, ist nicht mehr der Gerhard Schröder, den wir aus seiner Zeit als Kanzler kennen.“
So habe er 2003 in einer großen Rede gegen Deutschlands Beteiligung am Irak-Krieg kraftvolle Eigenständigkeit und klare Kante bewiesen. „Heute dagegen ist seine Position zu Putins Krieg von falscher Solidarität und Schwäche geprägt.“
Schröder selbst hat eine Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) zu den großen Sorgen, die sich sein Umfeld inzwischen um ihn macht, unbeantwortet gelassen.