EU-Beitritt der Türkei: Europaparlament schlägt Aussetzung der Verhandlungen vor
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Mitte) mit dem Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel (links) und der Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen (rechts, Archivfoto).
© Quelle: Dario Pignatelli/European Counci
Brüssel. Das Europaparlament hat vorgeschlagen, die ohnehin stillstehenden Verhandlungen über einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union angesichts der angespannten Beziehungen offiziell auszusetzen.
Sollte die Türkei den negativen Trend weg von den Werten und Normen der Staatengemeinschaft nicht konsequent umkehren, bestehe man auf die Aussetzung dieser Verhandlungen, hieß es in einem am Mittwoch angenommenen Bericht.
So könnten eventuell neue Modelle für die künftigen Beziehungen gefunden werden. Der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Manfred Weber (CSU), sprach von einem starken Signal. Die Türkei ist seit 2005 EU-Beitrittskandidat, die Verhandlungen liegen allerdings auf Eis.
Die Türkei wies den Bericht als „inakzeptabel“ zurück. Er sei einseitig und keinesfalls objektiv und komme zudem in einer Zeit, in der man versuche, die Beziehungen zwischen EU und der Türkei im Rahmen einer „positiven Agenda“ wiederzubeleben, teilte das Außenministerium in Ankara mit.
Als EU-Beitrittskandidat erwarte die Türkei „konstruktive Anstrengungen“ vom EU-Parlament, um die Beziehungen zur Türkei zu verbessern anstatt eine Plattform für „gegenstandslose Vorwürfe und blinde Anschuldigungen“ zu bieten.
Rückschritte bei Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit
Dramatische Rückschritte in der Türkei sehen die EU-Abgeordneten bei Grundrechten und der Rechtsstaatlichkeit sowie bei institutionellen Reformen. Nicht zuletzt kritisieren sie die Außenpolitik der Türkei in Teilen als feindselig - auch gegenüber der EU und ihren Mitgliedstaaten.
EU-Kommissar Oliver Varhelyi hatte am Dienstag im Plenum gesagt, die Beziehungen der EU zur Türkei hätten im vergangenen Jahr einen Tiefpunkt erreicht.
Gleichzeitig verwiesen die Abgeordneten darauf, dass ein enger Dialog und die Zusammenarbeit mit der Türkei im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik weiter bestehen müsse. Man befürworte auch weiterhin die Visaliberalisierung und wolle die Bevölkerung in der Türkei unterstützen.
RND/dpa