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Zu hohe Inflationsrate setzt US-Notenbank unter Druck

Erneute Erhöhung des Leitzins in den USA erwartet

Die steigende Inflation zwingt die US-Notenbank zum Handeln (Symbolbild).

Die steigende Inflation zwingt die US-Notenbank zum Handeln (Symbolbild).

Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch aller Voraussicht nach zum dritten Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie den Leitzins erhöhen. Wurde zunächst vielseits eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 1,25 bis 1,5 Prozent vermutet, erwarten manche Analysten nun noch mehr: Aufgrund jüngster Daten zur anhaltend hohen Teuerungsrate rechnen sie damit, dass die Fed die Märkte auch mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte überraschen könnte. Das wäre der größte Zinsschritt seit 1994, also seit fast 30 Jahren.

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Im Anschluss an die Fed-Sitzung wird Notenbankchef Jerome Powell (um 20.30 Uhr MESZ) die Beweggründe der Entscheider vor Journalisten erläutern. Zudem wird die Zentralbank auch aktualisierte Prognosen für das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft, die Entwicklung der Inflation und die weitere Entwicklung des Leitzinses veröffentlichen.

Der Druck auf die Notenbank ist derzeit groß: Die Teuerungsrate ist so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr, was die Kaufkraft der Verbrauchenden schmälert. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum. Für die Notenbank ist es ein Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird – ohne dabei gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen.

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Wegen der Corona-Krise hatte die Fed ihren Leitzins 2020 auf nahe Null gesenkt und Konjunktur und Finanzmärkte mit massiven Notprogrammen gestützt. Die gestiegene Inflationsrate bezeichnete die Fed im vergangenen Jahr noch zumeist als „vorübergehenden“ Effekt infolge der Pandemie. Gegen Jahresende leitete sie jedoch die Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik ein. Im März erhöhte sie den Leitzins erstmals seit der Pandemie um 0,25 Prozentpunkte. Im Mai folgte angesichts der hohen Inflationsrate ein Anstieg um 0,5 Prozentpunkte, die stärkste Anhebung seit 22 Jahren. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben.

Verbraucherpreise steigen auf höchsten Wert seit 1981

Im Vorfeld der Sitzung vom Mittwoch hatten die Entscheider der Fed klar signalisiert, dass erneut mit einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte zu rechnen ist. Daten aus der vergangenen Woche zeigten jedoch, dass die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent gestiegen waren. Das war der höchste Wert seit 1981. Zudem deuteten neue Erhebungen darauf hin, dass Verbraucher auch künftig mit weiter steigenden Preisen rechnen.

Die Daten erhöhen den Druck auf die Fed, weil die von ihr mittelfristig gewünschte Inflationsrate von zwei Prozent damit in immer weitere Ferne rückt. Daher schien es Analysten zufolge auch möglich, dass die Notenbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte anheben würde. Damit würde die Fed die Märkte allerdings überraschen, was die Zentralbanker meist vermeiden. Auf der anderen Seite würde die Notenbank damit ein klares Signal senden, dass sie den rasanten Anstieg der Preise bremsen will.

Eine Herausforderung für die Fed ist es, dass sie manche Ursachen der Preissteigerungen nur begrenzt beeinflussen kann. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Auch die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Corona-Lockdowns in China kann die Fed nicht kontrollieren. Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die US-Wirtschaft wieder, die Arbeitslosenquote lag im Mai bei niedrigen 3,6 Prozent. Viele Arbeitgeber klagen, dass sie nicht genügend Bewerber finden können.

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Die hohe Teuerungsrate sorgt indes auch im Weißen Haus für Kummer - nicht zuletzt, weil viele Wähler die Regierung von Präsident Joe Bidens dafür verantwortlich machen. Grob gesagt: Je höher die Preise, desto mehr fallen Bidens Umfragewerte. Das macht dem Präsidenten und seinen Demokraten zu schaffen, denn sie wollen bei der Kongresswahl im November ihre knappen Mehrheiten in beiden Parlamentskammern verteidigen.

RND/dpa

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