Fast ein Viertel der Menschen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund
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Eine geflüchtete Familie auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF, Archivbild).
© Quelle: Paul Zinken/dpa
Berlin. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts haben im Jahr 2022 rund 20,2 Millionen Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland gelebt. Das sind 23,4 Prozent der Gesamtbevölkerung und 6,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Seit 2013 sind Flucht, Erwerbstätigkeit und Familienzusammenführung die häufigsten Einwanderungsmotive.
Datengrundlage für die Zahlen ist der jüngste Mikrozensus. Als Menschen mit Einwanderungsgeschichte definiert das Bundesamt Personen, die seit 1950 selbst nach Deutschland eingewandert sind – die sogenannte erste Generation – ebenso wie deren direkte Nachkommen, auch zweite Generation genannt.
Der Anteil der Männer ist mit 24,8 Prozent etwas höher als der der Frauen (23,8 Prozent). Laut der Statistikbehörde entfallen 18,4 Prozent der Eingewanderten auf Menschen, die seit 1950 selbst nach Deutschland gekommen sind. Deren Kinder machen 5,9 Prozent aus. Hauptherkunftsländer sind im vergangenen Jahr Syrien (16 Prozent), Rumänien (7 Prozent) und Polen (6 Prozent). Die Ukraine folgt mit 5 Prozent an vierter Stelle – das Statistische Bundesamt verweist jedoch auf unvollständige Zahlen, da noch nicht alle Eingewanderten aus der Ukraine durch den Mikrozensus erfasst worden seien.
2022 stieg die Zahl der Eingewanderten den Angaben zufolge in erster Linie aufgrund der hohen Zahl Geflüchteter vor allem aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan. Damit wuchs der Bevölkerungsanteil direkt Eingewanderter mit 7,3 Prozent stärker als die Zahl der in Deutschland geborenen direkten Nachkommen eingewanderter Eltern (4 Prozent).
Steigende Flüchtlingszahlen sind seit Längerem Teil der politischen Debatte. Besonders die Union übt Druck auf die Ampelregierung aus. Unionsfraktionschef Friedrich Merz hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Untätigkeit angesichts der Probleme vieler deutscher Städte und Kommunen bei der Unterbringung von Geflüchteten vorgeworfen. Die „Gleichgültigkeit“ des Kanzlers sei „fahrlässig“, sagte Merz.
Kommunen machen Druck auf Bundesregierung
Am 10. Mai ist ein Bund-Länder-Gipfel zu dem Thema geplant. Bei dem Treffen im Kanzleramt soll es um die Beteiligung des Bundes an den Kosten für die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten und Asylbewerbern und Asylbewerberinnen gehen.
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© Quelle: dpa
Kommunen und Länder machen vor dem Hintergrund der massiv gestiegenen Flüchtlingszahlen Druck, um mehr Unterstützung des Bundes zu bekommen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte den bisherigen Umfang der bereitgestellten Mittel jüngst verteidigt. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte argumentiert, dass der Bund im vergangenen Jahr bereits 4,4 Milliarden Euro bereitgestellt und die Sozialleistungen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine übernommen habe. Für dieses Jahr seien Ländern und Kommunen frühzeitig 2,75 Milliarden Euro an zusätzlicher Unterstützung zugesagt worden.
RND/ag/epd