Generalstabschef besorgt: US-Munitionsbestände zu gering für potentiellen Krieg
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Mark Milley, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der USA, sagt vor dem Ausschuss für Streitkräfte des Senats über den Haushaltsantrag des Verteidigungsministeriums für das Jahr 2024 auf dem Capitol Hill aus.
© Quelle: Jose Luis Magana/AP/dpa
Washington. US-Generalstabschef Mark Milley sieht das Militär wegen Lücken in den Munitionsbeständen nicht für einen potenziellen großen Krieg gerüstet. Man habe bei der Aufstockung der Vorräte noch „einen langen Weg“ vor sich, räumte Milley bei einer Anhörung vor dem Repräsentantenhausausschuss zu Belangen rund um die US-Streitkräfte am Mittwoch (Ortszeit) ein.
Dort stellten sich der Generalstabschef und Verteidigungsminister Lloyd Austin Fragen von Abgeordneten nach den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Pentagonbestände. Die USA liefern der Ukraine einen Großteil der Munition, die sie für ihren Abwehrkampf gegen die russischen Angriffstruppen benötigt.
Milley sagte, der Ukraine-Krieg verdeutliche, wie hoch der Verbrauch von Munition in jedem großen Konflikt sei. „Wenn es einen Krieg auf der Koreanischen Halbinsel gäbe oder einen Großmachtkrieg zwischen den Vereinigten Staaten und Russland oder den Vereinigten Staaten und China, wären die Verbrauchswerte auf einem extrem hohen Niveau“, erklärte er im Hinblick auf den Munitionsverbrauch. „Daher bin ich besorgt.“ Dies gelte auch für den Verteidigungsminister. „Wir haben einen langen Weg vor uns, sicherzustellen, dass unsere Bestände für die echten Eventualitäten vorbereitet sind.“
Pentagon bittet um 30 Milliarden für das Militär
Pentagonchef Austin habe das Militär angewiesen, eine vollständige Prüfung aller Operationspläne und eine Schätzung der Munitionsvorräte vorzunehmen, ergänzte Milley. Diese Auswertung könne dann Grundlage für künftige Budgetanträge bilden.
Das Pentagon bitte um 30 Milliarden Dollar (rund 27,7 Milliarden Euro) aus dem Haushalt für 2024 für Investitionen in die industrielle Produktion von Ausrüstung für die US-Streitkräfte, erklärte Austin bei der Anhörung. Benötigt werde das Geld zudem für den Kauf der größtmöglichen Menge von Munition, die die amerikanische Industrie herstellen könne.
Die Leiterin des im Pentagon angesiedelten Heeresamtes, Christine Wormuth, sagte vergangene Woche vor Abgeordneten aus, die Truppe sei zuversichtlich, dass der Umfang der militärischen Hilfe, die bisher geliefert werde, nicht die eigene Gefechtsbereitschaft aushöhle. Doch behalte man dies weiter im Auge.
Sorgen bereiten laut Beobachtern vor allem US-Bestände der Munition vom Kaliber 155 Millimeter für Artilleriegeschütze. Die USA haben der Ukraine 160 Haubitzen und dazu mehr als eine Million Schuss Munition dieses Typs geliefert. Nach Pentagonangaben ist der Verbrauch hoch: bis zu 3000 Schuss werden im Krieg pro Tag abgefeuert.
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© Quelle: Reuters
Werk soll mehr Granathülsen herstellen
Wormuth besuchte ein vom Heer betriebenes Werk in Scranton im Staat Pennsylvania, wo dafür benötigte Granathülsen hergestellt werden. Die Einrichtung habe um 1,5 Milliarden Dollar aus Haushaltsgeldern gebeten, um die Produktion massiv ankurbeln zu können, berichtete sie. Die USA würden das Herstellungsvolumen gerne bis 2025 von rund 20.000 Hülsen pro Monat auf 75.000 aufweiten.
Eng wird es laut Experten auch bei Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ MLRS, die die USA ebenfalls an die Ukraine liefern. Wormuth sagte, die USA arbeiteten an einer Aufstockung der Produktion von rund 6000 auf 15.000 pro Jahr. Sie und Austin äußerten die Hoffnung, dass der Kongress dem Pentagon erlauben werde, auf mehrere Jahre angelegte Beschaffungspläne zu erstellen. So ließen sich Kosten einsparen, zudem habe die Branche dann mehr Planungssicherheit.
RND/AP