Geheime Kremlumfrage zeigt: Mehr als die Hälfte der Russen für Friedensverhandlungen
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Die Mehrheit der eigenen Bevölkerung steht offenbar nicht mehr hinter seinem Krieg: der russische Präsident Wladimir Putin.
© Quelle: IMAGO/SNA
Moskau/Hannover. Die Unterstützung für den Angriffskrieg in der Ukraine schwindet in Russland offenbar rapide. Einer Umfrage zufolge sprechen sich mittlerweile 55 Prozent der russischen Bevölkerung für Friedensverhandlungen aus, nur jeder Vierte befürwortet die Fortsetzung des Kriegs. Das berichtet das Onlineportal „Meduza“, das mit einem Netzwerk aus Korrespondenten in Russland zusammenarbeitet. Der Kreml hatte die Umfrage demnach nur für den internen Gebrauch in Auftrag gegeben. „Meduza“ gelangte offenbar trotzdem an die Ergebnisse.
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Die Zahlen stimmen dem Bericht zufolge indes weitgehend mit den Ergebnissen einer Umfrage des Levada-Zentrums, des einzigen großen, unabhängigen soziologischen Zentrums in Russland, von Oktober überein. Damals waren 57 Prozent der Befragten „für“ oder „eher für“ Friedensgespräche; 27 Prozent waren „für“ oder „eher für“ die Fortsetzung der kriegerischen Auseinandersetzungen.
Dass sich die Haltung der russischen Bevölkerung gegenüber des Kriegs in jüngster Zeit enorm verschlechtert hat, zeigt ein Vergleich: Noch im Juli hatten sich in Umfragen nur 30 Prozent der Russen für einen Frieden mit der Ukraine ausgesprochen, berichtet „Meduza“. Als Grund für die veränderte Stimmung im Land nennt das Onlineportal die Teilmobilmachung, die Präsident Wladimir Putin im September angeordnet hatte.
Keine Vorbereitung, mangelhafte Ausrüstung
Gut zwei Monate später hat die russische Armee etwa 300.000 Reservisten und Freiwillige militärisch ausgebildet. Dazu seien 3000 Ausbilder eingesetzt worden, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch in Moskau. Das Training finde auf mehr als 100 Truppenübungsplätzen in Russland und Belarus statt, fügte er nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen hinzu.
Die Teilmobilmachung hatte Putin wegen der hohen Kriegsverluste verkündet. Berichten zufolge werden aber viele Reservisten ohne Vorbereitung und mit mangelhafter Ausrüstung direkt an die Front geschickt. Dementsprechend gibt es viele Tote und Verletzte.
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Schoigu lobte bei einer Sitzung im Verteidigungsministerium den russischen Mehrfachraketenwerfer Tornado-C und die Panzerhaubitze 2S7M Malka. Er sagte, die weittragenden Waffen seien effektiv gegen die ausländischen Waffensysteme, mit denen die Ukraine ausgestattet werde. Internationale Experten haben bislang aber nur wenige Belege für Verluste bei großen westlichen Waffen in der Ukraine gefunden. Im Gegenteil haben die Himars-Mehrfachraketenwerfer aus den USA entscheidend zu den Vorstößen der Ukrainer im Herbst beigetragen.
Bei der „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine, wie Schoigu entsprechend dem Moskauer Sprachgebrauch sagte, erprobe die Armee auch neue Einsatzmöglichkeiten von Artillerie und Drohnen. Der Minister ist in den letzten Wochen wieder präsenter in der Öffentlichkeit, nachdem er sich wegen der Kritik an Misserfolgen der Armee länger kaum gezeigt hatte.
RND/tdi/dpa