Foodwatch: „Der nächste Lebensmittelskandal ist nur eine Frage der Zeit“

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch rechnet mit dem nächsten Lebensmittelskandal.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch rechnet mit dem nächsten Lebensmittelskandal.

Berlin. Erst der Skandal um Wilke-Wurstwaren, dann ein großer Milchrückruf: Lebensmittelrückrufe häufen sich. Kunden fällt die Orientierung im Supermarkt schwer. Ein Interview über die Ursachen und Folgen verunreinigter Lebensmittel.

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Herr Winkler, was läuft falsch bei den Lebensmittelkontrollen in Deutschland?

Der Fall des Wurstherstellers Wilke ist exemplarisch. Zum einen mangelt es an der Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel. Obwohl es im EU-Recht vorgeschrieben ist, können die Behörden nicht die gesamte Verwertungskette nachvollziehen. Kunden in Supermärkten oder Restaurants wissen nicht, ob sie womöglich verunreinigtes Fleisch auf dem Teller haben. Außerdem wird bei Skandalen wie jüngst bei Wilke in der Regel zu spät gehandelt. Die katastrophalen Hygienezustände bei Wilke waren offenbar seit Monaten bekannt. Trotzdem produzierte der Betrieb weiter. Die örtliche Nähe bei der Lebensmittelüberwachung kann zu Interessenkonflikten führen. Im Fall Wilke etwa war der zuständige Dezernent für Verbraucherschutz gleichzeitig auch für die Wirtschaftsförderung im Landkreis zuständig.

Was können Verbraucher tun, um nur einwandfreie Lebensmittel zu kaufen?

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Eigentlich nichts. Das ist ja der permanente Skandal: Die Öffentlichkeit wird in aller Regel nicht darüber informiert, welche Betriebe bei Kontrollen beanstandet wurden. Wenn das aber öffentlich wäre, wäre der Anreiz für die Betriebe, ihre Hygienestandards zu verbessern, viel größer. Dänemark macht es vor: Dort werden die Kontrollergebnisse online und direkt an der Ladentür veröffentlicht und die Kunden können nachschauen, ob der Betrieb, von dem sie Lebensmittel kaufen, sauber ist.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat eine Reform der Lebensmittelkontrollen auf den Weg gebracht. Wie bewerten Sie die?

Frau Klöckner versucht, die Reform als einen Schritt zu mehr Lebensmittelsicherheit zu verkaufen, weil angeblich noch risikobasierter kontrolliert würde. Tatsächlich erreicht der Verordnungsentwurf aber genau das Gegenteil. Denn in vielen Lebensmittelbetrieben wären künftig nicht mehr, sondern weniger Kontrollbesuche vorgegeben. Und an den Vorgaben für vorgeschriebene Kontrollen orientiert sich auch die Stellenplanung in den Kontrollbehörden. Das könnte in Zukunft also den Personalmangel in den Überwachungsbehörden noch verschärfen.

Was muss sich für mehr Lebensmittelsicherheit ändern?

Zuerst müssen die genannten eklatanten Schwachstellen im Lebensmittelrecht abgestellt werden. Da ist Frau Klöckner klar in der Verantwortung. Bessere Rückverfolgbarkeit, schnellere Information der Öffentlichkeit und eine wirklich von Wirtschaftsinteressen unabhängige Lebensmittelüberwachung – wenn das nicht erreicht wird, ist der nächste Lebensmittelskandal nur eine Frage der Zeit.

RND

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