Drohnenalarm in Israel: Mischt der Iran mit?

Neue Bedrohung für Israel: Schon vor einigen Jahren tauchten Shehab-Drohnen wie diese bei einer Parade in Gaza auf.

Neue Bedrohung für Israel: Schon vor einigen Jahren tauchten Shehab-Drohnen wie diese bei einer Parade in Gaza auf.

Am Sonntagmittag gab es für die Region Sha’ar Hanegev im Süden Israels einen Luftalarm der speziellen Art: Eine Sprengstoffdrohne sei unterwegs, hieß es. Alle Zivilisten sollten sofort in die Bunker.

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Der „Explosive Drone Alert“ markierte eine neue Art von Aufmerksamkeit für Attacken aus Gaza.

In den Tagen zuvor waren mehr als 2000 Qassam-Raketen in Richtung Israel geflogen, ohne dass sich zu irgendeiner Zeit jemand um eine einzelne davon besonders gekümmert hätte.

Drohnen sind die trickreichere Waffe

Die Qassam-Raketen sind relativ simple Geschosse. Für die Hamas-Kämpfer in Gaza sind sie schlecht steuerbar, für Israels Luftverteidigungssystem Iron Dome dagegen gut berechenbar: Rund 90 Prozent wurden von dem autonomen Waffen­system abgefangen. Von den übrigen 10 Prozent erreichten auch nicht alle Raketen israelisches Gebiet. Ein Teil ging noch in Gaza nieder und zerstörte Häuser und Stromleitungen.

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Die Drohnen dagegen sind eine weitaus trickreichere Waffe. Sie können langsamer und niedriger fliegen und sind schon deshalb für den Verteidiger schwerer zu erkennen. Sie melden dem Angreifer zurück, wo sie gerade sind. Und sie können einen Zickzackkurs einschlagen, der die Abwehr auch dann schwierig macht, wenn die Drohne schon entdeckt wurde.

Beide Seiten im Gazakrieg machen inzwischen kein Geheimnis mehr aus der Präsenz von Shehab-Drohnen auf dem Gefechts­feld, im Gegenteil.

Der militärische Arm der Hamas ließ ein Video verbreiten, dynamisch geschnitten wie ein Kinofilm und untermalt mit Musik, das den Start von Shehab-Drohnen dokumentiert.

Noch am selben Tag konterte Israels Luftwaffe mit einem Video, das zeigt, wie der Abschuss einer solchen Drohne in der Luft aussieht. Beide Videos sind undatiert.

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Die Hamas meldete am Wochenende, sie habe mit einer Shehab-Drone eine israelische Chemiefabrik nahe der Siedlung Niz Oz angegriffen – von israelischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.

Israel meldete, die Luftwaffe habe in den letzten Tagen fünf Drohnen vom Typ Shehab abgeschossen – dies wiederum ließ die Hamas unkommentiert.

Wenig Dynamit, viel Schaden – wie im Jemen

Die Nervosität in Israel scheint wegen der neuen Bedrohung durch Drohnen zu wachsen. Tatsächlich können Drohnen auch mit kleinen Mengen Dynamit extrem hohen Schaden anrichten, wenn sie sich etwa in Chemieanlagen bohren oder in Öl- und Gastanks.

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Im Jemen-Krieg haben die Huthi-Rebellen auf diese Art den Saudis eine ungeahnte militärische Macht demonstriert: Drohnenangriffe auf saudische Raffinerien im Jahr 2019 brachten dem Königshaus Milliardeneinbußen.

Ebenso wie die Huthi-Rebellen im Jemen bekommen die Hamas-Kämpfer in Gaza Unterstützung aus dem Iran.

Zwar betonen die Hamas-Kämpfer, sie hätten nicht nur ihre Qassam-Raketen, sondern auch die Drohnen selbst gebaut, Militärexperten in aller Welt sehen jedoch Übereinstimmungen mit der Qasef-Drohne der Huthi – die ihrerseits von der iranischen Drohne Ababil-T abgeleitet sei.

Von „Evolutionsprozessen“ in der Drohnenentwicklung ist in Fachkreisen die Rede. Andere drücken es derber aus: In Gaza hätten die Kämpfer Drohnen „zusammengeschustert“, glaubt etwa der Militärexperte Adam Rawnsley vom New Yorker Nachrichtenportal The Daily Beast. Wo beginnt in diesem Fall die Waffenhilfe?

Nächster Schritt: Krieg mit dem Iran?

Das maßgebliche Zeichen technologischer Verwandtschaft ist nicht unbedingt die äußere Form. Die Experten blicken oft mehr auf die Motoren, Sensorik und GPS-Systeme – und stoßen dann auf Schnittmengen verwendeter Komponenten.

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Was aber, wenn demnächst tatsächlich eine israelische Fabrik wegen einer Sprengstoffdrohne aus Gaza in die Luft fliegt, es viele Todesopfer gibt – und ganz Israel der Meinung ist, hier habe Israels Erzfeind Iran technologisch seine Hand im Spiel gehabt?

Schon 2018, auf der Münchner Sicherheitskonferenz, warnte Israels Premier Benjamin Netanjahu den Iran vor Drohnenangriffen auf sein Land.

Schon 2018, auf der Münchner Sicherheitskonferenz, warnte Israels Premier Benjamin Netanjahu den Iran vor Drohnenangriffen auf sein Land.

Der Gazakrieg könnte in diesem Fall unheilvoll eskalieren. Der nächste Schritt bestünde im schlimmsten Fall in der seit Jahrzehnten gefürchteten direkten Konfrontation zwischen den beiden hochgerüsteten Staaten Israel und Iran.

Schon seit Jahren wachsen die Spannungen zwischen dem Iran und Israel – und immer wieder spielten dabei auch Drohnen eine Rolle. Unvergessen ist, wie Israels Premier Benjamin Netanjahu bereits im Jahr 2018 auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Überreste einer abgeschossenen Drohne präsentierte, mit denen er deren iranische Bauart beweisen wollte.

Ein israelisch-iranischer Krieg würde sich nach übereinstimmenden internationalen Einschätzungen nicht etwa nach und nach steigern, sondern gleich mit massiven Luftangriffen auf iranische Nuklearanlagen beginnen. Das Mullahregime will in diesem Fall nicht nur Moslems in der ganzen Welt zum „heiligen Krieg“ aufrufen. Der Iran hält sich auch selbst für überlegen.

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Er will Israel „durch eine einzige militärische Operation vernichtend  schlagen“: Irans Militärchef Hossein Salami.

Er will Israel „durch eine einzige militärische Operation vernichtend schlagen“: Irans Militärchef Hossein Salami.

Anfang Mai sagte Irans Militärchef Hossein Salami, Israel sei sehr klein und schon deshalb sehr verletzlich. Daher sei es möglich, das Land „durch eine einzige militärische Operation vernichtend zu schlagen“. Salamis Äußerungen erhöhten die Anspannung in Israel. Ausdrücklich erwähnte Salami auch die Abhängigkeit Israels vom Seehandel – der Schutz von Häfen wurde seither verstärkt.

Bereits vor zwei Jahren hatte Salami ein auch für nahöstliche Verhältnisse mehr als düsteres Interview im iranischen Staatsfernsehen gegeben. Danach gehe es in einem künftigen Krieg um nichts Geringeres als die „Auslöschung“ („elimination“) Israels: Das Land solle von der politischen Landkarte der Welt verschwinden.

Die USA versuchen zu beruhigen

Exakt diese Albtraumperspektive ist es, die die Amerikaner beunruhigt. Dabei spielt auch die Sorge eine Rolle, iranische Drohnen mit höherer Kampfkraft als die jetzt eingesetzten Shehab-Modelle könnten Flugabwehreinrichtungen wie den Iron Dome vernichten. Hinzu kommt die Angst, größerer Drohnen könnten Massenvernichtungswaffen transportieren oder die israelischen Atomanlagen angreifen. Im Januar dieses Jahres hielt der Iran Übungen ab, bei denen der Einsatz neuer Drohnen im Mittelpunkt stand.

Neue Generation iranischer Drohnen: Die Regierung in Teheran verbreitete Bilder wie dieses im Januar dieses Jahres nach einer Militärübung.

Neue Generation iranischer Drohnen: Die Regierung in Teheran verbreitete Bilder wie dieses im Januar dieses Jahres nach einer Militärübung.

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Am 27. April war die iranische Drohnentechnologie Thema eines Spitzentreffens im Weißen Haus: Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sprach darüber mit seinem israelischen Amtskollegen Meir Ben-Shabbat. Um „Unmanned Aerial Vehicles“ aus dem Iran abzuwehren, werde man eine amerikanisch-israelische Arbeitsgruppe bilden, hieß es anschließend in der Abschlusserklärung zu dem Treffen.

Aktuell will die Biden-Administration vor allem alles tun, um eine direkte Konfrontation zwischen Israel und dem Iran zu verhindern. Die USA stellen sich öffentlich hinter Israel und dessen Premier Benjamin Netanjahu, intern aber soll nach Berichten israelischer Medien der Druck aus Washington in Richtung Deeskalation inzwischen massiv gewachsen sein.

Einen öffentlichen Hinweis auf die dämpfende Rolle Washingtons gab am Sonntagmorgen der amerikanische Vertei­di­gungs­minister Lloyd Austin. In einem Tweet ließ er wissen, er habe erneut mit seinem israelischen Amtskollegen Benny Gantz gesprochen. Austin bekräftigte das Recht Israels auf Selbstverteidigung und verurteilte die Attacken der Hamas auf israelische Zivilisten.

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Dann folgt in dem Tweet ein wichtiger dritter Satz: „Ich habe auch meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass bald wieder Ruhe hergestellt werden kann.“

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